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In Leipzig kam es nach dem Urteilsspruch gegen Lina E. zu Ausschreitungen.

© dpa/Sebastian Willnow

Update

Urteil gegen Lina E.: Nach Zusammenstößen in Leipzig richtet Polizei Kontrollbereich ein

Die linksradikale Szene ruft nach dem Urteil gegen die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. in Leipzig zum „Tag X“ auf. Die Polizei rechnet mit weiteren Ausschreitungen – und bereitet sich vor.

| Update:

Nach dem Schuldspruch für die Studentin Lina E. wegen linksextremistischer Gewalttaten haben Sympathisanten in mehreren Städten gegen das Urteil protestiert. Dabei kam es am Mittwochabend teilweise zu Ausschreitungen und Zusammenstößen. In Leipzig wurde eine Versammlung nach Angaben eines Polizeisprechers für beendet erklärt, nachdem Flaschen und Pyrotechnik in Richtung der Beamten geworfen worden seien.

Nach Eindrücken einer dpa-Reporterin war nach dem Urteil in Leipzig ein hohes Aggressionspotenzial zu spüren. Demonstrantinnen und Demonstranten riefen polizeifeindliche Sprüche, es wurde Pyrotechnik gezündet, Polizisten wurden mit Böllern beworfen.

Ein Polizeisprecher sagte, es habe aus mehreren Gruppen heraus Straftaten gegeben. Demonstranten hätten zum Beispiel Barrikaden errichtet und Beamte mit Steinen, Flaschen und Pyrotechnik beworfen. Vier Einsatzkräfte seien leicht verletzt worden, teilte die Polizei in der Nacht mit. Festnahmen habe es nicht gegeben.

Am Abend räumte die Polizei in Leipzig eine Barrikade, die Demonstranten auf einer Kreuzung mit Bauabsperrungen und dem Inhalt von Glascontainern errichtet hatten. Dabei kam ein Räumpanzer zum Einsatz. Auch ein Wasserwerfer stand bereit.

Polizei richtet in Leipzig Kontrollbereich ein

Die Polizei bezifferte die Zahl der Protestteilnehmer auf rund 800. Im Park, wo die Versammlung stattfand, hatte sich die Situation dagegen am späten Abend etwas beruhigt. Einsatzkräfte waren in der Nacht noch im Stadtgebiet unterwegs.

Für Samstag ruft die linksradikale Szene überregional zur Teilnahme an einem großen „Tag X“ in Leipzig auf. Die Polizei befürchtet Ausschreitungen und bereitet einen Großeinsatz vor. Wie die „Leipziger Volkszeitung“ berichtet, soll ein Kontrollbereich im Leipziger Stadtzentrum errichtet werden, um die Anreise zur Demo zu kontrollieren.

Der Bereich zieht sich demnach über weite Teile des Zentrums, der Südvorstadt und Connewitz sowie bis in den Osten und Westen der Stadt. Der Kontrollbereich soll nach Angaben eines Polizeisprechers von Freitag, 18 Uhr, bis Sonntag, 18 Uhr, bestehen. Innerhalb dieser Zone können „anlasslose Kontrollen“ durchgeführt werden.

Vermummte greifen Polizisten in Bremen an

In der Bremer Innenstadt hätten sich rund 350 meist vermummte Personen versammelt und seien dann „relativ schnell und unvermittelt“ auf Einsatzkräfte losgegangen, sagte eine Sprecherin der Polizei. Es seien Glasflaschen und Steine auf Polizisten geworfen worden, auch Pyrotechnik sei gezündet worden.

Außerdem sei ein Polizeiauto beschädigt worden. Verletzt worden sei niemand. Rund 70 Verdächtige wurden laut Polizei vorläufig festgenommen. Die Lage habe sich am späten Abend beruhigt. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Auch ein Wasserwerfer und ein gepanzertes Fahrzeug standen bereit. 

Die Polizei stand in Bremen Vermummten gegenüber.
Die Polizei stand in Bremen Vermummten gegenüber.

© dpa/Kai Moorschlatt

Die Ausschreitungen stünden im Zusammenhang mit dem Prozess gegen die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. am Oberlandesgericht in Dresden. Das Gericht hatte die 28 Jahre alte Studentin am Mittwoch wegen mehrerer Angriffe auf Rechtsextreme zu fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt.

Solidaritäts-Kundgebungen für Lina E. gab es unter anderem auch in Berlin, Hamburg und Dresden. Nach dem Urteil waren Ausschreitungen befürchtet worden. Die Polizei hatte zuvor bereits mitgeteilt, daher mit mehr Kräften verstärkt Präsenz zeigen zu wollen.

In Hamburg versammelten sich Hunderte Anhänger der linken Szene zum Protest gegen das Gerichtsurteil und zogen – begleitet von Polizisten – durch das Schanzenviertel. Auf ihren Transparenten standen Parolen wie „Free them all“ und „Kampf ihrer Klassenjustiz“. Die Polizei sprach in der Nacht von etwa 1200 Teilnehmern.

Polizisten seien unter anderem mit Flaschen und Pyrotechnik beworfen worden. Laut einem Sprecher wurden drei Beamte leicht verletzt. Zudem gab es fünf Festnahmen. Trotz allem sei die Demonstration „überwiegend friedlich“ verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. 

In Berlin bezifferte die Polizei die Teilnehmerzahl in der Nacht auf rund 450. Die Demonstration sei weitgehend friedlich verlaufen, es habe bloß einige Rangeleien gegeben. Laut einem Sprecher wurden drei Polizisten leicht verletzt. Eine Person sei festgenommen worden. (dpa)

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