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Politik: Saudis befreien Geiseln – 22 Tote

Drei der vier Kidnapper können fliehen / Suche nach Terroristen / Al Qaida: Wir machen weiter

Amman - Bei Anschlägen auf ausländische Mitarbeiter der saudischen Ölindustrie und einer Geiselnahme sind am Pfingstwochenende insgesamt 22 Menschen getötet worden. Trotz einer weiträumigen Absperrung konnten drei der islamistischen Geiselnehmer aus der Wohnanlage in al Chobar im Osten des Landes entkommen. Nach Angaben von Augenzeugen umstellten Sicherheitskräfte am Montag ein Haus in der nahe gelegenen Stadt Dammam, in der die Gesuchten sich verschanzt haben sollen. Nach anderen Augenzeugenberichten gelang den Kidnappern in der Stadt Dammam erneut die Flucht, nachdem sie dort ein Auto in ihre Gewalt gebracht hatten.

Saudische Elitetruppen hatten am Sonntag 25 Stunden nach Beginn der Geiselnahme das Haus in der luxuriösen Wohnanlage „Oasis" , in dem die Geiselnehmer sich aufhielten, gestürmt. Dabei konnten sie nur den verletzten Anführer des Kommandos festnehmen. Die anderen drei mutmaßlichen Täter sollen bei ihrer Flucht Geiseln als Schutzschilde genommen haben, hieß es aus dem saudischen Innenministerium. Augenzeugen berichten dagegen von einer Übereinkunft, die den Geiselnehmern die Flucht garantierte, wenn sie die Geiseln freilassen. Nach den Angaben von befreiten Geiseln wurde kein Zivilist durch den Einsatz der saudi-arabischen Sicherheitskräfte getötet.

Nach den Anschlägen drohte die Extremistengruppe Al Qaida im Internet mit weiterer Gewalt gegen Ausländer auf der Arabischen Halbinsel. Der Al-Qaida-Chef in Saudi-Arabien, Abdulasis al Mukrin, bekannte sich in einer Tonbandaufnahme zu den Anschlägen. Seine Gruppe hatte auch die Verantwortung für ein Attentat in der saudischen Hafenstadt Janbu übernommen, bei dem fünf Ausländer und zwei Saudis starben.

Die Sicherheitskräfte befreiten laut Innenministerium 41 Geiseln. Von den 22 Opfern wurden mindestens zehn bereits beim Überfall auf die Ölfirmen getötet, bevor die Angreifer die nahe gelegene Wohnanlage stürmten. Nach Angaben von Überlebenden wurden die Muslime unter den Bewohnern freigelassen. Neun Geiseln sollen nach einem Fluchtversuch die Kehlen durchgeschnitten worden sein. Bei den Opfern handelt es sich um acht Inder, drei Philippiner, drei Saudi-Araber, zwei Sri-Lanker, einen Amerikaner, einen Briten, einen Italiener, einen Südafrikaner, einen Schweden und einen zehnjährigen ägyptischen Jungen. 24 Menschen wurden verletzt. Der saudi-arabische Ölminister Ali Naimi traf am Sonntag mit Managern westlicher Ölkonzerne zusammen, um dem Eindruck einer zunehmend instabilen Sicherheitslage entgegenzuwirken. An den internationalen Öl-Märkten wurde mit einem neuerlichen Preisanstieg gerechnet.

Eine islamistische Gruppe übernahm in einer Internet-Botschaft auch die Verantwortung für die Ermordung des deutschen Mitarbeiters der saudischen Fluggesellschaft, der vergangene Woche auf offener Straße in Riad erschossen worden war. Laut „Spiegel-online“ war der Text in dem Al Qaida nahe stehenden Onlinemagazin „Ma´askar al Battar“ nicht namentlich gekennzeichnet.

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