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USA: Obama mahnt zu Toleranz in Debatte um Abtreibung

Unter großem Beifall und begleitet von einigen Pfiffen und Buhrufen hat US-Präsident Barack Obama am Sonntag in einer Rede an der katholischen Universität von Notre Dame in Indiana erklärt, dass er sich weiterhin für das Recht auf Abtreibung aussprechen werde.

Im gleichen Atemzug mahnte er allerdings einen respektvollen Umgang mit jenen an, die „nicht meiner Meinung sind“. Die angekündigte Rede des Präsidenten hatte scharfe Proteste von Abtreibungsgegnern, „Pro Life“-Aktivisten und vielen Vertretern der katholischen Kirche in den USA entfacht.

Vor über 2900 Absolventen der Universität sprach Obama bei der akademischen Abschlussfeier von der Notwendigkeit, einen Kulturkampf über die Frage der Abtreibung zu vermeiden. Die Einladung, an der größten privaten katholischen Universität der USA zu sprechen, sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte er. Obama erhielt während der Zeremonie einen Ehrendoktortitel der juristischen Fakultät.

In seiner Rede betonte Obama, dass die Diskussion über das Thema Abtreibung „ehrlich und gerecht“ geführt werden müsse. Das Weiße Haus hat bereits vor einem Monat sowohl Abtreibungsgegner wie Befürworter eingeladen, Vorschläge zu entwickeln, wie ungewollte Schwangerschaften verhindert und Adoptionen erleichtert werden können.

Bis zum Ende der vergangenen Woche hatten über 65 000 Menschen eine Petition unterzeichnet, in der die Universitätsleitung aufgefordert wurde, die Einladung und Ehrung Obamas rückgängig zu machen. „Ein Präsident, der die Abtreibung bejaht, kann nicht einen Ehrendoktor erhalten“, hieß es in der Petition. Der Präsident der einflussreichen Katholischen Liga, William Donohoe, erklärte, er sei nicht gegen die Rede Obamas, aber gegen die Ehrung des Präsidenten mit einem Doktortitel einer katholischen Universität.

Trotz massiver Proteste standen laut einer Umfrage des Quinnipiac University Polling Institute über 60 Prozent aller Katholiken in den USA einer Rede von Präsident Obama in Notre Dame positiv gegenüber. Bei den Präsidentschaftswahlen im vergangenen November stimmten 54 Prozent aller Katholiken für Obama, 45 Prozent für den Kandidaten der Republikaner, John McCain.

Der Präsident der Universität, John Jenkins, betonte, dass man der Tradition folge, sowohl republikanische wie demokratische Präsidenten zur akademischen Abschlussfeier von Notre Dame einzuladen. Dies bedeute nicht, dass man mit Obamas Positionen im Einzelnen einverstanden sei. Vor der umstrittenen Rede hatten zahlreiche Absolventen der Universität so genannte Anti-Abtreibungs-Gruppen gebildet, die die Studenten aufforderten, während der Abschlussfeier ihren Protest zu artikulieren.

Nana Brink[Washington]

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