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ARCHIV - 14.12.2020, Mecklenburg-Vorpommern, Stralsund: Auf der Einkaufsstraße und Fußgängerzone Ossenreyer Straße sind zahlreiche Passanten unterwegs; es gilt Maskenpflicht. (zu dpa «Bundesamt legt Bevölkerungsdaten vor - Gibt es einen Corona-Effekt?») Foto: Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Stefan Sauer

Mehr als im europäischen Vergleich: 40 Prozent der Deutschen wollen schnelles Kriegsende

Einer Umfrage des European Council on Foreign Relations zufolge würden mehr Deutsche territoriale Abtretungen der Ukraine an Russland in Kauf nehmen, als in anderen EU-Staaten.

In Deutschland sprechen sich mehr Bürger:innen für ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges aus, als im europäischen Vergleich. Das ergab eine internationale Studie der Denkfabrik „European Council on Foreign Relations“ (ECFR).

Dafür wurden zwischen Ende Dezember und Anfang Januar Erwachsene in zehn europäischen Ländern wie Deutschland, Dänemark und Frankreich befragt, ebenso wie aus der Türkei, China, Indien, Russland und den USA. In den neun EU-Ländern Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Portugal, Rumänien und Spanien sind den Ergebnissen zufolge im Durchschnitt 30 Prozent der Befragten der Meinung, dass der Krieg schnell beendet werden müsse.

Auch, wenn das hieße, dass die Ukraine Gebiete an Russland abtreten müsse. Deutschland stellt da jedoch eine Ausnahme dar: Hier sprechen sich 39 Prozent der Befragten für ein schnellstmögliches Ende des Krieges aus.

In den beteiligten EU-Ländern sind die Befragten im Schnitt zu 38 Prozent der Meinung, dass die Ukraine ihr gesamtes Staatsgebiet zurückerhalten müsse und man dafür auch „einen längeren Krieg in Kauf“ nehmen wolle. In Deutschland sind es im Vergleich nur 33 Prozent.

Fast zwei Drittel sehen Russland als „Gegner“

In Deutschland betrachten 61 Prozent der Befragten Russland als „Gegner“ und 8 Prozent als „Rivalen“ – mehr als in den USA. Dort sind es lediglich 55 Prozent, die Russland als „Gegner“ sehen. Der ECFR stelle zudem fest, „dass viele Bürger:innen im Westen eine äußerst negative Wahrnehmung von Russland haben und es in der Regel als ‚aggressiv‘ und ‚nicht vertrauenswürdig‘ betrachten“.

Die Studie zeigt, dass die meisten Europäer:innen und Amerikaner:innen in einer Welt leben, die der Zeit vor dem Kalten Krieg entstammt.

Ivan Krastev, Politologe und Studien-Co-Autor

In Russland wieder würden fast zwei Drittel (64%) der Befragten die Vereinigten Staaten als „Gegner“ ansehen. Die Umfragedaten aus dem europäischen Raum, der Türkei und den USA sind repräsentativ.

Aufgrund der Repressionen und Einschränkungen der Meinungsfreiheit in China, Indien und Russland, so heißt es in der Studie, sollten die Daten aus den drei Ländern „nur als repräsentativ für die von der Umfrage erfasste Bevölkerung und nicht für die gesamte nationale Bevölkerung angesehen werden“. Fast ein Drittel der Deutschen stimmt demnach der Aussage zu, dass die Welt eine bipolare mit zwei Blocken werden wird, die jeweils von den USA oder China angeführt würden. Eine Dominanz der USA gegenüber China erwarten allerdings nur sechs Prozent der Deutschen.

Ivan Krastev, renommierter, bulgarischer Politologe, hat die Studie mitverfasst. „Die Studie zeigt, dass die meisten Europäer:innen und Amerikaner:innen in einer Welt leben, die der Zeit vor dem Kalten Krieg entstammt und durch die Konfrontation von Demokratie und Autoritarismus geprägt ist“, teilt Krastev dem „European Council on Foreign Relations“ zufolge mit.

„Das Paradoxe am Krieg in der Ukraine ist, dass der Westen zugleich geeinter und weniger einflussreich in der Welt ist als je zuvor“, kommentiert Co-Autor und ECFR-Direktor Mark Leonard.

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