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Der US-Soldat Bowe Bergdahl bei seiner Freilassung in Afghanistan.

© AFP

Entführter US-Soldat: Video der Taliban zeigt Freilassung von Bowe Bergdahl

Die Taliban machen Propaganda mit einem Video von der Freilassung des US-Soldaten Bowe Bergdahl. Sein Land diskutiert derweil über den Deal – und ihn.

Es ist ein Krieg der Bilder. Die Taliban veröffentlichten jetzt ein Video, das zeigt, wie sie den vor fünf Jahren in Afghanistan entführten US-Soldaten Bowe Bergdahl am Samstag in den afghanischen Bergen an die Special Forces der US-Armee übergeben haben. In dem Film ist zu sehen, wie ein US-Militärhubschrauber in einem afghanischen Dorf landet. Wenige Schritte entfernt wartet der nervös wirkende Bergdahl in Begleitung seiner Bewacher, die eine weiße Fahne schwenken. Nach einem Handschlag und einem kurzen Austausch zwischen den Aufständischen und den US-Soldaten bewegt sich Bergdahl zögernd auf den Hubschrauber zu, bevor er schließlich ausgeflogen wird. „Komm nie wieder nach Afghanistan. Das nächste Mal wird dich niemand freilassen“, sagt einer der bewaffneten Kämpfer vorher noch zu Bergdahl.

Anderes Video zeigt freigelassene Taliban

Ein anderes Video, das am Mittwoch von einer afghanischen Seite ins Netz gestellt wurde, zeigt, wie die im Austausch gegen Bergdahl freigelassenen fünf Taliban in Doha gefeiert werden. Am Rand der sandig-staubigen Landstraße steht eine Gruppe Männer in langen weißen Gewändern, dunklen Hosen und mit weißer Kopfbedeckung. Eine Wagenkolonne schwarzer und weißer SUVs nähert sich. Die Männer schließen die mit den Wagen Ankommenden in die Arme. Unter „Allah-ist-groß“-Rufen feiern sie die Rückkehr der fünf Taliban. Einer von ihnen ist Khirullah Said Wali Khairkhwa, ein früherer Innenminister der Taliban. Zu den Freigelassen zählt auch Mohammad Nabi Omari, der einer der wichtigsten früheren Taliban-Führer sein soll und in Guantanamo gefangen gehalten wurde. Ihm werden laut „New York Times“ enge Verbindungen zu militanten Gruppen und zu Al Qaida nachgesagt.

Zur Verteidigung des in den Vereinigten Staaten in die Kritik geratenen Gefangenenaustausches schickt die US-Regierung ihre Spezialisten vor, die von zwei anderen Videos berichten. Bergdahls gesundheitlicher Verfall sei darauf zu beobachten gewesen, schildern Experten des Geheimdienstes. Man habe angesichts der Bilder Angst um sein Leben haben müssen. Die beiden Filme hatten die Vermittler des Deals, Vertreter der Regierung in Katar, den Amerikanern übergeben. Veröffentlicht sind sie aber – noch – nicht.

US-Präsident Barack Obama verteidigt umstrittenen Deal

US-Präsident Barack Obama verteidigte den Deal. „Ungeachtet der Umstände, als wie auch immer diese Umstände sich herausstellen werden, wir bringen einen amerikanischen Soldaten zurück, wenn er in Gefangenschaft ist“, sagte Obama. „Punkt. Ende. Wir stellen das nicht in Frage.“ Die Debatte hat er damit nicht beendet. Selbst die demokratische Senatorin Dianne Feinstein, eine Stütze Obamas im Senat und Vorsitzende des Geheimdienstausschusses, kritisierte, der Kongress hätte vorab von dem Austausch informiert werden müssen. „Es war sicher die Zeit, um einmal das Telefon in die Hand zu nehmen“, sagte Feinstein. Inzwischen habe sie einen Anruf von Antony Blinken, dem stellvertretenden Nationalen Sicherheitsberater, bekommen, dieser habe sich im Namen des Weißen Hauses bei ihr entschuldigt.

Kongress kritisiert mangelnde Information

Der Sprecher des Repräsentantenhauses, der Republikaner John Boehner, sagte, das Vorgehen des Weißen Hauses habe „ernsthafte Fragen aufgeworfen“. Republikanische Kongressmitglieder werfen Obama und seinem Verteidigungsminister Chuck Hagel vor, das Gesetz gebrochen zu haben. Die Statuten des Kongresses bezüglich Guantanamo schreiben vor, dass der Kongress 30 Tage vor einem solchen Schritt informiert werden muss. Sie fordern einen Untersuchungsausschuss.

Obamas Stabschef Denis McDonough mühte sich, mit einem Besuch beim wöchentlichen Lunch der Demokraten im Kongress zumindest hier die Wogen zu glätten. Obama und Hagel hätten einfach keine 30 Tage Zeit gehabt, sagte er. Das Weiße Haus fürchtete demnach, der Deal könne platzen, sollte etwas davon an die Öffentlichkeit dringen. Obama sagte in Polen, der Kongress sei über die laufenden Verhandlungen im Bilde gewesen.

Warum verließ Bowe Bergdahl damals das Armee-Lager?

Ob Obama den Kongress überhaupt zwingend informieren muss, stellt die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Caitlin Hayden, in Frage. Sie argumentiert, es gebe eine Ausnahmeregel für besondere Umstände. John McCain, republikanischer Senator, hält eine Diskussion um die 30-Tage-Frist für wenig sinnvoll. Er sieht jedoch in den freigelassenen Taliban eine Gefahr für Amerika. Sie stehen in Doha unter Hausarrest und werden streng überwacht, auch von amerikanischen Kräften.

Gerade erst angefangen hat in den USA die Debatte, warum Bowe Bergdahl damals das Armee-Lager auf eigene Faust verlassen hatte. Kameraden werfen ihm vor, die Suche nach ihm habe andere Soldaten das Leben gekostet.

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