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Eine App, die die Eindämmung des Coronavirus vorantreiben soll, was das Top-Thema am Mittwoch.

© Odd ANDERSEN / AFP

Fragen des Tages: Wirbel um neue Corona-App und Messung der Fallzahlen in den Landkreisen

Viele Corona-Fälle in München, eine App soll nun die Verbreitung des Virus verlangsamen. Und – zu wenige Richterinnen machen Karriere. Die Themen des Tages im Überblick.

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Das Corona-Update

 • Die aktuellen Zahlen zur Coronavirus-Pandemie

 • Die Johns-Hopkins-Universität meldet weltweit mehr als 900.000 Infizierte und mehr als 45.000 Tote. Die Zahlen der US-Uni für Deutschland: Mehr als 76.000 Infizierte und 858 Tote.

 • Die Auswertung der Zahlen aus den deutschen Landkreisen meiner Kollegen aus dem Tagesspiegel-Datenteam zeigt: In München haben die Corona-Fälle zuletzt stark zugenommen (auf knapp 3000). Die bayerische Landeshauptstadt ist nun die deutsche Großstadt mit den meisten Infektionen pro Kopf. Berlin hat zum Beispiel weniger als die Hälfte der Infektionen pro Einwohner.

 • Wir hatten zuletzt immer wieder auf die Verdopplungsgeschwindigkeit der Infektionszahlen geschaut. Auch hier gibt es Fortschritte: 7 von 16 Bundesländern haben inzwischen eine Verdoppelungsrate von 8 Tagen oder länger. Zehn Tage oder länger galten bisher als Wert, der deutschlandweit von der Regierung angestrebt ist, bevor eine Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen in Erwägung gezogen wird (Hintergrund zu den Zahlen gibt es hier). Allerdings sagte Kanzlerin Merkel heute, dass eher eine Spanne von bis zu 14 Tagen das neue Ziel sei. Denn die Verweildauer der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen sei doch länger als erwartet.

• Hilft eine App gegen die Verbreitung des Virus?
Das zumindest erhoffen sich das Gesundheitsministerium und Forscher des Robert Koch-Institutes. Sie sind an einer Initiative von mehr als 130 Forschern und Programmierern zur Entwicklung einer entsprechenden Technologie beteiligt. Es soll möglich werden, Kontakte von Covid-19-Infizierten mit dem Handy nachzuverfolgen. Auf Basis dieser Technologie könnte in den kommenden Wochen eine App ausgerollt werden, die sich die Bundesbürger auf ihr Smartphone laden können (wie die App genau funktionieren soll, können Sie hier nachlesen). 

Die Datenschützer zumindest können zufrieden mit der geplanten Anwendung sein:

1. Die App soll freiwillig sein. Niemand wird gezwungen, sie herunterzuladen.

2. Ihre Nutzer bleiben komplett anonym. Niemand, auch der Staat nicht, soll erfahren, wer sich wann und wo mit wem getroffen hat.

Aber was bringt die Technik wirklich? Die größten Vorteile der europäischen Corona-App, die Freiwilligkeit und die Anonymität, sind zugleich ihre größten Schwachstellen, schreibt meine Kollegin Miriam Schröder: Damit sie ihr Potenzial voll entfalten kann, müssten 60 Prozent der Bevölkerung sie herunterladen – und ihr Telefon dann auch immer bei sich tragen, es nicht etwa in der Jacke an der Garderobe lassen. 

Und noch etwas anderes sollte die Hoffnung dämpfen, dass wir bald ein technisches Allheilmittel im Kampf gegen Corona haben: Asiatische Staaten wie Südkorea, Japan und China, die die Epidemie im Griff zu haben schienen und stark auf Tracking setzten, kämpfen derzeit wieder mit zunehmenden Fällen - und verschärfen die Corona-Maßnahmen vor allem für Rückkehrer und Besucher aus dem Ausland. Das berichtet die „New York Times“.

• Was treibt eigentlich die Opposition im Bundestag? 
Spahn, Laschet, Merkel und Söder - die Krisenmanager der Republik sind derzeit allgegenwärtig. Aber was machen die Oppositionsparteien eigentlich in Zeiten der Pandemie? Die Strategien von Grünen, FDP, Linken und AfD in der Coronakrise stellen wir hier vor.

• Wie geht es mit der Wirtschaftshilfe für Unternehmen voran?
Soweit sich das jetzt schon beurteilen lässt, überraschend gut. Zumindest in Berlin. Viele Berliner Gastronomen und andere Selbstständige haben die ersten Zahlungen der Soforthilfe auf ihre Konten bekommen. Am Wochenende hatten sie sie mit viel Ausdauer online beantragt. Allerdings gibt es auch viele, die noch warten, was aber wohl am Buchungsablauf der jeweiligen Hausbank liegt. Mehr dazu an dieser Stelle. 

