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Fall Litwinenko: Scotland Yards schwierige Ermittlungen

Die Beamten von Scotland Yard haben in Moskau ihre schwierigen Ermittlungen zum mysteriösen Tod des russischen Ex-Agenten Alexander Litwinenko fortgesetzt. Das Verhör soll allerdings von russischen Ermittlern geführt werden.

Moskau - Die britischen Ermittler sollten Gelegenheit erhalten, den als Schlüsselzeugen geltenden Geschäftsmann Andrej Lugowoj zu treffen. Das Verhör sollte jedoch von russischen Ermittlern geführt werden. Einen genauen Termin für das Treffen wollte die Staatsanwaltschaft nicht nennen. Der italienische Litvinenko-Kontaktmann Mario Scaramella machte in einem Interview Ex-KGB-Agent für den Tod des Kreml-Kritikers verantwortlich.

Lugowoj sagte der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass, er sei "offiziell" darüber informiert worden, dass das Treffen "heute im Beisein von Vertretern der russischen Staatsanwaltschaft stattfinden wird". Seine Ärzte hätten dieser "Begegnung" zugestimmt. Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtete hingegen unter Berufung auf Vertraute Lugowojs, ein Verhör sei zwar geplant gewesen, Lugowoj müsse aber zunächst noch einige medizinische Untersuchungen durchlaufen. Auch die Staatsanwaltschaft wollte keinen Termin für das Verhör nennen. Der Ex-KGB-Agent wird derzeit im Krankenhaus auf eine mögliche radioaktive Vergiftung untersucht.

Lugowoj beteuert Unschuld

Lugowoj hatte Litwinenko in einem Londoner Hotel getroffen, kurz bevor dieser erstmals Symptome einer radioaktiven Vergiftung spürte. In seinem Privatflugzeug und seinem Londoner Hotelzimmer waren Spuren der radioaktiven Substanz Polonium 210 gefunden worden, mit der Litwinenko vergiftet wurde. Lugowoj beteuert jedoch seine Unschuld und gibt an, hintergangen worden zu sein.

Die britischen Ermittlungen in Moskau gestalten sich schwierig. Am Dienstag hatte Generalstaatsanwalt Juri Tschaika betont, die Scotland-Yard-Ermittler dürften bei Verhören lediglich anwesend sein. Eine Auslieferung von Verdächtigen nach Großbritannien schloss Tschaika aus. Die russischen Behörden verweigern den Briten auch ein Treffen mit dem wegen Geheimnisverrats inhaftierten Ex-Agenten Michail Trepaschkin, der in einem Brief von einem angeblichen groß angelegten Komplott gegen Litwinenko berichtet hatte.

Russische Untersuchung der Affäre gefordert

Der stellvertretende Justizminister Wladimir Kolesnikow sprach sich in der Zeitung "Kommersant" für eine eigene russische Untersuchung der Affäre aus. "Unsere Sicherheitsbehörden dürfen den Ereignissen nicht gleichgültig gegenüberstehen." Litwinenko hatte kurz vor seinem Tod den russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin für das Komplott gegen ihn verantwortlich gemacht. Dafür gibt es bislang keine Beweise.

Scaramella sagte mit dem Fernsehsender CNN, Bekannte hätten ihn in E-Mails gewarnt, "Geheimorganisationen aus Russland" hätten es auf Litwinenkos Leben abgesehen. Diese hätten nicht direkt den russischen Behörden unterstanden, sondern seien von "pensionierten Mitarbeitern" des Geheimdienstes FSB gesteuert. Der Italiener bezeichnete es als unwahrscheinlich, dass Litwinenko während ihres Treffens in einem Londoner Sushi-Lokal vergiftet wurde. Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörden konnte bei den 31 Beschäftigten des Lokals keine radioaktive Verseuchung festgestellt werden.

Der Italiener Scaramella wurde inzwischen aus dem Krankenhaus in London entlassen, wo er seit der Entdeckung geringer Mengen von Polonium 210 behandelt wurde. Nach Angaben der Ärzte wurden keine Anzeichen auf eine radioaktive Vergiftung gefunden. Litwinenko war am 23. November an radioaktiver Vergiftung gestorben. (tso/AFP)

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