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Geflüchtete auf dem Mittelmeer (Archivbild vom Juni 2021)

© Reuters/Avra Fialas/MSF

Nach elf Tagen Irrfahrt auf dem Mittelmeer: Sea Eye 4 mit 87 Geretteten darf in italienischem Hafen einfahren

In Malta wurde das Schiff mit Geflüchteten abgewiesen, vor Sizilien wartete es tagelang. Nun ist die Sea Eye 4 in einem Hafen – auch dank der Bundesregierung.

Nach elf Tagen Irrfahrt auf dem Mittelmeer hat das zivile Seenotrettungsschiff Sea Eye 4 einen sicheren Hafen gefunden. Wie die Organisation Sea Eye am Donnerstagabend auf Twitter bekannt gab, hatte das Schiff mit insgesamt 87 Geretteten an Bord am Donnerstagnachmittag in den Hafen von Pozzallo im Süden Siziliens einfahren dürfen.

Vorausgegangen war eine Odyssee für Besatzung und Gerettete. Die Sea Eye 4 war erst von Malta abgelehnt worden, obwohl die Geflüchteten in der Such- und Rettungszone des Inselstaates gerettet worden waren. Stattdessen hatten die maltesischen Behörden der Crew empfohlen in den Heimathafen der Sea Eye 4 zurückzukehren - nach Regensburg an der Donau. Danach hatte das Schiff Kurs auf Italien genommen und dort seit dem Wochenende vor der Küste Siziliens gewartet.

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„Es ist unerträglich, dass die Unfähigkeit der EU, sich auf funktionierende Verteilungsmechanismen zu einigen, erneut auf dem Rücken von schutzsuchenden Menschen ausgetragen wurde“, teilte Sea Eye über Twitter mit.

Das Seenotrettungsschiff hatte elf Tage zuvor die 87 Menschen von einem kleinen Holzboot gerettet. Davor hatten die Geflüchteten, die sich zuletzt offenbar in Libyen aufgehalten hatten, drei Tage in dem kleinen Boot ausgeharrt. Bei der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer sind in diesem Jahr bereits wieder mehr als 1000 Menschen gestorben.

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Der Fall hatte zuletzt auch die deutsche Bundesregierung beschäftigt. Über die deutsche Botschaft in Rom stehe man mit den italienischen Behörden im Kontakt, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts dem Tagesspiegel mit. Indirekt übte er dabei Kritik an Malta und Italien: „Es ist eine zivilisatorische und rechtliche Verpflichtung, Menschen in Seenot zu helfen.“ Es sei die entschiedene Auffassung der Bundesregierung, dass die zivile Seenotrettung nicht behindert werden darf. „Diese Position vertreten wir regelmäßig auch gegenüber den EU-Partnern“, sagte der Sprecher.

An Bord der Sea Eye 4 hatte sich während des gesamten Einsatzes auch der Grünen-Politiker Julian Pahlke befunden. „Rettungsschiffe, wie jetzt auch die Sea Eye 4, sollten nicht auf einen sicheren Hafen warten müssen“, kritisierte der 30-jährige Abgeordnete, der in der Vergangenheit selbst als Seenotretter im Einsatz war.

Die Probleme der Sea Eye 4 seien kein Einzelfall: „Italien lässt sich regelmäßig Zeit auf Bitten um einen sicheren Hafen zu reagieren“, sagte Pahlke dem Tagesspiegel. „Das führt immer wieder zu zehrenden Hängepartien sowohl für die gerettete Menschen als auch die Besatzungen der Rettungsschiffe.“

Vor der Einfahrt der Sea Eye 4 in den Hafen von Pozzallo hatte sich die deutsche Bundesregierung bereiterklärt, bereits im August gemäß einer neuen EU-Regelung Migrantinnen und Migranten aus Italien aufzunehmen. „Deutschland plant, noch in diesem Monat mit Umverteilungen aus Italien zu beginnen“, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums. „Die dazu erforderlichen Gespräche vor Ort laufen“. Ob die Entscheidung Einfluss auf den aktuellen Fall der Sea Eye 4 hatte, ist unklar. Deutschland will insgesamt 3.500 Menschen aufnehmen.

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