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Gemeinsam mit Großbritannien will US-Präsident Biden einen Weg finden, damit Australien moderne U-Boote erhalte.

© dpa/Andrew Harnik

Update

Sicherheit im Indopazifik: Frankreich schwer verärgert wegen U-Boot-Deals der USA mit Australien

Angesichts von Chinas Machtanspruch wollen die USA ihren Einsatz im Indopazifik-Raum verstärken. Frankreich zeigt sich wütend, China ist empört.

Die USA und Großbritannien haben angesichts der zunehmenden Machtdemonstration Chinas ein Sicherheitsbündnis mit Australien geschlossen. Washington und London unterstützen Canberra beim Bau von zunächst acht atombetriebenen U-Booten zur Sicherung des indopazifischen Raums, wie der australische Premierminister Scott Morrison bei einer Videokonferenz mit US-Präsident Joe Biden und dem britischen Premier Boris Johnson am Mittwoch mitteilte.

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Die Ankündigung der Allianz sorgte in Peking für großen Unmut. Frankreich, dem ein milliardenschwerer U-Boot-Deal mit Canberra aufgekündigt wurde, reagierte "wütend und verbittert".

"Wir haben die Absicht, diese U-Boote in Adelaide in Australien in enger Kooperation mit den USA und Großbritannien zu bauen", kündigte Morrison an. Die U-Boote sollen zwar atomar betrieben sein, aber keine Atomwaffen transportieren, wie die Staats- und Regierungschefs der Aukus genannten neuen Dreierallianz betonten.

Sorgevoller Blick auf Auftreten des aufstrebenden Chinas

Die drei Staats- und Regierungschefs erwähnten China bei der Ankündigung ihres Deals nicht explizit. Sie verwiesen jedoch auf regionale Sicherheitsbedenken. "Bei dieser Initiative geht es darum, sicherzustellen, dass jeder von uns über moderne Ressourcen verfügt - die modernsten Ressourcen, die wir brauchen - um auf die sich schnell entwickelnden Bedrohungen zu reagieren und uns zu verteidigen", sagte Biden.

Australien, aber auch die USA blicken mit zunehmender Sorge auf das Auftreten des wirtschaftlich und militärisch aufstrebenden Chinas. Morrison sagte, das neue Dreierbündnis solle helfen, die "Herausforderungen" in der "zunehmend komplexen" indopazifischen Region anzugehen. Australien werde von den USA auch neue Marschflugkörper vom Typ Tomahawk erhalten.

Das Bündnis ermöglicht Canberra Zugang zu hochmoderner Rüstungstechnologie: Atombetriebene U-Boote "sind leiser, schneller und haben eine längere Laufzeit, sodass Australien seine künftigen U-Boote für deutlich längere Zeiträume im Indopazifik einsetzen kann", sagte der Experte Ashley Townshend vom Zentrum für US-Studien an der Universität Sydney der Nachrichtenagentur AFP.

China empört über nuklearbetriebene U-Boote für Australien

China zeigte sich am Donnerstag sichtlich verärgert und bezeichnete die Allianz als "extrem unverantwortlich". Aukus untergrabe "den regionalen Frieden und die Stabilität ernsthaft und fördere das Wettrüsten", sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian. Der Weste müsse sein "überholtes Nullsummenspiel aus dem Kalten Krieg aufgeben".

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Morrison hatte sich zuvor um das Gespräch mit China bemüht und eine "offene Einladung" an Präsident Xi Jinping ausgesprochen. Auch Johnson versuchte, Pekings Vorwürfe zu entkräften: Die Allianz sei "nicht auf Feindseligkeiten ausgelegt", betonte er. Aukus solle den Frieden und die Sicherheit im Indopazifik wahren.

Die neue Vereinbarung erfolgt allerdings zum Nachteil Frankreichs: Kurz nach der Bekanntgabe kündigte Canberra einen milliardenschweren U-Boot-Deal mit Paris auf. Sein Land werde die Vereinbarung über den Kauf von zwölf U-Booten mit dem französischen Unternehmen Naval Group im Wert von umgerechnet knapp 56 Milliarden Euro nicht weiter aufrechterhalten, erklärte Morrison. Die französischen U-Boote verfügen nur über konventionelle Antriebe.

Die Naval Group zeigte sich "enttäuscht". Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian erklärte, Canberra sei Paris damit "in den Rücken gefallen". "Ich bin heute sehr wütend und verbittert", betonte er. Dies sei kein Umgang mit Verbündeten. Biden warf er vor, eine "brutale" Entscheidung nach dem Motto seines Vorgängers Donald Trump getroffen zu haben. Der US-Präsident versuchte zu beschwichtigen, indem er erklärte, die USA wollten im indopazifischen Raum "eng" mit ihrem "Schlüsselparter" Frankreich zusammenarbeiten.

Australien ist kein Nato-Mitglied

Anders als Großbritannien ist Australien nicht Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato, gilt aber als enger Partner der Organisation. Australien hat sich etwa an Nato-Militäreinsätzen in Afghanistan und im Irak beteiligt. Die USA und Australien sind neben dem bilateralen Verhältnis auch über die sogenannte „five eyes“ (fünf Augen) Partnerschaft der Geheimdienste verbunden. Zu dem Bündnis gehören Australien, Neuseeland, Kanada, Großbritannien und die USA.

Biden setzt für Sicherheit und Kooperation im Indopazifik zudem auf ein „Quad“ genanntes Bündnis. Das Quartett umfasst Australien, Indien, Japan und die USA. Biden will die Regierungschefs des Bündnisses in der nächsten Woche im Weißen Haus empfangen. An diesem Donnerstag wollten sich außerdem US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und US-Außenminister Antony Blinken mit ihren australischen Kollegen bei einem gemeinsamen Treffen austauschen. (AFP, dpa)

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