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Das erste Atomkraftwerk in Deutschland. Vor 62 Jahren nahm das Kernkraftwerk Emsland seinen kommerziellen Betrieb auf. Am 15. April soll dort nun endgültig Schluss sein mit der nuklearen Stromerzeugung.

© dpa/Sina Schuldt

Laufzeitverlängerung bis 15. April: Der Streckbetrieb für die Atomkraftwerke war richtig

Deutschland ist bei der Stromversorgung gut durch den Winter gekommen – und hat sogar Strom exportiert. Das heißt aber nicht, dass es falsch war, die letzten drei AKWs am Netz zu lassen.

Ein Kommentar von Maria Fiedler

Es war ein unspektakulärer Winter, was das deutsche Stromnetz angeht. Engpässe, einen Blackout oder eine gezielte Abschaltung von Teilen des Stromnetzes, all das hat es nicht gegeben. Zum Glück. Groß war schließlich die Sorge angesichts der Energiekrise gewesen. Deutschland hat, im Gegenteil, die meiste Zeit sogar Strom exportiert.

Jetzt schließen einige, beispielsweise bei den Grünen, daraus, dass es die Laufzeitverlängerung der letzten drei verbliebenen Atomkraftwerke gar nicht gebraucht hätte. Diese lieferten ohnehin nur einen kleinen Teil zum deutschen Strommix.

Doch ist das Argument tragfähig? Vor dem Winter konnte niemand sicher wissen, wie sich die Lage entwickeln würde. Die Entscheidung, die Atomkraftwerke in den Streckbetrieb gehen zu lassen, war eine Vorsichtsmaßnahme.

Die Atomkraftwerke wenige Monate länger laufen zu lassen, war mit Blick auf die Sicherheit der Anlagen ein geringes Risiko. Selbst bei den Grünen räumten sie ein: Wenn die Atomkraftwerke am 31. Dezember sicher sind, dann sind sie es auch am 1. Januar noch.

AKW-Betrieb sparte CO₂

Auch in der Pandemie wurden viele Maßnahmen beschlossen, von denen man vorher nicht sicher wissen konnte, ob sie nötig sind. Es geht darum, sich für Eventualitäten zu wappnen. Wenn es am Ende nicht so schlimm kam, wie man befürchtet hatte, kann man von Glück reden. Das ist kein Beweis dafür, dass die Maßnahme überflüssig war. Die Nebenwirkungen der Atomkraft-Verlängerung waren jedenfalls gering.

Die Entscheidung für einen Streckbetrieb war also richtig, zumal damit auch CO₂ eingespart werden konnte. Daraus sollte man aber nicht schließen, dass Atomkraftwerke nun noch deutlich länger laufen sollten.

Der Atomausstieg ist weitgehend Konsens in der Politik, die Mehrheit in der Bevölkerung will ihn. Es nutzt nichts, die Debatte um die Technologie immer wieder aufzuwärmen. Nur 28 Prozent der Deutschen wollen nach einer jüngsten Umfrage einen stärkeren Einsatz von Atomenergie, zwei Drittel wollen mehr Erneuerbare Energien. Ein Endlager für den Atommüll, wo die strahlende Substanz für nicht weniger als eine Million Jahre aufbewahrt werden muss, ist noch immer nicht gefunden.

Dass an Kernenergie weiter geforscht wird, ist trotzdem richtig. Denn womöglich gibt es in Zukunft Möglichkeiten, die Technologie zu nutzen – ohne die aktuellen schweren Nachteile. Eine Ausrede, jetzt nicht massiv Erneuerbare Energien auszubauen, kann das aber nicht sein.

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