zum Hauptinhalt
Französische Polizeibeamte sammeln an einem der von baskischen Separatistenorganisation ETA verwendeten Versteck Plastiktüten auf.

© Bob Edme/AP/dpa

Update

Baskische Untergrundorganisation: Eta gibt ihre Auflösung bekannt

Die baskische Untergrundorganisation Eta hat sich aufgelöst - und will sich dazu am Freitag in Südfrankreich äußern.

Die Entscheidung ist absehbar gewesen - von den Beamten der spanischen Zentralregierung in Madrid, den Anhängern im Baskenland und auch den internationalen Beobachtern: die Eta hat sich für aufgelöst erklärt. In einer schriftlichen Erklärung hat die baskische Untergrundtruppe die „vollständige Auflösung ihrer Strukturen“ bekanntgegeben - in der spanischen Zeitung „El Diario“ wurde die schon vom 16. April datierte Mitteilung am Mittwoch veröffentlicht. Am Freitag soll die Auflösung bei einer Konferenz in Cambo-les-Bains im französischen Baskenland offiziell gemacht werden.

Zuletzt gab die Eta wieder Waffen ab

Die Eta hatte die deutsche RAF, die irische IRA und die italienischen Roten Brigaden überlebt - wobei es gerade separatistische Bewegungen durchaus noch gibt. Dennoch war auch die Eta - wie die anderen vor Jahrzehnten gegründeten, linksradikalen Untergrundverbände in Europa - seit Jahren inaktiv. Seit 2011 haben sich die baskischen Separatisten an den von ihnen verkündeten Waffenstillstand gehalten; mehrfach hatte die Eta ihren Verfolgern aus Madrid geheime Depots offengelegt. Und erst vergangene Woche ließen Eta-Aktivisten wieder Waffen und Munition an die französischen Behörden übergeben: In Bayonne im Südosten Frankreichs haben Polizisten vier abgestellte Kisten mit 20 Kleinfeuerwaffen, Munition sowie ein Sprengkabel gefunden. Dazu noch 200 gefälschte Autokennzeichen.

Im südfranzösischen Kloster einigte sich die Eta auf ihren militanten Kurs

Die Eta, also "Euskadi Ta Askatasuna" - baskisch für "Baskenland und Freiheit", wurde 1959 konspirativ gegründet. Einst sollen ihr bis 100 Militante angehört haben, dazu kamen Tausende die der Untergrundgruppe im Alltag halfen. Seit den 60er-Jahren kämpfte die Eta gewaltsam für die Unabhängigkeit des Baskenlandes in Nordspanien, mit geringerer Intensität auch für die Sezession der Basken in Südfrankreich. Die auch von der EU als Terrorgruppe eingestufte Eta wird von Spaniens Regierung für den Tod von 829 Männern und Frauen verantwortlich gemacht.

Doch ihr Kampf begann weit weniger isoliert, als sie in ihrer letzte Phase war - die schließlich in der nun erfolgten Auflösung endete. Ja, die Eta war einst populär, vor allem weil sie gegen den zentralspanischen Faschismus kämpfte. Im Widerstand gegen die Diktatur Francisco Francos hatten sich im Juli 1959 baskische Studenten zur Eta zusammenschlossen. Bei einer Versammlung in einem südfranzösischen Kloster 1962 einigten sie sich auf einen linksnationalistischen Kurs, der die Basken in die - sozialistische - Unabhängigkeit führen sollte. Radikalisiert wurden die Eta-Gründer durch das baskische Establishment, das sich mit Franco arrangiert hatte.

Im Baskenland und Katalonien unbeliebt: die Guardia Civil

Und nach Jahrzehnten der Anschläge, Entführungen, Attentate wäre die Eta wohl noch viel unpopulärer, wenn Spanien gleiches Recht für alle hätten gelten lassen: Baskische Gefangene aber saßen viel häufiger in Isolationshaft als spanische Verurteilte. Da Eta-Häftlinge zudem auf Gefängnisse in ganz Spanien verteilt sind, finden im Baskenland immer wieder große Demonstrationen gegen diese Zerstreuung statt, die eine bei anderen Gefangenen übliche ortsnahe Unterbringung verhindert. Menschenrechtsorganisationen untersuchten regelmäßig Vorwürfe, wonach baskische Gefangene von Angehörigen der paramiltärischen Guardia Civil misshandelt worden seien.

Nicht nur die Eta, sondern auch die moderate Linke bezeichneten die 3000 im Baskenland kasernierten Bundesbeamten der Guardia Civil als "Besatzungstruppen" - ein Vorwurf übrigens, der sich nach der Absetzung der gewählten katalanischen Regionalregierung in Barcelona wiederholte. Auch dort hadert die Hälfte der Bevölkerung mit Spaniens Zentralstaat. Zu terroristischen Mitteln haben die Unabhängigkeitsbefürworter in Katalonien aber nicht gegriffen.

Unklar ist nun, inwiefern es Vereinbarungen mit Madrids Strafverfolgern über die noch gesuchten Eta-Aktivisten gibt. Nicht bekannt ist auch, wie viele Männer und Frauen zuletzt noch zur Eta gezählt wurden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false