zum Hauptinhalt

Gewalt: Griechenland fürchtet neuen Terror

In Griechenland wächst die Sorge vor einer Rückkehr des bereits besiegt geglaubten Terrorismus. Der Mord an einem Athener Journalisten zeigt: Die neue Terroristengeneration operiert mit äußerster Brutalität und ohne Skrupel.

Athen - Am Dienstag wurde der ermordete Journalist Sokrates Giolias unter großer Anteilnahme hunderter Trauergäste beigesetzt. Die Polizei fahndet nach den vermutlich drei Männern, die Giolias am Montagmorgen im Athener Stadtteil Ilioupolis aus seiner Wohnung gelockt und mit mehr als einem Dutzend Schüssen aus zwei Pistolen getötet hatten. Die verwendeten Waffen führen zur Terrororganisation „Sekte der Revolutionäre“. Sie hatte dieselben Pistolen bereits bei der Ermordung eines Polizisten im Juni 2009 in Athen sowie bei Überfällen auf eine Polizeiwache und einen Fernsehsender verwendet.

Warum Giolias jetzt ins Fadenkreuz der „Sekte der Revolutionäre“ geriet, ist noch ein Rätsel. Er gehörte nicht zu den prominenten Journalisten des Landes, leitete den kleinen Radiosender „Thema“ und publizierte anonym als Blogger auf der offenbar von ihm initiierten Webseite „troktiko“ (Nagetier), die sich auf die Enthüllung vermeintlicher oder tatsächlicher Skandale spezialisiert hat. In dem Blog wurden auch mehrfach Namen Terrorverdächtiger genannt.

Erst vor einem Monat wurde ein enger Mitarbeiter des griechischen Polizeiministers Michalis Chrysochoidis durch eine Briefbombe in seinem Büro getötet, jetzt der Mord an dem Journalisten: Polizeiexperten fürchten, „dass wir am Beginn einer neuen Serie blutiger Angriffe einer neuen Terroristengeneration stehen“, wie die Zeitung „To Vima“ berichtete. Chrysochoidis war es, der 2002 einen spektakulären Erfolg im Kampf gegen der Terror erzielte: Nach drei Jahrzehnten erfolgloser Fahndung gelang es der griechischen Polizei, die Terrororganisation 17. November zu zerschlagen. Sie hatte seit 1975 zwei Dutzend Menschen ermordet und zahllose Bombenanschläge verübt. Im April dieses Jahres gelang es der Polizei, führende Mitglieder der Terrorgruppe Revolutionärer Kampf festzunehmen. Der neue Mord zeigt: Der Terrorismus ist in Griechenland noch längst nicht besiegt. „Sie haben der gesamten Gesellschaft den Krieg erklärt und nehmen keinerlei Rücksicht“, sagte die Wissenschaftlerin Mairi Bossi.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false