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Die Regierung von Ministerpräsident Erdogan versucht alles, um Assad das Leben schwer zu machen.

© dpa

Konflikt zwischen Syrien und Türkei: Ein neuer Krieg im Nahen Osten droht

Die Regierung von Ministerpräsident Erdogan setzt alles daran, so schnell wie möglich einen Sturz der Assad-Regierung zu bewirken. Doch das – möglicherweise vom Westen unterstützte – Vorgehen der Türkei ist höchst riskant.

Das drastische Einschreiten der Türkei gegen das syrische Passagierflugzeug wegen eines vermuteten Waffentransports zeigt: Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan setzt alles daran, beim Nachbarn Syrien so schnell wie möglich einen Sturz der Assad-Regierung zu bewirken. Einzig ein militärischer Alleingang der Türken in Syrien scheint derzeit ausgeschlossen – ohne die USA will Ankara nicht intervenieren. Unterhalb dieser Schwelle versucht Ankara alles, um Assad das Leben möglichst schwer zu machen. Und dabei kann sie sich möglicherweise auf westliche Hilfe stützen.

Erdogan hat sich schon mehr als einmal über die Patt-Situation im UN-Sicherheitsrat und über das Verhalten Russlands beschwert. Es ist also kein Geheimnis, dass die Türkei gerne eine andere Syrien-Politik Moskaus sehen würde. Auch im Westen ist das so. In diesen Zusammenhang passen in Ankara geäußerte Mutmaßungen, dass die Türken die Hinweise auf die Militärgüter im syrischen Jet von westlichen Geheimdiensten erhielten.

Sollte sich das bewahrheiten, könnte der Zwischenfall ein Versuch der Türkei, der USA und anderer westlicher Staaten sein, die Haltung Moskaus im Syrien-Konflikt zu verändern. Eindeutige Beweise dafür, dass russische Militärgüter trotz aller offizieller Dementis in zivilen Flugzeugen illegal nach Syrien geschafft werden, würden die russische Unterstützung für Assad in Bedrängnis bringen. Seit Monaten lautet ein erklärtes Ziel westlicher Politik, Moskau dazu zu bewegen, sich von Assad zu distanzieren.

Doch das – möglicherweise vom Westen unterstützte – Vorgehen der Türkei ist höchst gefährlich. Die Lage an der türkisch-syrischen Grenze ist angespannt, seitdem fünf türkische Zivilisten vorige Woche durch eine syrische Granate getötet wurden. Die Türken hat Truppen an der Grenze zusammengezogen und syrische Granaten mit eigenem Artilleriebeschuss beantwortet.

Nur wenige Stunden vor der erzwungenen Landung des syrischen Flugzeuges drohte die türkische Armee mit „heftigen Reaktionen“ gegen jeden weiteren Beschuss. Aus Sorge, die syrische Luftabwehr könne künftig zivile türkische Flugzeuge vom Himmel holen, rief Ankara die türkischen Fluggesellschaft auf, den syrischen Luftraum ab sofort zu meiden. Alle direkten Flugverbindungen zwischen beiden Ländern sind bereits unterbrochen.

Die Gefahr eines neuen Krieges im Nahen Osten ist real. Eine militärische Auseinandersetzung zwischen der Türkei und Syrien könnte binnen kurzer Zeit auch den Iran und den Libanon in den Strudel hineinziehen, mit Auswirkungen auf Israel und darüber hinaus. Einige Beobachter meinen, Assad strebe genau das an, um den innersyrischen Konflikt zu internationalisieren und sein Regime durch das direkte Eingreifen eines Partners wie des Iran zu retten. Jede unüberlegte Entscheidung der Politiker und Militärs in Ankara und Damaskus könnte schwer wiegende und kaum zu kontrollierende Konsequenzen nach sich ziehen.

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