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Die Kanzlerpräferenz der Befragten ist eindeutig pro Angela Merkel - nur 32 Prozent sähen Martin Schulz lieber als Kanzler.

© dpa

Politbarometer: Union stabil, SPD verliert, AfD gewinnt

Das jüngste Politbarometer, es ist das letzte vor der Wahl, lässt unklare Mehrheitsverhältnisse erwarten - aber eine klare Kanzlerpräferenz erkennen.

Von Antje Sirleschtov

Kurz vor der Bundestagswahl an diesem Sonntag haben die Spitzenpolitiker der beiden Volksparteien die Deutschen zur Teilnahme an der Wahl aufgerufen. „Gehen Sie wählen“, sagte die CDU-Vorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstag in einem ARD-Interview und ergänzte mit Blick auf die rechtspopulistische AfD: „Wählen Sie die Parteien, die sich unserem Grundgesetz zu hundert Prozent verpflichtet fühlen.“

Auch Merkels Herausforderer und SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz mahnte: „Leute, geht wählen!“ Bei einer Wahlveranstaltung in Nordrhein-Westfalen mahnte Schulz, je höher die Wahlbeteiligung ausfalle, desto geringer seien die Chancen für die extremen Rechten. Aller Voraussicht nach wird die AfD erstmals in den Bundestag einziehen.
Nach aktuellen Wahlprognosen könnte die Partei sogar zur drittstärksten Kraft im Parlament und – bei einer Fortsetzung der großen Koalition – sogar zur Oppositionsführerin werden. In diesem Fall hätte die AfD nicht nur das Recht, in Aussprachen als Erste auf die Regierung zu antworten, sondern auch, den wichtigen Haushaltsausschuss zu führen.
Das aktuelle „Politbarometer“ – das letzte vor der Wahl am 24. September – lässt unklare Mehrheitsverhältnisse erwarten, aber eine klare Kanzlerpräferenz erkennen. In der am Donnerstag veröffentlichten Projektion der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF und den Tagesspiegel käme die Union auf unveränderte 36 Prozent, die SPD nur noch auf 21,5 Prozent (minus 1,5 im Vergleich zur Vorwoche). Die Linke würde 8,5 Prozent (minus 0,5) erreichen, die Grünen acht und die FDP zehn (beide unverändert). Die AfD könnte ein weiteres Mal zulegen und käme auf elf Prozent (plus eins).

Über eine parlamentarische Mehrheit würde damit neben einer großen Koalition aus CDU/CSU und SPD nur noch eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, Grünen und FDP verfügen. Schwarz-Gelb hingegen würde für eine Mehrheit fast zwei Prozentpunkte fehlen. Alle anderen Koalitionen würden eine Mehrheit eindeutig verfehlen.
Die Demoskopen der Forschungsgruppe weisen dabei ausdrücklich darauf hin, dass diese Zahlen „lediglich ein Stimmungsbild“ wiedergäben. Bis zum Sonntag könne es durch unterschiedliche Mobilisierungserfolge und koalitionstaktische Überlegungen noch zu Veränderungen kommen. Das liegt vor allem an der hohen Zahl noch Unentschiedener. Lediglich 63 Prozent der Befragten gaben an, sicher zu sein, dass und wen sie wählen wollen.
Bei der Frage, wen die Deutschen lieber als Kanzler oder Kanzlerin hätten, liegt Angela Merkel mit 56 Prozent unverändert deutlich vor ihrem SPD-Herausforderer Martin Schulz, der wie zuletzt auf 32 Prozent kommt.
Mit zahlreichen Veranstaltungen in ganz Deutschland beenden die Parteien an diesem Freitag und Samstag den Wahlkampf. Zahlreiche Wähler haben zwar ihre Stimme schon abgegeben – so hoch wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik ist bei dieser Bundestagswahl die Zahl derer, die per Brief abstimmen. Union und SPD werden dennoch bis zur letzten Minute kämpfen. SPD-Chef Schulz wird am Freitagabend in Berlin und am Samstag in Aachen noch einmal um Stimmen werben, Kanzlerin Merkel tritt gemeinsam mit CSU-Chef Horst Seehofer in München auf.

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