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Todesstrafe: USA

Eine stabile Zweidrittel-Mehrheit ist für die Todesstrafe. Sie wird nicht abgeschafft, aber immer seltener vollstreckt.

In kaum einem anderen Land liegen die Widersprüche so offen zutage wie in Amerika. Mehrere Trends, die logisch kaum zueinander passen, verstärken sich parallel. Dank der DNA-Methoden werden immer mehr Fehlurteile korrigiert. Und doch sprechen sich zwei Drittel der Gesellschaft unbeeindruckt weiter für die Todesstrafe aus. Drei Bundesstaaten haben sie in den jüngeren Jahren abgeschafft – New Jersey 2007, New Mexico 2009 und Illinois 2011 –, aber eine Massenbewegung wird nicht daraus. Die Gegner erzielen bisweilen spektakuläre Erfolge vor Gericht: Bestimmte Hinrichtungsmethoden werden für verfassungswidrig erklärt. Völlig stoppen können sie die Exekutionen jedoch nicht. Die Haltung zur Todesstrafe richtet sich nicht allein nach der Parteipolitik. Sie wird zwar hauptsächlich in republikanisch dominierten Südstaaten wie Texas, Alabama und Georgia vollzogen. Aber auch Kalifornien, wo die Demokraten die Mehrheit haben, und der „Swing State“ Virginia gehören zur Spitzengruppe. 34 der 50 Bundesstaaten halten an ihr fest, darunter viele an der Ost- und der Westküste, die in gesellschaftlichen Fragen als progressiv gelten. Die Überzeugung, dass ein Mensch, der mordet, sein eigenes Leben verwirkt, ist weit verbreitet.

Alles in allem sinkt die Zahl der Hinrichtungen, wenn auch nicht in jedem Jahr. 1999 gab es 98 Hinrichtungen, 2010 46. Auch die Zahl der Todesurteile geht zurück, von 315 im Jahr 1996 auf 104 (2010). Für die große Mehrheit derer, die in „Death Row“ sitzen, bedeutet das Urteil de facto lebenslanges Gefängnis. Von den 7879 Verurteilten seit 1977 wurden 16 Prozent hingerichtet.

In der Geschichte der USA hatte es zwei Versuche gegeben, die Todesstrafe abzuschaffen, in den 1920er und den 1970er Jahren. Sie gelten im nationalen Bewusstsein als gescheitert, weil die Kriminalität und die Zahl der Morde in der Folgezeit stieg. Experten erklären, dass dies nichts mit dem Wegfall der Abschreckung zu tun hatte, sondern andere Faktoren die Ursache waren. Sie dringen damit aber nicht durch. In der ersten Ära machte die Prohibition den verbotenen Alkoholausschank zu einem einträglichen Geschäft. Die Konkurrenz wurde in blutigen Bandenkämpfen ausgetragen. Von 1972 bis 1976 war die Todesstrafe auf Grund eines Verfassungsgerichtsurteils vorübergehend suspendiert. Parallel gab es in vielen Städten Rassenunruhen. Erneut meinten viele, bei geltender Todesstrafe wäre das nicht passiert.

Zur Exekution wird fast überall ein Giftcocktail benutzt. Die Gegner klagen gegen die Substanzen oder organisieren Boykottkampagnen gegen die Hersteller. Die verbliebenen 34 Staaten werden die Todesstrafe nicht so bald aufgeben. Ihnen gehen aber allmählich die Hinrichtungsmethoden aus.

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