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Interessenskonflikt: Schweinegrippe – wer impft gegen Korruption?

Zwei Wochen vor dem geplanten Start der Schweinegrippe-Impfung in Deutschland hat die Antikorruptionsorganisation Transparency International die Unabhängigkeit der Ständigen Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut in Zweifel gezogen.

Berlin - „Intransparenz und potenzielle Interessenskonflikte unterminieren die Glaubwürdigkeit und nähren im aktuellen Fall den Verdacht, dass die H1N1-Grippewelle als Schweinegrippe-Pandemie von der Pharmaindustrie zur Vermarktung genutzt wird“, sagte Transparency-Vorstandsmitglied Angela Spelsberg. Um jeglichen Eindruck einer Einflussnahme zu vermeiden, forderte sie eine „uneingeschränkte Offenlegung der Entscheidungsprozesse“. Die bisherigen Mechanismen zur Sicherung unabhängiger Entscheidungen reichten nicht aus.

Die Selbstauskünfte der Stiko-Mitglieder belegten, „dass die Mehrzahl der derzeit 16 Mitglieder mehr oder minder intensive Kontakte, darunter auch bezahlte Tätigkeiten, zu den wichtigsten Herstellern von Impfstoffen haben“, sagte Spelsberg. So sitzen die Professoren Wolfgang Jilg, Christel Hülße, Ursel Lindlbauer-Eisenach und Friedrich Hofmann im Fachbeirat „Forum Impfen“, das von den Konzernen Sanofi-Pasteur-MSD und Wyeth unterstützt wird, Stiko-Mitglied Frank Falkner von Sonnenburg hat den Beiratsvorsitz. In der „Arbeitsgemeinschaft Masern und Varizellen“, finanziert von Glaxo Smith Kline und Sanofi, finden sich die Stiko-Mitglieder Rüdiger von Kries und Klaus Wahle. Jan Leidel engagiert sich in der von Baxter und Novartis gesponserten „Arbeitsgemeinschaft Meningokokken“. Und Honorare für Studien kassierten Stiko-Mitglieder von nahezu allen großen Pharmaherstellern (www.rki.de).

Ähnliche Probleme sieht Transparency bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA, die den Impfstoff abzusegnen hat. Sie werde zu fast zwei Dritteln von der Pharmaindustrie finanziert – und dies sei auch deshalb „höchst problematisch“, weil die externe Überprüfung der Zulassungsunterlagen erst nach erfolgter Zulassung möglich sei. Rainer Woratschka

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