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Im Jet zu den Großen der Welt. Kanzlerin Merkel am vergangenen Donnerstag bei der Ankunft in Neu Delhi zu ihrem offiziellen Besuch in Indien.

© Money Sharma/AFP

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Merkel finden, Theorien erfinden und sich mit Trump abfinden. Antworten des Kolumnisten auf die Fragen des Tages.

Wo ist Angela Merkel?

Wo sie immer ist. Im Buka-Amt. An der SMS-Tastatur. Im Jet zu den Großen der Welt. Im KaDeWe. Jüngst in München, wo sie vor WmdW und 400 anderen vom Jüdischen Weltkongress in üblen Zeiten geehrt wurde. Parteimäßig bleibt sie sich ebenfalls treu. Derweil die Nachfolge von AKK (Laschet, Merz, Söder?) die Union aufwühlt, wartet sie ab, wohin die Winde blasen – auch in der absterbenden SPD, die sich zwischen einem unbekannten und ungeliebten Kandidaten entscheiden muss. Doch naht Frau Dr. Giffey, um die SPD mit „Bauch und Herz“ aufzurichten und abtrünnige Wähler zurückzuholen.

Die Demokraten haben die Impeachment-Untersuchung gegen Donald Trump auf das nächste Level gehoben. Was heißt das?

Mit ihrer einfachen Mehrheit im Unterhaus werden die Dems bis Jahresende Anklage erheben und im Senat scheitern, wo die Republikaner ein Zwei-Drittel-Votum für den Schuldspruch vereiteln können. Wer um Wiederwahl kämpft, schaut dem Volk aufs Maul und weiß, dass 90 Prozent der Republikaner die Enthebung ablehnen. Eine Mehrheit der Ungebundenen in den wahlentscheidenden Swing-Staaten ist auch dagegen. Und Trump freut sich. In seinen Tweets wird er über Putsch, Verrat und Umsturz toben, um das Volk gegen die Demokraten aufzuwiegeln.

In Chile, im Libanon, in Hongkong protestieren die Menschen in Massen. Hat das etwas miteinander zu tun?

Journalisten machen gern aus einem Beispiel ein Muster, aus zweien einen Trend und aus dreien eine Theorie. Doch hat der Protest je andere Wurzeln. In Santiago sind die Leute sauer auf einen Staat, der ihre Bedürfnisse ignoriert. Doch funktioniert die Wirtschaft, weshalb der Staat reichlich Beruhigungsmittel finanzieren kann. In Beirut entzündeten neue Steuern aufs Alltägliche die Wut. Die können zurückgenommen werden. Anders in Hongkong. Hier geht es um schiere Unterdrückung durch Peking. Wer wie der neue Kaiser Xi die Allmacht will, lässt sich nicht beeindrucken, sondern zieht die Schlinge langsam zu. Wie weit? Die Goldene Gans Hongkong wollen die Totalitären nicht erwürgen.

Ein letztes Wort zu Trumps Republikflucht von New York nach Florida…

Der Mann liegt richtig: In Palm Beach muss der Sechsfach-Bankrotteur keine Einkommens- und Erbschaftssteuer an den Bundesstaat Florida zahlen. Außerdem toben dort keine Blizzards. Der Staat New York ginge zwar leer aus, aber die Stadt darf aufatmen. Wegen der Sicherheit werden im Zentrum die Straßen abgeriegelt, wenn Trump im Trump Tower logiert. Ein Verkehrsinfarkt weniger in Chaos-City. „Auf Nimmerwiedersehen“, twittert denn auch der NY-Gouverneur. Win-win ringsum.

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