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Griechenland: Leere Kasse, geplünderte Büros

Gelöschte Festplatten, kein Internet: Wie die alte griechische Regierung der neuen das Leben schwer macht.

Die von den Griechen am vorvergangenen Wochenende abgewählte konservative Regierung hinterlässt nicht nur ein Rekorddefizit im Haushalt, das zwölf Prozent vom Bruttoinlandsprodukt erreichen könnte, und einen Schuldenberg von 280 Milliarden Euro – 100 Milliarden mehr als bei ihrem Amtsantritt. Viele Minister des sozialistischen Premiers George Papandreou stehen auch vor geplünderten Büros.

So fand der neue Finanzminister Giorgos Papankostantinou bei seiner Amtsübernahme leere Bücherregale, Schubladen und Aktenschränke vor. Amtsvorgänger Giannis Papathanassiou hat offenbar einiges zu verbergen: „Im Ministerbüro haben sie sogar die Festplatten der Computer ausgebaut und mitgenommen“, wundert sich Nachfolger Papakonstantinou. Bereits unmittelbar nach der Wahlniederlage gab es im 6. Stock des Wirtschafts- und Finanzministeriums, der Ministeretage, hektische Aktivitäten: Packer mit Umzugskisten rückten an. Ein Foto in der Zeitung „To Vima“ zeigte die auf dem Flur hoch aufgestapelten Kartons. Nicht nur Akten und Bücher wurden fortgeschafft, sogar die Zimmerpflanzen ließen die scheidenden Hausherren mitgehen.

Ex-Minister Papathanassiou weist die Kritik seines Nachfolgers zurück. Er habe die Amtsgeschäfte ordnungsgemäß übergeben, alle Akten seien an ihrem Platz und er habe Papakonstantinou sogar seine Handynummer gegeben – für Rückfragen, falls der sich nicht zurechtfinde. Den Abtransport der mehreren Dutzend Umzugskartons von der Ministeretage dementiert er allerdings nicht – in den Kisten hätten sich „private Gegenstände“ befunden. Papathanassiou räumt auch ein, dass Computer gelöscht worden seien: das betreffe „private Daten“. Was private Daten auf Ministeriumscomputern zu suchen haben und warum man dann gleich ganze Festplatten ausbauen und damit die Rechner unbrauchbar machen muss, ließ Papathanassiou offen.

Es ging den Konservativen offenbar nicht nur darum, politisch heikles Material fortzuschaffen. Offenbar soll den Nachfolgern auch die Arbeit so weit wie irgend möglich erschwert werden. So berichtet der neue Justizminister Charis Kastanidis, dass auf der Chefetage seines Ministeriums auf den Computern nicht nur die Daten, sondern auch alle Anwenderprogramme gelöscht waren. Bei vielen Computern waren überdies die Festplatten ausgebaut worden, so in der Pressestelle des Ministeriums, berichtet „To Vima“.

Ähnliche Entdeckungen machte Erziehungsministerin Anna Diamantopoulou. Amtsvorgänger Aris Spiliotopoulos hatte zwar gerade noch kurz vor der Wahl allen neu eingeschulten Gymnasiasten einen Laptop auf Staatskosten spendiert. Aber Diamantopoulou stellte fest, dass in ihrem Büro der Internetzugang gekappt war. Auch die Listen mit den internen Telefon-Durchwahlnummern des Ministeriums sind verschwunden.

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