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Sarkozy und Brown

© dpa

Frankreich: Alles wird besser

Nicolas Sarkozy ist bei seinem ersten Staatsbesuch in Großbritannien. Gesprächsthemen mit Premierminister Gordon Brown sind unter anderem die Liberalisierung des Welthandels und die gemeinsame Strategie im Umgang mit Russland.

Von Markus Hesselmann

Dieser Staatsbesuch wird ein prachtvolles Spektakel. Wie es sich gehört für das Rendezvous zweier Länder, die den Pomp lieben – die einen royal, die anderen republikanisch. Britanniens Medien sind schon vorher voll von Bildern des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und seiner glamourösen Frau Carla Bruni, die von Mittwoch an für zwei Tage nach London kommen. Voll auch von Geschichten über deren Vorfreude auf das königliche Ambiente im Schloss Windsor, wo sie die Ehre haben, übernachten zu dürfen. Oder darüber, wie der Präsident extra Englischunterricht nimmt und die junge Präsidentengattin höfische Begrüßungen für das Treffen mit Königin Elizabeth übt. Eine Kutschfahrt durch Windsor, den Wohnsitz der Queen westlich von London, dürfte für das alles andere als öffentlichkeitsscheue Paar Sarkozy einer der Höhepunkte der gemeinsamen Englandreise sein.

Jenseits des Glamours liegt auf beiden Seiten die Hoffnung auf verbesserte Beziehungen nach den schwierigen Jahren unter Tony Blair und Jacques Chirac, deren Tiefpunkt das Zerwürfnis über den Irakkrieg markierte. Unter Gordon Brown, Blairs Nachfolger als Premierminister, und dem neuen Präsidenten Sarkozy soll nun alles besser werden. Die Rolle einer eher unfreiwilligen Förderin kommt dabei Angela Merkel zu, der dritten noch nicht allzu routinierten Hauptdarstellerin im neuen europäischen Machtgefüge. Dass sich die Bundeskanzlerin mit Sarkozy zuletzt nicht allzu gut verstand, wird in Großbritannien als Argument für eine neue Entente interpretiert. „Immer wenn die deutsch-französischen Beziehungen einrosten, scheinen sich Großbritannien und Frankreich umso besser zu verstehen“, heißt es in einer Analyse der BBC.

Und so kommt Sarkozy mit vielen für Großbritannien angenehmen Ankündigungen. Zum Beispiel einer Zusammenarbeit beim Ausbau der Kernenergie, bei der Deutschland aufgrund der eigenen Ausstiegspläne passen muss. Oder der Aussicht auf eine Verstärkung französischer Truppen in Afghanistan. Daran knüpfen die Briten die vorsichtige Hoffnung, dass ihre eigenen Soldaten im umkämpften Süden des Landes künftig womöglich von französischen Einheiten unterstützt werden. Eine Forderung, die sie an alle Alliierten stellen, auch an Deutschland, das dabei bislang nicht mitmacht. Außerdem umschwärmt Sarkozy die Briten mit dem Angebot, Frankreich wieder in die militärische Struktur der Nato zu integrieren. Allerdings unter der Bedingung „unabhängiger europäischer militärischer Stärke“ mit französischen Generälen in führenden Positionen. Gordon Brown, im Zweifel eher Atlantiker als Europäer, dürfte diese Wendung nicht gefallen. Und schließlich wird es um gemeinsame Pläne für mehr Transparenz der kriselnden globalen Finanzmärkte gehen. Bei diesem vor allem für den Finanzstandort Großbritannien wichtigen wirtschaftspolitischen Thema sucht Brown auch die Kooperation mit Merkel.

Der Premier müsse die Gunst der Stunde nutzen, schreibt der Kommentator der „Times“ und nennt noch weitere Punkte für die Tagesordnung des britisch-französischen Treffens: die Liberalisierung des Welthandels und eine gemeinsame Strategie im Umgang mit Russland. Dessen Beziehungen zu Großbritannien sind durch den Mord an dem britischen Staatsbürger und früheren KGB- Agenten Alexander Litwinenko und der von Moskau blockierten Auslieferung des Tatverdächtigen Andrej Lugowoi stark belastet.

Deutschland wird dabei jeweils die Rolle des kooperationswilligen Dritten zugeschrieben, der schon mitmachen werde, wenn sich Großbritannien und Frankreich nur einig seien. „Blair unterlag dem Fluch, zu Zeiten Chiracs und des eigensinnigen Gerhard Schröders zu regieren“, heißt es in der „Times“. Dagegen seien Sarkozy und Merkel ein Segen.

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