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Eine Überwachungskamera auf dem Flughafen nahm die mutmaßlichen Selbstmordattentäter Ibrahim el Bakraoui und Najim Laachraoui kurz vor den Anschlägen auf. Nach dem dritten Mann, dessen Identität noch unklar ist, wird gefahndet.

© dpa

Terror in Brüssel: Was wir über die Attentäter wissen

Die drei mutmaßlichen Selbstmordattentäter Ibrahim und Khalid El Bakraoui sowie Najim Laachraoui hatten offenbar direkten Kontakt zu Salah Abdeslam, einem der Attentäter von Paris. Nach zwei Verdächtigen wird noch gefahndet.

Von Frank Jansen

Die belgischen Behörden haben die drei Selbstmordattentäter von Brüssel offenbar identifiziert. Zunächst hatten belgische Behörden am Mittwoch nur die Brüder Ibrahim und Khalid El Bakraoui genannt, beide waren einst „normale“ Kriminelle mit langen Haftstrafen. Am Abend sprachen Polizeikreise auch von Najim Laachraoui, der zudem im November am Angriff in Paris beteiligt gewesen sein soll. Der 24-jährige Laachraoui soll sich in Brüssel mit Ibrahim El Bakraoui (29) am Flughafen in die Luft gesprengt haben. Khalid El Bakraoui (27) war der Attentäter in der Brüsseler U-Bahn.

Nach einem weiteren Mann wird noch gefahndet. Auf den Bildern einer Überwachungskamera am Airport ist Ibrahim El Bakraoui zwischen zwei Männern zu sehen. Einer der beiden soll Laachraoui gewesen sein. Die drei schieben Gepäckwagen mit Koffern. Darin waren die Sprengsätze versteckt.

Am Donnerstagmorgen war dann bekannt geworden, dass die Sicherheitsbehörden offenbar nach einem fünften Beteiligten der Anschläge suchen. Ein Vertreter der Polizei sagte der Nachrichtenagentur AFP, neben dem bereits identifizierten Attentäter Khalid El Bakraoui sei auf Bildern einer Überwachungskamera in der Metro ein zweiter Verdächtiger zu sehen, der eine große Tasche bei sich habe. Den Angaben zufolge ist auf den Bildern zu sehen, wie der Attentäter mit dem Verdächtigen spricht. Er stieg demnach aber nicht mit ihm gemeinsam in den Wagen, in dem er sich dann in die Luft sprengte. Die Polizei bestätigte damit entsprechende Berichte über einen möglichen Komplizen des U-Bahn-Attentäters.

DNA-Spuren von Laachraoui bei Paris-Anschlägen

Von Najim Laachraoui hatte die französische Polizei nach den Anschlägen in Paris DNA-Spuren auf Resten von Sprengstoffwesten gefunden. Der Terrorist war zudem ein Kumpan des am Freitag in Brüssel-Molenbeek festgenommenen Salah Abdeslam, des Logistikers der Attentäter von Paris.

Laachraoui soll sich im September 2015 in der Bundesrepublik aufgehalten haben. Sicherheitskreise gehen davon aus, Laachraoui sei mit Abdeslam und einem weiteren Islamisten von Ungarn aus über Österreich und Deutschland nach Frankreich und Belgien gefahren. Die drei sollen im bayerischen Kitzingen übernachtet haben. Im Oktober holte Abdeslam in Ulm drei Männer ab, die in einer Flüchtlingsunterkunft lebten. Wo die drei blieben, ist unklar.

Die beschädigte Fassade des Brüsseler Flughafens.
Die beschädigte Fassade des Brüsseler Flughafens.

© Laurent Dubrule/dpa

Einen der Attentäter von Brüssel, Ibrahim El Bakraoui, hatte die Türkei nach Angaben von Staatschef Recep Tayyip Erdogan im vergangenen Jahr ausgewiesen. Die belgischen Behörden seien vor ihm gewarnt worden, der Mann sei Extremist, sagte Erdogan. Dennoch sei Ibrahim El Bakraoui in Belgien freigekommen. Belgiens Justizminister Koen Geens wies den Vorwurf zurück. Zudem sei El Bakraoui von der Türkei in die Niederlande abgeschoben worden.

Die Täter von Brüssel hatten offenbar noch mindestens einen weiteren Anschlag geplant. In einer Wohnung in der Stadt entdeckte die Polizei einen mit Nägeln gespickten Sprengsatz, Chemikalien und eine Fahne der Terrormiliz IS, die sich bereits zu den Anschlägen in Brüssel bekannt hat.

Auf dem Börsenplatz in Brüssel haben sich am Dienstagabend Menschen versammelt, um gemeinsam zu trauern.
Auf dem Börsenplatz in Brüssel haben sich am Dienstagabend Menschen versammelt, um gemeinsam zu trauern.

© Christophe Petit Tesson/dpa

Bei den Anschlägen auf die U-Bahn-Station sowie den Flughafen in Brüssel waren am Dienstag mehr als 30 Menschen getötet worden. Etwa 300 weitere Menschen wurden verletzt. Da auch Deutsche verletzt wurden, hat die Bundesanwaltschaft ein Verfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Konkret zu benennende Tatverdächtige gebe es bislang nicht. Ermittelt werde wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. In Deutschland wächst unterdessen die Zahl der Islamisten, die als potenzielle Terroristen gelten. Das BKA spricht von „rund 470 Gefährdern“. Das sind 20 mehr als im Februar. Und es kommen etwa 320 „relevante Personen“ hinzu, also mutmaßliche Unterstützer. (mit AFP)

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