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Auf der Straße zwischen Swatowsk und Kupiansk sind zerstörte Autos zu sehen.

© Foto: REUTERS/ SECURITY SERVICE OF UKRAINE

Tag 223 der Ukraine-Invasion: Gegenoffensive gefährdet offenbar Versorgung der russischen Truppen

Was ein ukrainischer Offizier aus Lyman berichtet + EU-Staaten bringen neue Sanktionen auf den Weg + Putin unterzeichnet offenbar Korrektur zur Mobilmachung + Der Überblick am Abend.

Die Rückeroberung von Lyman vor wenigen Tagen galt als wichtiger strategischer Erfolg der Ukraine. Wie der Rückzug der russischen Truppen dort aus Sicht der Ukrainer verlief, darüber hat der britische „Guardian“ nun mit dort zurückgebliebenen Soldaten gesprochen (Quelle hier)

So zitiert die Zeitung einen ukrainischen Offizier mit dem Namen „Flagman“, der seit Beginn des Krieges in dieser Region kämpft. Er sagt, die Russen hätten sich auf die Straßen konzentriert, während die Ukrainer sie von den Wäldern aus angegriffen hätten. „Als sie das erste Mal kamen, waren sie eine größere Truppe mit schweren Waffen“, beschreibt er die Eroberung durch die Russen im Frühsommer, da hätten sich die Ukrainer zurückgezogen.

Nach den Erfolgen Kiews in Charkiw und Isjum hätten sich die russischen Kräfte nach Lyman zurückgezogen, ohne wirklich organisiert gewesen zu sein. Da hätten die ukrainischen Befehlshaber eine Chance zum Angriff gesehen.

Die Soldaten seien professionell ausgebildet gewesen, sagt der Soldat weiter. Doch ihre Führungsoffiziere hätten sie im Stich gelassen und auf ihre Bitte, sich zurückzuziehen, nicht reagiert. Ähnliches, so der „Guardian“, hätten auch Berichte des britischen Geheimdienstes ergeben.

Während die Experten des US-Think Tanks „The Institute for the Study of War“ eingeschätzt hatten, dass der russische Präsident Wladimir Putin persönlich den Befehl zum Rückzug aus Lyman gegeben haben könnte, glaubt der Soldat nicht daran. „Ich glaube nicht, dass jemals ein Rückzugsbefehl gegeben wurde. Am Ende organisierten sie selbst ihre Flucht, obwohl sie zur Aufgabe aufgefordert worden waren.“

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Die fortschreitende Gegenoffensive der Ukraine bereitet Russland nach Einschätzung britischer Geheimdienste Probleme bei der Truppenversorgung. Die Truppen näherten sich einem Versorgungsknotenpunkt in Swatowe, hieß es im täglichen Bericht des Geheimdienstes. Mehr dazu hier.
  • Die EU-Staaten haben ein achtes Paket mit Sanktionen gegen Russland auf den Weg gebracht. Die ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten billigten unter anderem die rechtlichen Voraussetzungen für einen von den G7-Staaten unterstützten Preisdeckel für Ölimporte aus Russland. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny möchte die Büros seiner Anti-Korruptionsorganisation wieder öffnen. Die Organisation wolle gegen „die Mobilisierung und den Krieg“ in der Ukraine kämpfen, wie der im Exil lebende Nawalny-Vertraute Iwan Schdanow in einem Video ankündigte. Mehr dazu hier.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach eigenen Angaben das Dekret zur Teilmobilmachung korrigiert. Damit soll die Mobilmachung für einige Studenten sowie für bestimmte Postgraduierte ausgesetzt werden, sagt Putin. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Russland fordert eine Beteiligung an der Aufklärung der Lecks an den Nord-Stream-Pipelines. Eine Einbeziehung Russlands sollte selbstverständlich sein, sagte der Sprecher des Präsidialamts in Moskau, Dmitri Peskow. 
  • Die mit einem öffentlichen Protest im russischen Fernsehen bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa hat sich offenbar dem auferlegten Hausarrest widersetzt. Die 44-Jährige bekannte in einem Video auf Telegram erneut ihre Unschuld, berichtet Reuters.
  • Die britische Premierministerin Liz Truss hat der Ukraine erneut die unerschütterliche Unterstützung ihres Landes versprochen. „Wir werden unseren ukrainischen Freunden beistehen, solange es nötig ist“, sagte Truss auf dem Parteitag ihrer Konservativen Partei.
  • Trotz militärischer Rückschläge will Russland die Annexion vier ukrainischer Regionen weiterverfolgen. „Sie werden für immer zu Russland gehören“, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Russland werde die Gebiete zurückerhalten.
  • Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat vor einem möglichen Atomwaffeneinsatz Russlands gewarnt. Der Krieg sei in eine neue Phase eingetreten, in der eine Nuklearmacht Rückschritte mache und entsprechende Drohungen im Raum stünden. Davor dürfe man nicht die Augen verschließen. 
  • Die russische Armee hat erstmals nach Angaben aus Kiew Ziele nahe der ukrainischen Hauptstadt mit Kamikaze-Drohnen angegriffen. „Es gab sechs Einschläge und Explosionen“, teilte der Gouverneur des Gebiets Kiew, Olexij Kuleba, am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram mit.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat die völkerrechtswidrige Annexion der besetzten Teile der ukrainischen Gebiete Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk abgeschlossen. Er unterzeichnete die entsprechenden Gesetze und setzte sie somit in Kraft.

HINTERGRÜNDE UND ANALYSE

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