zum Hauptinhalt
Oskar Lafontaine

© dapd

Update

Linkspartei: Lafontaine gibt auf – Chaos bei den Linken

Oskar Lafontaine gibt im Rennen um den Parteivorsitz der Linkspartei auf, doch der Führungskampf tobt weiter. Seine Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht fordert nun auch Dietmar Bartsch zum Verzicht auf, weitere Kandidaten sind im Gespräch.

Oskar Lafontaine hat das Chaos der Linken verschärft. Nachdem der 68-Jährige vergangene Woche seine Kandidatur für den Parteivorsitz bekundet hatte, zog er sie nun am Dienstagabend wieder zurück. Er habe zur Kenntnis nehmen müssen, dass „meine Bereitschaft nicht zu einer Befriedung der innerparteilichen Auseinandersetzung geführt hat, sondern dass die Konflikte weiter eskaliert sind“, hieß es in einer Erklärung Lafontaines. Dies sei kein Umfeld, „in dem ich mich in der Lage sehe dazu beizutragen, dass die Linke wieder eine starke bundespolitische Kraft wird“. Der Ex-Parteivorsitzende hatte eine Kampfkandidatur gegen den Fraktionsvize der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, abgelehnt. Bartsch hielt allerdings an seiner Kandidatur fest. Diese Konfrontation hat die Flügel- und Grabenkämpfe zuletzt weiter verstärkt.

Bildergalerie - Etappen in der Geschichte der Linken:

Die Lebensgefährtin Lafontaines, Sahra Wagenknecht, forderte am Abend auch Dietmar Bartsch zum Verzicht auf die Kandidatur auf. „Ich denke, das wäre doch sicherlich eine Lösung, die eher die Partei eint“, sagte die Vize-Parteivorsitzende nach einer Parteiveranstaltung in Berlin. Bartsch solle nicht auf Gedeih und Verbleib bei seiner Kandidatur bleiben, denn diese sei insbesondere bei Genossen im Westen sehr umstritten. Die Basis wolle eine dritte Lösung, sagte Wagenknecht.

Der amtierende Parteichef Klaus Ernst schloss seine erneute Kandidatur nicht aus. Als bisheriger Lafontaine-Unterstützer wandte er sich erneut gegen Bartsch. „Ich finde, dass Dietmar Bartsch angesichts der Situation nicht der geeignete Kandidat ist“, sagte er. Die Linke brauche ein Gesicht, dass im Westen insbesondere den neuen Teil der Linken verkörpere.

Bereits an diesem Mittwoch wollen die stellvertretende Parteichefin Katja Kipping und die nordrhein-westfälische Landesvorsitzende Katharina Schwabedissen ihre Bereitschaft erklären, als Führungsduo anzutreten. Das bestätigte der Bundestagsabgeordnete Thomas Nord am Dienstagabend in Berlin. Auch Klaus Ernst brachte ein weibliches Spitzentandem ins Gespräch. „Zwei Männer haben wir ja schon gehabt“, sagte er auf einer Regionalkonferenz in Berlin. Es müssten Frauen mit Ausstrahlung auch in die alten Bundesländer sein.

Neben Kipping und Schwabedissen will auch die sächsische Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann antreten. Sie hat sich bislang nicht auf einen Partner festgelegt und könnte somit auch eine Doppelspitze mit Bartsch bilden. Lafontaines Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht sprach von der schwersten Krise in der Geschichte der Partei, äußerte sich aber nicht zu ihren eigenen Ambitionen.

Sahra Wagenknecht spricht von der schlimmsten Krise der Partei

Viele in der Partei deuten Lafontaines Erklärung, in der es heißt, dass nur „jenseits der bisherigen Konfrontationslinien“ die festgefahrene Situation überwunden werden könne, als Aufforderung an Bartsch, ebenfalls zurückzuziehen. Doch Bartsch zog eine solche Konsequenz am Dienstag nicht. Stattdessen würdigte er die „gewaltigen Verdienste“ Lafontaines. Er wies den Vorwurf zurück, dass es einen Kampf mit unfairen Mitteln gegeben habe. „Niemand hat in den Medien einen bösen Satz von Oskar Lafontaine zu Dietmar Bartsch gelesen – und auch nicht umgekehrt“, sagte er.

Der Thüringer Linken-Fraktionschef Bodo Ramelow warnte davor, Druck auf Bartsch auszuüben. „Die Partei muss nun eine Lösung finden, die keine Verletzten hinterlässt“, sagte er dem Tagesspiegel. Einen dritten Weg mit ganz anderen Kandidaten könne es nur dann geben, wenn Bartsch seine Hand dazu reiche.

Fraktionschef Gregor Gysi sieht noch kein Ende der Führungskrise. Nunmehr müssten Vertreter „unterschiedlicher, aber wichtiger Teile der Partei aufeinander zugehen“, erklärte er in Berlin. Allerdings sei „leider noch offen“, ob dies gelingen könne. Sahra Wagenknecht sprach von der schwersten Krise in der Geschichte der Linken. Sie verliere Vertrauen und Zustimmung nicht nur im Westen, sondern auch im Osten. Auch Vorstandsmitglied Ulrich Maurer rechnet mit schwindenden Wahlchancen. „Ich bin sicher, dass bei den gegen uns konkurrierenden Parteien die Sektkorken knallen. Darüber sollten diejenigen in unserer Partei nachdenken, die Oskar Lafontaine weghaben wollten“, sagte er dem Tagesspiegel. (mit dapd/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false