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Eine Flüchtlingsfamilie erreicht den Hafen von Kalamata im Süden Griechenlands.

© pa/dpa

Krisen in Nahost und Nordafrika: Neue Flüchtlingswelle in Griechenland

Immer mehr Menschen flüchten aus den Krisen- und Kriegsgebieten im Nahen Osten und Nordafrika nach Griechenland. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der aufgegriffenen Flüchtlinge mehr als verdoppelt.

Sie kommen in morschen Fischerbooten über die Ägäis, überqueren in Schlauchbooten den Grenzfluss Evros oder werden von Schleusern in Fernlastern, versteckt zwischen der Ladung, über die Grenze geschmuggelt: Der EU-Staat Griechenland erlebt in diesen Wochen einen ständig wachsenden Strom von Migranten. Immer mehr Menschen kommen vor allem aus den Krisen- und Kriegsgebieten im Nahen Osten und Nordafrika. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der aufgegriffenen Flüchtlinge mehr als verdoppelt.
Seit Jahren ist Griechenland neben Italien das Haupteinfallstor für Migranten, die ohne gültige Dokumente aus Nahost, Asien und Afrika in die EU drängen. Noch bis vor kurzem sah es so aus, als lasse der Druck etwas nach: Nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex ging die Zahl der illegalen Grenzübertritte im östlichen Mittelmeer von 57 000 im Jahr 2011 auf 24 800 im Jahr 2013 zurück.
Aber jetzt verzeichnen die griechischen Behörden einen dramatischen Anstieg. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden 15 104 Einwanderer aufgegriffen, die ohne gültige Papiere über die Türkei nach Griechenland kamen. 2013 waren es im gleichen Zeitraum nur 6200. Der Hauptgrund dürften der Bürgerkrieg in Syrien sowie die Kämpfe im Irak sein. Wenn sich die Lage in Afghanistan und Libyen weiter destabilisiere, müsse man mit einem weiteren Anschwellen der Flüchtlingsströme rechnen, sagen Experten in Athen.

Ägäis-Route ist lebensgefährlich

Schleuser bringen die Flüchtlinge vor allem auf zwei Wegen von der Türkei nach Griechenland. Der eine führt über den Grenzfluss Evros (türkisch: Meric) im Norden des Landes. Der Evros führt um diese Jahreszeit wenig Wasser und ist relativ gefahrlos mit Schlauchbooten zu überqueren. Seit die Regierung in Griechenland einen besonders neuralgischen Abschnitt der Landgrenze zur Türkei vor zwei Jahren mit einem Grenzzaun sicherte, nehmen die Schleuser wieder häufiger die Route über die Ägäis – für die Flüchtlinge oftmals eine lebensgefährliche Reise, weil die meist völlig überladenen und morschen Boote leicht kentern können.

Trotz der Gefahren ist auf der Ägäis-Route ein starker Anstieg der Flüchtlingszahlen festzustellen: In den ersten sieben Monaten wurden beispielsweise auf der ostägäischen Insel Lesbos 4071 Einwanderer ohne gültige Papiere aufgegriffen, gegenüber 1998 im Vorjahreszeitraum.

Viele der Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten kommen, könnten Anspruch auf politisches Asyl in der EU haben. Aber die griechischen Behörden sind mit dem Ansturm völlig überfordert. Meist dauert es Monate, bis Asylverfahren in Gang kommen, und dann ziehen sie sich endlos hin. In den Aufnahmelagern herrschen überwiegend katastrophale Zustände. Inzwischen dürfen EU-weit Asylsuchende nicht mehr nach Griechenland abgeschoben werden, da es dort zu massiven Menschenrechtsverletzungen von Schutzsuchenden kommt. Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg bestätigte im vergangenen November dieses Abschiebungsverbot.

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