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Die Polizei sammelt Daten, um Straftaten aufzuklären oder zu verhindern - einschließlich Fotos von Verdächtigen.

© Roland Weihrauch/dpa

Fotos von Verdächtigen: Was nützt ein Penis der Polizei?

Dass Ermittler Daten sammeln, ist bekannt. Bei Eingriffen in die Unterhose ist Zurückhaltung geboten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jost Müller-Neuhof

Von der Staatssicherheit der ehemaligen DDR war bekannt, dass sie Geruchsproben und Ohrabdrücke gesammelt hat. Von der Polizei in Berlin und Brandenburg und wohl auch weiteren Bundesländern wird nun bekannt, dass sie bei Sexualstraftaten zuweilen Abbilder männlicher Geschlechtsteile sammelt. Erkennungsdienstliche Behandlung heißt das in der Fachsprache, und natürlich können Tätowierungen oder Leberflecke, die eine Identifizierung ermöglichen, bei der Aufklärung und Abwehr von Straftaten eine Rolle spielen. Ausziehen müssen sich Beschuldigte daher öfter, und die Bilder können selbst dann gespeichert bleiben, wenn die Verfahren eingestellt werden. Aber meist geht es dabei um Arme, Rumpf und Beine. Was nützt ein Penis? Von Einzelfällen spricht die Polizei, doch angesichts der Vielzahl neu geschaffener oder verschärfter Tatbestände in diesem Deliktsbereich, die vielfach per Internet begangen werden, dürfte der Fundus anwachsen. Bei allen berechtigten Belangen der Strafverfolgung wird zu erwägen sein, ob derartige Eingriffe in die Unterhose dauerhaft zur Polizeipraxis gehören sollten – unabhängig von Klagen vor Gericht, die selten sind, weil Beschuldigte sich hier doppelt schämen.

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