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Nahost: 20 Tote bei neuer Golan-Erstürmung

Auf den Golanhöhen fließt wieder Blut: Drei Wochen nach dem jüngsten tödlichen Konflikt haben palästinensische Demonstranten am "Naksa-Tag" wieder die Grenze zu stürmen versucht. Dabei kamen mindestens 20 Menschen ums Leben.

Bei dem Versuch, die von Israel kontrollierte Grenze auf den besetzten Golanhöhen zu überrennen, sind am Sonntag mindestens 20 Palästinenser und Syrer erschossen worden. Wie syrische Medien berichteten, wurden etwa 325 weitere Menschen verletzt, als israelische Soldaten am sogenannten „Naksa“-Tag das Feuer auf die pro-palästinensischen Demonstranten eröffneten. Erst am Abend habe sich die Lage beruhigt, teilte ein Sprecher der israelischen Armee mit.

Auch im Westjordanland wurden bei Protesten an der Kalandia-Militärsperre etwa 40 Menschen verletzt. Auch im Mai gab es schwere Zusammenstöße an der Grenze. In Tel Aviv forderten links eingestellte Israelis eine Zwei-Staaten-Lösung.

Zuletzt hatte es vor drei Wochen mehr als ein Dutzend Tote und Hunderte Verletzte gegeben, als palästinensische Demonstranten von Libanon aus die Grenze nach Israel und von Syrien aus die Grenze zu den israelisch besetzten Golanhöhen stürmten

Hunderte von Demonstranten versammelten sich am Sonntag zum "Naksa-Tag" erneut an der Grenze des Landes, das sie als ihre Heimat betrachten. Naksa bedeutet Rückschlag. Die Palästinenser wollten mit den Protesten an die Eroberung des Westjordanlands, des Gazastreifens und Ost-Jerusalems und auch der Golanhöhen durch Israel während des Sechstagekriegs von 1967 erinnern.

Die Demonstranten schwenkten Palästinenserflaggen und bewarfen die Soldaten nach israelischen Angaben mit Steinen. Auch an der Grenze zum Libanon und in den Palästinensergebieten wurden Ausschreitungen befürchtet. Tausende von israelischen Sicherheitskräften waren landesweit im Einsatz, um Übergriffe zu verhindern.

Seit dem Grenzsturm vom 15. Mai hat die Armee einen weiteren Graben im Bereich der drusischen Ortschaft Madschdal Schams ausgehoben und weitere Minen verlegt. Auch im Westjordanland kam es am Sonntag zu Konfrontationen.

Hunderte von Palästinensern lieferten sich an der Kalandia-Militärsperre bei Ramallah Zusammenstöße mit israelischen Soldaten. Junge Demonstranten warfen nach Augenzeugenberichten Steine und zündeten Reifen an. Die israelischen Soldaten setzten nach palästinensischen Angaben Tränengas ein und feuerten Geschosse mit Hartgummi-Mantel ab. Dabei seien mindestens 40 Menschen verletzt worden.

Palästinenser und mehr als 100 pro-palästinensische Aktivisten aus aller Welt waren zu der Militärsperre marschiert, die zwischen Ramallah und Jerusalem liegt. Zahlreiche Soldaten hinderten die Demonstranten daran, die Sperre zu durchbrechen.

Die Palästinenser haben vor der geplanten Gründung eines eigenen Staates im September die Proteste gegen Israel erheblich verschärft. Die Palästinenserbehörde will dann die Vereinten Nationen um Unterstützung für die angestrebte Staatsgründung bitten. Einige Palästinenserorganisationen rufen über soziale Netzwerke seit Monaten zu einem neuen Aufstand gegen die israelische Besatzung auf. Am Samstag hatten Dutzende Palästinenser aus dem Gazastreifen den erst vor einer Woche geöffneten Grenzübergang zu Ägypten gestürmt.

Auslöser der Proteste war eine von Ägypten nicht angekündigte vorübergehende Schließung der Grenzabfertigung in Rafah. Der Hamas-Grenzpolizeichef Salama Baraka sagte am Sonntag, der Grund für die Schließung seien nicht angekündigte Renovierungsarbeiten auf der ägyptischen Seite gewesen. Die radikalislamische Hamas hielt daraufhin auch am Sonntag ihre Seite der Grenze geschlossen.

In Tel Aviv demonstrierten am Samstagabend Tausende linksorientierter Israelis für eine Zwei-Staaten-Lösung in Nahost. Etwa 5000 Menschen nahmen an dem Marsch vom zentralen Rabin-Platz bis zu einer Kundgebung auf dem Museumsplatz teil. "Bibi, erkenne die Palästinenser an", hieß es auf einem der Schilder an die Adresse des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. (dpa)

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