zum Hauptinhalt
Ein Testlabor in Berlin.

© REUTERS

Martenstein zu Coronatests: Nach spätestens fünf Jahren ist in Berlin jeder mal drangekommen...

Die Testkapazitäten in Berlin sind schlecht. Man hört Horrorgeschichten. Unser Kolumnist empfiehlt, einem bestimmten Vorbild zu folgen. Eine Glosse.

Eine Glosse von Harald Martenstein

Man will zum Osteopathen Dr. Hoff, und der Taxifahrer bringt einen stattdessen zum Ostbahnhof, so was kommt vor. Vergangene Woche wurde in Berlin ein Covid-19-Patient von Sanitätern versehentlich ins falsche Krankenhaus gefahren, es ist auf die Isolation von Coronafällen nicht eingerichtet.

Immerhin war es ein Krankenhaus, kein Kranverleih. Sie mussten den Patienten annehmen, er war in kritischem Zustand.

In jedem Winter fange ich mir mindestens einmal Husten und Schnupfen ein. Wenn ich diesmal huste, könnte es Corona sein. Für die Allgemeinheit wäre das eigentlich gut. Jeder Infizierte leistet seinen Beitrag zur allseits erwünschten Herdenimmunität, die dem Spuk ein Ende setzt. 60 Prozent von uns müssen da durch. Es wäre allerdings auch im Interesse der Allgemeinheit, sich testen zu lassen.

Wenn du mit keinem Infizierten bewusst Kontakt gehabt hast, in keinem Risikogebiet warst und zu keiner Hochrisikogruppe gehörst, ist das bekanntlich schwierig. Beim Hausarzt würde man die anderen Patienten anstecken (bis auf die, die es eh schon haben).

In Berlin gibt es sieben Stellen, wo man sich checken lassen kann. Man hört und liest Horrorgeschichten über ewige Wartezeiten und ständig besetzte Telefone. Wer stundenlang wartet, mit vielen Leuten, die Symptome zeigen, ist hinterher sowieso infiziert.

Die Gesundheitssenatorin lobt sich

Gesundheitssenatorin Kalayci lobte sich Anfang der Woche dafür, dass in Berlin täglich 3000 Tests stattfinden. Nach spätestens drei, vier Jahren ist jeder an die Reihe gekommen. Leute, die krank wurden oder tot sind, brauchen ja keinen Test mehr. Anderswo gibt es Drive-ins. Man fährt im Auto hin (oder lässt sich fahren), es ist sicher und dauert Minuten. Südkorea hat die Seuche vor allem deshalb besser im Griff, weil dort massenhaft getestet wurde und man viele Infizierte entdeckte, die überhaupt keine Symptome hatten.

Unsere Statistiken über die Zahl der Infizierten kann man vergessen. Jeder weiß, dass die Dunkelziffer gigantisch sein könnte. Warum wird keine repräsentative Bevölkerungsgruppe, einige Tausend Leute, alle paar Tage durchgecheckt, auf freiwilliger Basis? Wer hat es, wer hatte es, wer hatte es noch nicht?

Von Südkorea lernen

Auf diese Weise besäße man annähernd korrekte Zahlen über die wirkliche Lage in unserer Herde. Ständig gibt es repräsentative Umfragen, etwa zu so weltbewegenden Themen, ob gerade diese oder jene Politikperson beliebter ist. Und warum nützt man die Zeit des Hausarrests nicht, um ein Netzwerk an mobilen Teststellen aufzubauen?

Auf dieses Netz könnte man bei der nächsten Pandemie zurückgreifen. So etwas wie Corona gab es noch nicht, es ist unvermeidlich, dass Fehler passieren. Aber warum lernt man nicht von den Koreanern, die es offenbar richtig gemacht haben?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false