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SPD-Anfrage: Rückbau von Atomanlagen teurer als geplant

Die Kosten für den Rückbau nuklearer Forschungsanlagen sind deutlich höher als zunächst geplant. Das geht aus einer Anfrage von SPD-Abgeordneten hervor.

Allein der Abriss eines kleinen 13-Megawatt-Hochtemperaturreaktors (HTR) im Forschungszentrum Jülich verschlingt nach aktuellen Kalkulationen mehr als 600 Millionen Euro Steuergelder – doppelt so viel wie ursprünglich berechnet. Elf weitere Kernforschungseinrichtungen müssen in den kommenden Jahren ebenfalls rückgebaut werden. In der Antwort auf eine Anfrage mehrerer SPD-Abgeordneter bezifferte die Bundesregierung Ende Juli die für Stilllegung und Rückbau kerntechnischer Anlagen notwendigen Ausgaben auf rund 10,6 Milliarden Euro nur für den Bund.

Der HTR in Jülich war von 1967 bis 1988 als Prototyp für einen größeren Reaktor in Betrieb. Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen müssen sich die Kosten im Verhältnis 70 zu 30 teilen. Technisch stellt der Abriss des HTR die Ingenieure zudem vor riesige Herausforderungen. Der rund 2100 Tonnen schwere Reaktordruckbehälter muss mit sieben Kränen und einem Luftkissenschlitten bewegt werden, damit das nach einem Störfall im Jahr 1978 mit Strontium verseuchte Erdreich abgetragen werden kann. Anschließend wird der kontaminierte Behälter von Robotern zerlegt, die Komponenten sollen in ein noch nicht existierendes Endlager gebracht werden. Grade erst begonnen hat der Rückbau einer Versuchs-Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) im Forschungszentrum Karlsruhe. Sie war 1990 nach 19 Jahren Betriebszeit stillgelegt worden, nachdem sich der Bau einer „großen“ WAA politisch nicht durchsetzen ließ. Nach Angaben der Bundesregierung sind seitdem 638 Millionen Euro aus dem Forschungsetat abgeflossen, die kommenden Ausgaben werden mit 675 Millionen beziffert.

Wartung und Abriss eines Mehrzweckforschungsreaktors in Karlsruhe schlugen bislang mit 189 Millionen zu Buche. Für die ebenfalls dort als Prototyp für den „schnellen Brüter“ gebaute – und 1991 stillgelegte – „kompakte natriumgekühlte Kernenergieanlage“ wurden bisher 189 Millionen fällig.

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