zum Hauptinhalt
Melania Trump übernimmt ganze Sätze aus Michelle Obamas Rede.

© Reuters

Plagiat beim Parteitag der US-Republikaner: Melania Trump mag Michelle Obama

Überraschende Wendungen in der Plagiatsaffäre um die Rede Melania Trumps: Im Trump-Team bekennt sich mal jemand zu einem Fehler. Und es gibt Lob für die Obamas. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Am Mittwoch gab es zwei Neuigkeiten aus der Donald-Trump-Welt, die jede für sich einem kleinen politischen Erdbeben gleich kommen. Ein Mitglied von Trumps Wahlkampfteams bekannte sich zu einem Fehler. Und: Ein Mitglied der Trump-Familie hat etwas uneingeschränkt Positives über die Obamas zu sagen. Beides gilt als Premiere.

Zwei Tage, nachdem Plagiatsvorwürfe den zunächst positiven Eindruck der Parteitagsrede Melania Trumps, der Ehefrau des Präsidentschaftskandidaten, überschattet hatten, wartete das Trump-Team mit einer neuen Erklärung auf. Demnach war Melania selbst der Ausgangspunkt dafür, dass Passagen aus Michelle Obamas Rede von 2008 nahezu wortgleich in Melanias Redetext 2016 übernommen wurden.

Melania: Michelle Obama inspiriert mich

Die entwaffnende Erklärung von Meredith McIver, die das Manuskript vorbereitet hatte: "Als ich mit Melania an ihrer First-Lady-Rede arbeitete, sprachen wir über mehrere Menschen, die sie inspiriert haben, und über Botschaften, die sie mit der amerikanischen Gesellschaft teilen wolle. Eine Person, die sie immer gemocht hat, ist Michelle Obama. Am Telefon las sie mir einige Passagen aus Frau Obamas Reden vor als Beispiele. Ich schrieb mit und fügte später einige der Formulierungen in den Entwurf ein, der später zur endgültigen Rede wurde. Ich habe das nicht mit Frau Obamas Reden abgeglichen. Das war mein Fehler, und mir tut das Chaos, das ich für Melania und die Trumps, aber auch Frau Obama ausgelöst habe, unendlich leid. Ich hatte nicht die Absicht, jemanden zu verletzen."

Trump sagt nun: ein unabsichtlicher Fehler

Meredith McIver, die schon vor Beginn des Präsidentschaftswahlkampf für Trump gearbeitet hatte, sagte, sie habe Donald Trump und seiner Familie ihre Kündigung angeboten. Doch Trump habe das abgelehnt und gesagt: Menschen machten manchmal unabsichtlich Fehler, und sie lernten daraus.

Republikaner lobten diese Entwicklung einerseits als überfällige Korrektur einer falschen Reaktion auf die Plagiatsvorwürfe. Parteimitglieder äußerten aber auch Besorgnis, ob die Fehler auf ein sehr grundsätzliches Problem hinweisen: Trump führe seinen Wahlkampf aus dem Bauch heraus und habe nicht eine ausreichende Anzahl von Fachleuten in seinem Team, um solche selbstverschuldeten Schäden bereits im Entstehungsstadium zu verhindern.

Ein prinzipielles Problem: zu wenig Fachleute im Team?

US-Medien berichten, Trump habe ursprünglich zwei erfahrene Redenschreiber, die für hochrangige Republikaner gearbeitet hatten, beauftragt, eine Parteitagsrede für seine Frau vorzubereiten. Doch der Entwurf habe Melania überhaupt nicht gefallen. Deshalb sei Meredith McIver gebeten worden, mit Melania an einem neuen Entwurf zu arbeiten. Das Manuskript sei aber nicht einer so rigorosen Prüfung auf mögliche Angriffsflächen unterzogen worden wie das in anderen Wahlkampfteams üblich sei. Denn Trumps Mannschaft sei viel, viel kleiner als, zum Beispiel, Hillary Clintons Apparat.

Die Parallelen in Melania Trumps Rede 2016 zu Michelle Obamas Rede 2008 hatte ein ehemaliger Journalist, Jarrett Hill, aufgedeckt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false