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Mann mit Mission: Jitzchak Rabin

© Bob Strong/AFP

Nahostkonflikt: Warum Jitzchak Rabin einen Krieg um den Frieden führte

Israels Premier Jitzchak Rabin wollte den Nahostkonflikt beenden - und wurde ermordet. Eine Biografie über einen Politiker und Soldaten mit besonderer Mission.

Zugegeben, es ist eine hypothetische Frage. Zumal eine, die müßig anmutet. Immerhin kommt sie kontrafaktisch daher.

Gerade deshalb hat die Frage ihren Reiz: Was wäre passiert, wenn es am 4. November 1995 kein Attentat auf Jitzchak Rabin gegeben oder Israels damaliger Premierminister überlebt hätte? Würden die Palästinenser heute in einem eigenen Staat und mit ihren jüdischen Nachbarn halbwegs im Einklang leben? Herrschte im krisengeplagten Nahen Osten ein wenig mehr Ruhe?

Sicher ist das nicht, aber möglich eben schon. Fest steht, dass die tödlichen Schüsse des Rechtsextremisten Jigal Amir auch den Friedensprozess trafen. Denn unter Rabin waren Palästinenser und Israelis auf dem mühseligen Weg Richtung Verständigung recht weit gekommen.

Kein Vertrauen, nirgends

Heute herrschen Missgunst und Misstrauen auf beiden Seiten. Radikale Kräfte geben den Ton an. Die historischen Verträge von Oslo wirken, als stammten sie aus einer Welt vor unserer Zeit.

Dass es Anfang der 90er Jahre überhaupt eine Art Aufbruchstimmung gab, verdankte sich in erster Linie Rabins Einsatz.

Was den Friedensnobelpreisträger antrieb, worauf seine Überzeugungen gründeten und welch ein Mensch er war – das beschreibt Itamar Rabinovich in seiner lesenswerten Rabin-Biografie (Wallstein Verlag, 307 Seiten, 24,90 Euro). Weil sie den Politiker und Soldaten als Persönlichkeit würdigt, ohne ihn als Heiligen zu verklären.

Schweigsamer Stratege

Das ist nicht eben wenig. Rabinovich war ein Weggefährte und enger Vertrauter Rabins. Doch gerade dieser persönliche Zugang ist eine der Stärken des Buches.

So schildert der Autor freimütig, wie schwierig Rabins Aufstieg verlief. Dass seine Schweigsamkeit, seine Scheu und Nachdenklichkeit zuweilen hinderlich auf dem Weg nach oben waren.

Kompensiert wurden diese Nachteile wiederum durch strategisches Geschick, Integrität und den Mut, unpopuläre Entscheidungen zu fällen und zu vertreten.

Historischer Tag: Am 13. September reichten sich Rabin und PLO-Chef Arafat im Beisein von US-Präsident Clinton die Hand.
Historischer Tag: Am 13. September reichten sich Rabin und PLO-Chef Arafat im Beisein von US-Präsident Clinton die Hand.

© J. David Ake/AFP

Seine Mission skizzierte Rabin in einer Rede vor dem US-Kongress 1994 anlässlich der Unterzeichnung eines Abkommens mit Jordanien in prägnanten Sätzen: „Wir beginnen heute einen Krieg, in dem es keine Toten und keine Verwundeten gibt, kein Blut und kein Leid: den Krieg um Frieden.“

Kann Trump es richten?

Dieser Krieg, so scheint es dieser Tage mehr denn je, wurde verloren. Donald Trump schickt sich nun zwar an, den Nahostkonflikt mit einem „ultimativen Deal“ zu lösen. Fast ein Vierteljahrhundert nach Rabins Tod glaubt kaum einer daran, dass ihm das gelingt.

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