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Großbritannien: Eklat um Gordon Brown

Harte Zeiten für den designierten Nachfolger von Tony Blair, Gordon Brown. Ein ehemaliger Mitarbeiter warf dem britischen Finanzminister in einem Interview "stalinistische Rücksichtslosigkeit" vor.

London - Brown behandle seine Kabinettskollegen "mehr oder weniger mit totaler Verachtung" und gestatte ihnen "keinerlei ernsthafte Diskussion". Er sei der Ansicht, dass dies "nicht der Mühe wert" sei, weil sie "das bekommen, was ich entscheide", sagte Lord Andrew Turnbull, von 2002 bis 2005 Kabinettssekretär und davor einer von Browns engsten Mitarbeitern, in einem Interview mit der "Financial Times".

Die Aussagen schlugen wie ein Bombe ein, und die Anwärterin für den Posten des Vizeregierungschefs für den Fall des für Anfang Mai erwarteten Rücktritts Blairs, Verfassungsministerin Harriet Harman, eilte Brown umgehend zu Hilfe. Brown fordere viel von seinen Kollegen, aber auch von sich selbst, sagte sie dem Sender BBC. Blairs Sprecher erinnerte an die "Bewunderung" des Premiers für Browns Arbeit als Finanzminister. Der Eklat kommt für Brown zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Am Dienstag wollte das Exekutivkomitee der Labour-Partei über das Verfahren zur Blair-Nachfolge beraten - und am Mittwoch stellt Brown sein elftes und voraussichtlich letztes Budget vor.

Zugleich bescheinigten jüngste Umfrageergebnisse dem Schatzkanzler ein neues Popularitätstief. Einer Erhebung der Zeitung "Guardian" zufolge liegt Brown in der Wählergunst ganze 15 Prozentpunkte hinter dem Chef der oppositionellen Konservativen Partei, David Cameron. Auch innerparteilich gerät Brown zunehmend unter Druck. Aber eine überzeugende Alternative für den Leitungsposten von New Labour ist derzeit nicht in Sicht. (tso/AFP)

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