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Die beiden AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel, hier während des Magdeburger Parteitags im Sommer, stehen im Zentrum von zwei noch nicht aufgeklärten Vorfällen.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Update

Weidel bedroht, Chrupalla verletzt? : Das AfD-Spitzenduo beschäftigt die Ermittler

Die AfD sagt, auf ihre Vorsitzenden seien Anschläge verübt oder geplant worden. Doch in beiden Fällen sind die genauen Umstände unklar. Chrupalla konnte das Krankenhaus inzwischen verlassen.

| Update:

Für den Linken Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow ist die Sache klar. Er veröffentlicht am Donnerstagmorgen in den sozialen Medien das Foto eines Biskuitteigs mit blauer Cremefüllung, „Opferrolle“ steht darunter. Das soll versinnbildlichen, dass die AfD wieder einmal etwas zum eigenen Vorteil aufbauscht, was so gar nicht passiert ist.

So einfach aber ist das in den nun bekannt gewordenen Fällen nicht. In beiden gibt es sowohl Ungereimtheiten als auch Hinweise, die die in der AfD verbreitete These stützen, dass gegen die in der Schweiz lebende Vorsitzende ein Anschlag geplant und gegen ihren Co-Chef Tino Chrupalla tatsächlich durchgeführt worden sei.

Der Sachse war am Vortag am Rande einer Wahlkampfveranstaltung im bayerischen Ingolstadt hinter der Bühne medizinisch versorgt und anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden. Er befand sich in „intensivmedizinischer Behandlung“, teilte ein Parteisprecher auf Anfrage mit – zudem sei eine „Einstichstelle“ erkennbar.

Chrupalla soll über starke Schmerzen und Übelkeit geklagt haben. Er habe inzwischen aber Ingolstadt verlassen und werde sich „in weiterführende ärztliche Behandlung begeben“, teilte die Partei am Donnerstagabend mit.

Untersuchung bisher „unauffällig“

Tatsächlich bestätigte die Ingolstädter Staatsanwaltschaft, die ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung eingeleitet hat, dass an Chrupallas Oberarm „eine oberflächliche Rötung bzw. Schwellung festgestellt werden“ konnte.

Ob er aber wirklich mit einer Spritze attackiert oder gar vergiftet wurde, wie von der AfD insinuiert, bleibt weiterhin offen. Den Ermittlern zufolge verliefen die bisher durchgeführten Untersuchungen „unauffällig“, wie es in der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft heißt. Genauer inspiziert würden noch Blutproben und die Kleidung des Parteivorsitzenden, diese Ergebnisse seinen allerdings „noch ausstehend“.

Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde.

Aus der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt

Insgesamt aber hat die Behörde bisher noch keine konkreten Hinweise auf ein Verbrechen: „Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde.“ Offenbar haben auch die Personenschützer des Bundeskriminalamts, die ihn auch in Ingolstadt begleiteten, nichts Auffälliges bemerkt.

Bei seiner Co-Vorsitzenden Alice Weidel geht es darum, dass sie, ihre Lebensgefährtin und ihre zwei Kinder bedroht worden sein sollen. Ein Polizeisprecher am Wohnort der Familie im Kanton Schwyz bestätigte dem Tagesspiegel einen Einsatz am vorletzten Septemberwochenende, nachdem entsprechende „Hinweise überprüft“ worden seien.

Ob diese Hinweise lediglich von Weidel selbst kamen, eigenen Erkenntnissen entstammten oder von deutschen Behörden geliefert wurden, wollte der Sprecher nicht sagen.

BKA riet nicht zur Terminabsage

Das Bundeskriminalamt wiederum äußerte sich am Donnerstag nur zu einem von Weidel aus Sicherheitsgründen nicht wahrgenommenen Wahlkampftermin am Einheitsfeiertag. „Die Absage der Teilnahme an der Veranstaltung am 03.10.2023 durch MdB Frau Alice Weidel geschah nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA“, so eine Sprecherin gegenüber dem Tagesspiegel.

Weidels Sprecher will darin keinen Widerspruch erkennen. Die AfD-Fraktionschefin, die der darauffolgenden Sitzungswoche des Bundestages beiwohnte und dem Sprecher zufolge am vergangenen Wochenende den Termin absagte und mit ihrer Familie nach Mallorca flog, habe damit Empfehlungen der Schweizer Sicherheitsbehörden entsprochen.

„Zum einen folgt sie damit dem Rat, sich daheim etwas rar zu machen“, sagte er dem neurechten Medium „Junge Freiheit“ zum Spanienaufenthalt Weidels, „zum anderen ist die Familie von den Vorgängen natürlich schockiert.“ Ihm zufolge will sie am Landtagswahlwochenende wieder in Deutschland sein.

Die Beantwortung der Frage, ob es sich um eine reale Bedrohung Weidels und eine echte Attacke auf Chrupalla gehandelt hat, oder ob die Märchenversion des Linken Ramelow stimmt, wird somit noch etwas Zeit beanspruchen.

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