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Der syrische Präsident Baschar al-Assad mit seiner Frau Asma bei der Stimmabgabe zum Verfassungsreferendum am 26. Februar 2012 in Damaskus.

© dapd

Private E-Mails veröffentlicht: Syriens Machthaber Assad shoppt bei iTunes, seine Frau bei Harrods

Die britische Zeitung "The Guardian" druckt mutmaßliche E-Mails von Syriens Präsidentenpaar ab. Assad soll sich mit Teheran über den Umgang mit der Protestbewegung ausgetauscht haben, während seine Frau teuer einkaufte.

Die britische Zeitung "The Guardian" hat nach eigenen Angaben Tausende von mutmaßlichen E-Mails des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und seiner Frau Asma zugespielt bekommen. Sie seien von den privaten Mail-Konten des Ehepaares abgefangen worden. Das Blatt gelangte nach eigenen Angaben über einen syrischen Oppositionellen an geschätzte 3000 Mails des Präsidenten.

In den Mails befänden sich Familienfotos und Videos, ein eingescannter Personalausweis Assads und andere Details, die schwer zu fälschen seien, schrieb der "Guardian". Sie stammen der Zeitung zufolge aus der Zeit von Juni vergangenen Jahres bis Anfang Februar. Es sei davon auszugehen, dass sie echt seien. Allerdings habe nicht jede einzelne Mail überprüft werden können, erklärte der "Guardian".

Aus den E-Mails von Assad gehe hervor, dass dieser zu Beginn des Aufstandes von der iranischen Führung den Rat erhalten habe, in seinen öffentlichen Auftritten Härte und Stärke zu demonstrieren. Die ersten Reden Assads hatten damals maßgeblich zu einer Radikalisierung der Protestbewegung beigetragen, die mit friedlichen Pro-Reform-Demonstrationen begonnen hatte. Auch mache sich Assad über seine Reformversprechen lustig. Der syrische Präsident wurde detailliert von seinen Beratern über die "illegale" Präsenz von westlichen Journalisten im Bezirk Baba Amr von Homs informiert, wie das Blatt weiter berichtete. Dort gab es wochenlang Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen.

Die E-Mails zeigten zudem, dass eine Tochter des Emirs von Katar vergeblich versucht hatte, die Präsidentengattin Asma al-Assad für eine Exil-Lösung zu gewinnen. Die Hauptstadt Doha sei ein möglicher Rückzugsort für die Präsidentenfamilie. Der elektronische Schriftverkehr verrät dem Blatt zufolge auch, dass die Familie trotz des bürgerkriegsähnlichen Zustandes im Land mit Luxuseinkäufen beschäftigt ist. So soll Assads Frau eine Armani-Lampe vom Londoner Kaufhaus Harrods organisiert sowie Schmuck aus Paris bestellt haben. Auch Möbel seien nach Damaskus geordert worden. Assad selbst ließ sich demnach über einen Kontakt in den USA mit neuer Software und Musik von iTunes versorgen.

Assad geht trotz internationaler Kritik gegen Oppositionelle vor. Am Donnerstag jährt sich der Beginn des Volksaufstandes zum ersten Mal. Die Vereinten Nationen schätzen, dass seitdem mehr als 8000 Menschen, vor allem Zivilisten, ums Leben gekommen sind. Gegen den Machthaber selbst sind internationale Sanktionen in Kraft. (mit dpa, dapd, rtr)

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