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Fritz Felgentreu (Archivbild von 2019).

© imago images/Christian Thiel

SPD-Fraktion verliert Verteidigungsfachmann: Fritz Felgentreu kündigt seinen Abschied an

Der dritte profilierte Verteidigungsfachmann geht der SPD verloren - ein weiterer Mitte-Politiker, der am Linkskurs der Partei scheitert.

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Er ist der nächste, der scheitert an seiner Partei, am Linkskurs seines Berliner Landesverbands. Kurz und knapp verkündet der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Fritz Felgentreu, auf seiner Seite: „Nach fast zwanzig Jahren als Abgeordneter habe ich mich jetzt entschieden, mich im kommenden Jahr nicht noch einmal um das Neuköllner Mandat zu bewerben.“

Damit verliert die SPD im kommenden Jahr nach dem bisherigen Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels und dem bei dessen Nachfolge zugunsten von Eva Högl nicht berücksichtigten Johannes Kahrs den dritten proflierten Verteidigungsfachmann - alle drei sind dem pragmatischen, Mitte-orientierten Flügel zuzurechnen.

„Wir sind da nicht blank“, wird in der Bundestagsfraktion betont. Es wird verwiesen auf den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich oder auf die Norddeutsche Simtje Möller, die zudem in der Nachfolge von Kahrs neue Sprecherin des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD werden soll.

Aber nach der Wahl von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zu den neuen Vorsitzenden ist die Partei spürbar nach links gerückt. Aus der Berliner SPD könnten die erste drei Listenplätze für die Bundestagswahl 2021 an drei Parteilinke gehen: an Michael Müller, Cansel Kisiltepe und Kevin Kühnert.

Felgentreu, ein Fachmann für spätantike Rhetorik, der fließend lateinisch spricht, hatte es in der linken Berliner SPD, der er seit 1992 angehört, immer schwer. Auch wenn er es zeitweilig zum Vize-Landeschef und Neuköllner Kreisvorsitzenden brachte und sich als enorm fleißiger und sachkundiger Experte für Innen- und Rechtspolitik im Berliner Abgeordnetenhaus Respekt verschaffte. 

Kreisverband Neukölln ist kein konservatives Bollwerk mehr

Seit 2013 wurde er zwei Mal im Wahlkreis Neukölln direkt in den Bundestag gewählt. Doch im SPD-Landesverband ging die Zeit an ihm vorbei. Der „Britzer Kreis“, noch bis in die neunziger Jahre hinein ein einflussreiches Sprachrohr der Parteirechten, in dem Felgentreu ein kluger Wortführer war, löste sich auf.

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Auch der Kreisverband Neukölln ist längst kein konservatives Bollwerk mehr, sondern hat sich dem linken Mainstream in der Hauptstadt-SPD angepasst. 

Felgentreu, so hört man, hätte keine Chance mehr, von den Genossen wieder für den Neuköllner Wahlkreis nominiert zu werden. Auch auf die SPD-Landesliste für den Bundestag kann er nicht rechnen. Zumal er im Landesverband, das wird ihm intern vorgeworfen, kaum noch Präsenz zeige. 

Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass er die große Koalition nicht als Teufelswerk sieht. Und eine rot-rot-grüne Verteidigungspolitik im Bund ist sicher nicht das, wovon Felgentreu träumt. Über all dies spricht er aber nicht, sondern will es bei seiner knappen Abschiedsankündigung belassen.

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