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In Not. Diese Frau und das Kind in Äthiopien sind zwei von Millionen Menschen, die in Ostafrika an Hunger leiden.

© dpa

Ostafrika: Eine Hungerkatastrophe mit Ansage

Das Frühwarnsystem für Hungersnöte funktioniert. Aber es passiert immer erst dann etwas, wenn es Bilder von sterbenden Kindern gibt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dagmar Dehmer

Im Flüchtlingscamp Kakuma im Nordosten Kenias ist es still. Kein Vogel zwitschert. In der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik Bangui mitten in den Tropen ist morgens um fünf Uhr ebenfalls kein Laut zu hören. Die Menschen dort hungern. Selbst Krähen werden gegessen, wenn man sie erwischen kann.

Das Frühwarnsystem für Hungerkrisen FEWS der amerikanischen staatlichen Hilfsorganisation USAID gibt es schon seit der monumentalen Hungersnot 1984/85 in Äthiopien. Jeden Monat werden sämtliche relevanten Daten zusammengetragen, um das Risiko für Hungersnöte abschätzen zu können. Das System funktioniert gut. Die Warnungen sind immer rechtzeitig da.

Seit fast zwei Jahren beispielsweise war allen, die es wissen wollten, klar, dass es in Ostafrika und im Süden Afrikas Hungerkrisen geben würde. Denn das Klimaphänomen El Niño war ebenfalls zutreffend früh vorhergesagt worden. Trotzdem ist es der Weltgemeinschaft selten gelungen, aus frühzeitigen Warnungen keine großen Katastrophen werden zu lassen.

20 Millionen Menschen hungern, Hunderttausende könnten sterben

Der eigentliche Grund dafür ist der politische Druck, der erst von einer eingetretenen Katastrophe ausgeht. Wenn es Bilder von verhungernden Kindern gibt, setzt sich das politische Hilfesystem in Bewegung, und dann fließen auch die privaten Spenden. Kinder, die gar nicht erst in Gefahr geraten zu verhungern, lösen diesen Druck nicht aus.

Aktuell besteht die Gefahr, dass die politischen Dauerkrisen im Südsudan, Somalia und Jemen sowie die dramatische Lage im Nordosten Nigerias eher Abwehr als Hilfsbereitschaft auslösen. Derzeit hungern rund 20 Millionen Menschen, Hunderttausende von ihnen könnten in diesem Jahr sterben. Der UN-Hilfekoordinator Stephen O’Brien sagte im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, dass bis Juli 4,4 Milliarden Dollar nötig seien, um die größte Not zu lindern. Wenn US-Präsident Donald Trump seine Ankündigungen wahr macht, fallen die USA – und damit einer der größten Zahler sowohl in humanitären Krisen als auch des UN-Systems – aus. Der Rest der Welt hat dann alle Hände voll zu tun, mit der Katastrophe fertig zu werden.

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