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Türkei: Hoffnung für PKK-Geiseln

Die PKK versucht nach Informationen des Tagesspiegels einigermaßen gesichtswahrend die Entführung der drei deutschen Bergsteiger zu beenden. Vertreter der kurdischen Extremistenorganisation haben offenbar schon mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz über eine mögliche Übergabe der bayerischen Bergsteiger gesprochen.

Von Frank Jansen

Eine Entscheidung steht noch aus, doch zeichnet sich ab, dass die Geiseln bis zum Ende der nächsten Woche freikommen könnten. Wie der Tagesspiegel erfuhr, versucht die politische Führung der PKK, die Geiselnahme als unabgesprochene Aktion eines militärischen Kommandeurs in der Region um den Berg Ararat darzustellen. Im nächsten Schritt will die politische Spitze der Organisation den örtlichen Guerillaführer „anweisen“, die drei Deutschen freizulassen.

Die Bundesregierung schenkt allerdings den von der PKK gestreuten Gerüchten, die Entführung sei das Werk eines eigenmächtigen Kommandeurs, keinen Glauben. Angesichts der hierarchischen Struktur der PKK, bezweifelte August Hanning, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, gegenüber dem „Münchner Merkur“, dass eine örtliche Gruppe „diese Tat in eigener Verantwortung geplant und durchgeführt hat“. Sicherheitsexperten beschreiben die PKK als eine weiterhin straff geführte Kaderpartei nach marxistisch-leninistischem Muster. Die PKK ist in Deutschland seit 1993 verboten. In Gerichtsverfahren wird sie als kriminelle oder auch terroristische Vereinigung eingestuft.

Intern wird in der PKK diskutiert, in welchem Maße die Geiselnahme der Organisation eher nutzt oder schadet. Dabei wird registriert, dass in Deutschland Politik und Medien einhellig die Entführung verurteilen. Das Kalkül der PKK-Führung, endlich wieder Aufmerksamkeit für ihren Kampf gegen die türkische Regierung und gegen Verbotsmaßnahmen in der Bundesrepublik zu bekommen, ging zunächst auf – andererseits wächst in Deutschland mit jedem weiteren Tag der Geiselnahme das Verständnis für die von der türkischen Regierung betriebene Stigmatisierung der PKK als rein terroristische Vereinigung. Deshalb versucht die politische Spitze der PKK, sich mit einem möglichst raschen Ende der Entführung als mäßigende Kraft zu profilieren, auch gegenüber den Hardlinern in den eigenen Reihen, vor allem im militärischen Flügel. Die politischen Forderungen an Deutschland haben in der internen Debatte der PKK an Bedeutung verloren.

Die politische Führung der Organisation wäre nach Informationen des Tagesspiegels schon zufrieden, wenn die drei Bergsteiger nach der Geiselhaft gesund und psychisch stabil über das Verhalten der Entführer positiv berichten. Außerdem sollen die Deutschen als Propagandaboten die von den PKK-Kämpfern erzählten Geschichten über die grausame Unterdrückung der Kurden durch die türkischen Sicherheitskräfte weitertragen. So könnte die PKK, das ist das Kalkül, doch noch darauf hoffen, die Geiselnahme sei keine Fehlkalkulation gewesen, sondern werde am Ende in Deutschland Verständnis für den „kurdischen Freiheitskampf“ wecken.

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