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Nach der Gewalttat in Hanau: Trauer auf dem Marktplatz

© Frank Rumpenhorst/dpa

Reaktion auf rassistischen Anschlag in Hanau: Israelischer Botschafter sieht Demokratie in Deutschland in Gefahr

Eine offene Gesellschaft könne niemals Gewalt akzeptieren, sagte Israels Botschafter Issacharoff. Die Demokratie sei bedroht, wenn Minderheiten gefährdet seien.

Israels Botschafter Jeremy Issacharoff sieht nach den rassistischen Morden von Hanau die Demokratie in Deutschland in Gefahr. „Keine demokratische Gesellschaft kann überleben, wenn Minderheiten permanent bedroht oder geschädigt werden“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Zudem warnte Issacharoff: „Der Holocaust hat uns allen gezeigt, wohin ein solcher Hass führt und welche schrecklichen Folgen er haben kann, und genau darum geht es jetzt.“

Eine offene Gesellschaft könne vieles tolerieren, aber niemals Gewalt. „Die Menschen beginnen wieder gewalttätig gegen Minderheiten, gegen Juden und Muslime zu handeln“, sagte Issacharoff. „Aus Worten werden Taten.“

Mit Blick auf die antisemitischen und antimuslimischen Anschläge im Oktober in Halle und in der vergangenen Woche in Hanau appellierte der Botschafter an Juden und Muslime, ihre Religionszugehörigkeit nicht zu verstecken.

Israels Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff

© Kai-Uwe Heinrich

„Mehr Sicherheit für jede Art von Gemeinde in Deutschland kann nicht dadurch erreicht werden, dass Menschen ihre Identität, ihre Religion verheimlichen“, sagte er. „Wir müssen mit unserer Vielfalt leben.“

Scharfe Kritik an der AfD

Issacharoff kritisierte überdies die AfD. „Für mich ist es einfach nicht haltbar, Kontakte zu dieser Partei zu haben, die zumindest eine Nostalgie für die Nazi-Vergangenheit hat.“

Vergangene Woche hatte ein 43-jähriger Deutscher im hessischen Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln offenbar aus rassistischen Gründen getötet. Später wurde er ebenso wie seine 72-jährige Mutter tot in seiner Wohnung aufgefunden.

Die Tat löste bundesweit Entsetzen aus. Wenige Monate zuvor hatte eine ebenfalls rechtsextrem motivierte Tat in Halle für Entsetzen gesorgt: Bei dem antisemitischen Anschlag Anfang Oktober waren zwei Menschen erschossen und zwei weitere Menschen schwer verletzt worden. Der Versuch des Täters, in die Synagoge der Stadt einzudringen, scheiterte an der geschlossenen Tür. Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hatten sich dort etwa 50 Gläubige versammelt. (Tsp, epd, dpa)

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