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Am Wochenende griff die Türkei IS-Stellungen an.

© AFP

Nach Luftangriffen: IS droht der Türkei

Die Terrormiliz „Islamische Staat“ will sich wegen der türkischen Luftangriffe an Ankara rächen. Am Wochenende hatte die Türkei erstmals den IS angegriffen.

Nach den ersten türkischen Luftangriffen auf Stellungen des „Islamischen Staates“ im Rahmen der internationalen Anti-IS-Koalition drohen die Dschihadisten der Regierung in Ankara mit Konsequenzen. Türkische Kampfjets hatten am Wochenende erstmals in Absprache mit der US-geführten Allianz die Positionen des IS angegriffen. Darauf erklärten die Extremisten, die Taten der Türken „werden auf sie zurückfallen“.

Es war die zweite Drohung des IS gegen die Türkei innerhalb weniger Wochen. Mitte August hatte die Dschihadisten-Miliz die Türken in einem Propaganda-Video zum Aufstand gegen den „Teufel“ Recep Tayyip Erdogan aufgerufen. Auch diesmal warfen die Extremisten dem türkischen Präsidenten vor, mit „Kreuzfahrern“ – also Vertretern des Westens – zu paktieren. Damit meinten sie die türkische Entscheidung, den USA und anderen Alliierten Luftwaffenstützpunkte für Angriffe auf den IS zur Verfügung zu stellen. Vor dem ersten Angriff im Rahmen der Allianz hatte die Türkei Ende Juli in Eigenregie drei Luftangriffe gegen den IS fliegen lassen. Nun griffen türkische Kampfflugzeuge den IS nördlich der umkämpften syrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo an. Dort hatten die Dschihadisten in den vergangenen Tagen einige Geländegewinne erzielt.

Das härtere Vorgehen der Türkei

Über Verluste des IS bei den türkischen Angriffen gibt es keine Erkenntnisse. Die Terror-Miliz war zuletzt bei der Stadt Marea vorgerückt, die nur 20 Kilometer südlich der türkischen Grenze liegt. Weitere Angriffe in dem Gebiet sind zu erwarten, denn sie ist für die Türkei von großer Bedeutung. Gemeinsam mit den USA will Ankara den IS mit Hilfe von Luftangriffen aus der Gegend vertreiben und so eine „Schutzzone“ schaffen, die von gemäßigten Rebellen gesichert werden soll. Die Zone soll syrischen Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Heimat ermöglichen. Gleichzeitig richtet sich das Projekt der „Schutzzone“ gegen die Autonomiebestrebungen der Kurden im Norden Syriens.

Aus Furcht vor Anschlägen des IS in der Türkei hatte sich Ankara lange Zeit nicht am militärischen Kampf gegen die Miliz beteiligt. Das änderte sich erst Ende Juli, als sich ein IS-Anhänger in der Grenzstadt Suruc in die Luft sprengte mit mehr als 30 Menschen in den Tod riss. Die Türkei betrachte den „Islamischen Staat“ als Bedrohung für die nationale Sicherheit, ließ der Außenminister der neuen türkischen Übergangsregierung, Feridun Sinirlioglu, am Wochenende mitteilen. Als bisheriger Staatssekretär gehört der 59-jährige Karrierediplomat Sinirlioglu, der sein Abitur an der Deutschen Schule Istanbul ablegte, zu den ausgewiesenen Syrien-Spezialisten der Türkei. Zeitweise wurde ihm nachgesagt, für eine türkische Intervention beim Nachbarn einzutreten.

Für den IS ist die Veränderung in der Haltung der Türkei sehr wichtig. Dabei geht es nicht nur um vermehrte Luftangriffe von türkischen Stützpunkten aus, sondern auch um Probleme bei der Versorgung mit Nachschub und neuen Kämpfern über die türkische Grenze. Seit einigen Wochen baut die türkische Armee an einigen Sektoren der Grenze eine hohe Betonmauer, die IS-Mitgliedern den Grenzübertritt erschweren soll. Zudem gehen Grenztruppen intensiver als bisher gegen frische IS-Kämpfer vor, die von der Türkei aus nach Syrien gelangen wollen. Allein im August wurden in der Grenzprovinz Kilis rund 70 mutmaßliche ausländische Rekruten des „Islamischen Staats“ auf dem Weg nach Syrien gefasst.

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