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Ort des Austauschs. In Abu Dhabis Großer Moschee wird der Papst hochrangige muslimische Geistliche treffen.

© Andrew Caballero-Reynolds/Pool/Reuters

Papstreise in die Vereinigten Arabischen Emirate: Mission Verständigung

Es ist eine historische Reise: Der Papst besucht die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Dialog mit dem Islam steht im Vordergrund - und Toleranz.

Als Oase der Toleranz in einer unruhigen Weltgegend – so verstehen sich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Dass der erste Besuch eines Papstes auf der arabischen Halbinsel an diesem Wochenende in die VAE führt, ist nach Ansicht der Regierung des Golfstaates deshalb kein Zufall.

„Wir senden der Welt eine Botschaft des Friedens und der Koexistenz“, sagte der Botschafter der Vereinigten Emirate in Berlin, Ali Abdulla Al Ahmed, dem Tagesspiegel. Franziskus’ Visite sei für die gesamte muslimische Welt von großer Bedeutung. Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass die Grenzen der Toleranz in der ölreichen Nation enger gezogen werden, als es die öffentliche Selbstdarstellung nahelegt.

Treffen mit muslimischen Würdenträgern in der Großen Moschee

Für Franziskus ist der Dialog mit der islamischen Welt ein Hauptthema seines Pontifikats. Der Glaube an Gott könne die Menschen zusammenführen, sagte er denn auch vor seinem historischen Besuch in einer Videobotschaft. Er wolle in den Beziehungen zwischen den Religionen ein neues Kapitel aufschlagen. „Wir sind Brüder, auch wenn wir unterschiedlich sind.“

In der Hauptstadt Abu Dhabi will das Oberhaupt der katholischen Kirche unter anderem mit Kronprinz Mohammed bin Zayed sprechen, dem De-facto-Herrscher der Emirate. In der Großen Moschee trifft der Papst dann mit islamischen Gelehrten zusammen, darunter Scheich Ahmed al Tayeb, der Imam der Al-Azhar-Universität, des angesehensten Zentrums sunnitischer Lehre weltweit.

Eine Messe für Hunderttausend

Für den letzten Besuchstag am 5. Februar ist eine Freiluft-Messe in einem Stadion in Abu Dhabi vorgesehen, zu der mehr als 100.000 Christen aus dem ganzen Land erwartet werden. Rund eine Million Katholiken leben in den VAE. Dabei hatten die Emirate bis zur Mitte der sechziger Jahre keine einzige Kirche.

Erst mit dem kometenhaften Aufstieg des Landes durch die reichen Ölvorkommen, der viele Ausländer anlockte, änderte sich das. Botschafter Ali Abdulla Al Ahmed strich deshalb im Gespräch mit dem Tagesspiegel den „religiösen Pluralismus“ seines Landes heraus.

Papst Franziskus will in Abu Dhabi ein neues Kapitel im Verhältnis zum Islam aufschlagen.
Papst Franziskus will in Abu Dhabi ein neues Kapitel im Verhältnis zum Islam aufschlagen.

© imago/Pacific Press Agency

Nach wie vor ist die heimische Bevölkerung der VAE muslimisch, doch machen Ausländer heute rund 80 Prozent der etwa neun Millionen Einwohner aus. Unter ihnen sind viele Menschen aus Südasien, für die die Kirche spiritueller und sozialer Mittelpunkt in der Fremde ist.

Die Regierung in Abu Dhabi hat den 5. Februar zum Feiertag für die Privatwirtschaft erklärt, um Katholiken mit einer Eintrittskarte für die Papst-Messe die Möglichkeit zu geben, den Pontifex zu sehen. Auch sonst bekennt sich der Golfstaat offiziell zum friedlichen Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und Weltanschauungen. Seit 2016 gibt es gar ein „Ministerium für Toleranz“.

Ausbeutung von Arbeitskräften

Nicht alle sind von der Vorbildfunktion der VAE überzeugt. Menschenrechtsorganisationen verweisen unter anderem auf die Inhaftierung des Regierungskritikers Ahmed Mansoor, dessen zehnjährige Haftstrafe wegen unbotmäßiger Äußerungen erst vor wenigen Wochen bestätigt wurde. Mansoor soll die Vereinigten Emirate durch Kommentare in sozialen Medien herabgewürdigt haben.

Die Ausbeutung von ausländischen Arbeitern – viele davon sind Christen – ist ein weiteres Problem. Die Philippinen hatten aus Protest gegen die schlechten Arbeitsbedingungen ihren Staatsbürgern vorübergehend verboten, eine Stelle in den Emiraten anzunehmen.

Krieg im Jemen

Im vergangenen Jahr kündigte die VAE-Regierung schärfere Kontrollen an, um die Lage der Arbeiter zu verbessern. So soll durchgesetzt werden, dass Arbeitstage von Haushälterinnen, Köchinnen oder Gärtnern auf zwölf Stunden begrenzt werden. Außenpolitisch beteiligen sich der Golfstaat in führender Rolle am Krieg Saudi-Arabiens gegen die Huthi-Rebellen im Jemen, der seit 2015 Tausende Zivilisten das Leben gekostet hat.

Offen ist, ob Papst Franziskus diese Missstände ansprechen will. Anders als sein Vorgänger Benedikt XVI., der im Jahr 2006 mit äußerst kritischen historischen Zitaten über den Propheten Mohammed in der islamischen Welt einen Proteststurm verursachte, schlägt Franziskus im Umgang mit muslimischen Gesprächspartnern eher leise Töne an.

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