Hier haben wir einen Überblick zusammengestellt, welche Fördermöglichkeiten es zum Beispiel für Solo-Selbstständige gibt, an wen man sich wenden kann und welche Voraussetzungen man als Unternehmer dafür mitbringen muss. Der Überblick wird laufend aktualisiert.

• Warum machen wir es nicht so wie die Schweden? 
Keine Kontaktsperre, Bars und Restaurants geöffnet, Kindertagesstätten und Grundschulen in Betrieb: In allen anderen Ländern Europas und vielen Staaten der Welt wird wegen der Ausbreitung des Coronavirus durch Gesetze und Verordnungen massiv in den Alltag der Bürger eingegriffen. Das sonst so sicherheitsbewusste Schweden scheint in der Pandemie vieles anders zu machen. 

Aber macht Schweden damit auch vieles besser? Mein Kollege Sven Lemkemeyer hat sich in die Details des schwedischen Weges vertieft. Seinen Report lesen Sie hier.

Was sonst heute noch wichtig war

• Taliban und Regierung treffen sich erstmals zu Gesprächen: In Afghanistan diskutieren die militant-islamistischen Taliban mit der Regierung über einen Gefangenenaustausch. Derweil geht der Konflikt im Land weiter.

• Berlins Richterinnen bei Beförderungen unterrepräsentiert: Es gibt mehr Frauen in der Richterschaft - ihre Karrierechancen sehen aber mau aus. Nun fordern die Richterinnen mehr Rechte für ihre Frauenvertreterin.

• Apotheken gehen immer öfter Medikamente aus: Pharmazeuten warnen: Allein im vergangenen Jahr waren in Deutschland knapp 18 Millionen verordnete Medikamente nicht sofort lieferbar, schreibt mein Kollege Robert Ide im Checkpoint-Newsletter.

• Kinderlebensmittel enthalten jetzt weniger Zucker: Um Übergewicht zu bekämpfen, sollen Lebensmittelhersteller weniger Zucker, Fett und Salz verwenden. Es gibt erste Erfolge, meint zumindest Ernährungsministerin Julia Klöckner.

Tipps für den Corona-Alltag

Museen, Theater, Clubs sind geschlossen. Wir geben Tipps für digitale Kulturflaneure: Heute begeben wir uns unter anderem auf die Spuren fantastischer Frauen in Frankfurt. Lust mitzugehen? Dann hier entlang.

Und auch heute gibt es einen neuen Teil unserer Kochkolumne. Diesmal kommen Buletten mal anders auf den Tisch - nämlich mit Zitrone. Das Rezept finden Sie hier.

Bewegung ist wichtig, wenn man sich größtenteils zu Hause aufhält. Beim Training werden die Füße oft vergessen. Meine Kollegin Sigrid Kneist gibt in ihrem Newsletter ein paar Tipps, wie man sie fit hält.

Gibt es was im Fernsehen?

Hightech-Grusel von Leigh Whannell: Der Film Der Unsichtbare ist bei Sky im Stream zu sehen. Universal geht damit in der Coronakrise neue Wege. Die gefallen nicht jedem.

Was sollte ich für morgen wissen?

Wie tief wird der durch die Corona-Krise verursachte Einbruch für die deutsche Wirtschaft? Kann eine neue Massenarbeitslosigkeit verhindert werden? Und was können Regierungen und Zentralbanken tun, um die Aussichten zu verbessern? Antworten liefert morgen die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie.

Das US-Arbeitsministerium veröffentlicht Zahlen zu Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in der Woche bis zum 28. März. Diese werden zumindest erahnen lassen, wie hart Corona den US-Arbeitsmarkt trifft. In der Vorwoche waren die Anträge infolge der Coronavirus-Epidemie sprunghaft von rund 300.000 auf knapp 3,3 Millionen angestiegen.

Um Italien und Griechenland zu entlasten hatten die EU-Staaten 2015 die Umverteilung von bis zu 160.000 Asylsuchenden auf die EU-Länder beschlossen. Tschechien, Ungarn und Polen weigerten sich allerdings, sich daran wie vorgesehen zu beteiligen. Dagegen klagte die EU-Kommission, die in der Staatengemeinschaft unter anderem die Einhaltung von EU-Recht überwacht. Morgen entscheidet der Europäische Gerichtshof über das Urteil.

Zahl des Tages: 300.000!

300.000 Euro. So viel Spenden sammelten die Berliner Clubs mit ihrem Streamingprojekt in der Coronakrise bisher. Mehr darüber lesen Sie an dieser Stelle.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und bleiben Sie gesund! Ihr Benjamin Reuter Leiter Newsroom

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