zum Hauptinhalt
Wenn Präsenzgottesdienste stattfinden gilt: Abstand halten.

© dpa

Präsenzgottesdienst oder alternative Messe: Wie die Kirche Weihnachten feiert

O kommet nicht alle: Kirchen sind uneins, ob sie auf Weihnachtsgottesdienste verzichten sollen – und setzen auf Alternativen.

Für viele Familien in Deutschland gehört es zum Weihnachtsfest dazu: Nachmittags oder abends geht man gemeinsam in die Kirche, zur Christvesper, zur Mitternachtsmette oder zum Familiengottesdienst mit Krippenspiel. Doch in diesem Jahr müssen sich die Kirchgänger umstellen: Weihnachtsgottesdienste sind, wenn überhaupt, nur unter strengen Regeln erlaubt.

Und ob sie vor Ort tatsächlich stattfinden, oder es stattdessen digitale Angebote gibt, entscheiden in den meisten Bundesländern, darunter auch Berlin und Brandenburg, die Kirchengemeinden vor Ort. Weswegen es beispielsweise in einer der prominentesten Kirchen Berlins, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, keine Weihnachtsgottesdienste geben wird.

Anderswo finden zwar Gottesdienste statt. In den Gottesdiensten wird aber nicht gesungen werden, es besteht Maskenpflicht, die Menschen sitzen mit großem Abstand in der Kirche und zur Teilnahme braucht es eine Eintrittskarte. Und die sind bereits vergriffen. „Weihnachten wird dieses Jahr anders“, sagt Bischof Christian Stäblein. Die Landeskirche feiere Weihnachten in verschiedenen Formen, damit Menschen die Weihnachtsbotschaft hören könnten: Mit Fernseh- und Radiogottesdiensten, Telefon-Andachten, Zoom-Gottesdiensten, Briefen und Livestreams. Und eben mit Präsenzgottesdiensten, dort wo es geht und möglich ist.

Absage per Allgemeinverfügung

Im besonders von der Pandemie betroffenen Brandenburger Landkreis Oberspreewald-Lausitz allerdings wird das nicht möglich sein. Dort hat Landrat Siegurd Heinze (parteilos) per Allgemeinverfügung alle Präsenzgottesdienste verboten. Auch in Potsdam sind die meisten Weihnachtsgottesdiente in den digitalen Raum verlegt.

[Wenn Sie die wichtigsten Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Anderswo in Deutschland sind die Absagen indes genereller: In Westfalen und in Lippe haben die beiden evangelischen Landeskirchen bereits zu einer Absage von Gottesdiensten aufgerufen. „Die Evangelische Kirche von Westfalen hält es angesichts der gegenwärtigen und deutlich veränderten Lage – trotz der bisher bewährten Schutzkonzepte – für ein Gebot der Vernunft, auf Versammlungen von Menschen möglichst zu verzichten, um Menschen nicht zu gefährden“, erklärte die leitende Geistliche dieser 2,1 Millionen Mitglieder starken Landeskirche, Präses Annette Kurschus, kürzlich. „Darin erkennen wir – im Respekt vor den Entscheidungen anderer Landeskirchen und Bistümer – zu diesem Weihnachtsfest unseren Auftrag, der Liebe Gottes zu den Menschen zu entsprechen.“

Kirchen unter Druck

Die Kirchen in NRW stehen unter großem Druck, auf Gottesdienste zu verzichten. Die „völlig unabsehbare Entwicklung der Pandemie und die Nöte auf den Intensivstationen in vielen Teilen Deutschlands“ machten dies unausweichlich, sagte Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sprach sich jedoch gegen ein Verbot aus. Es gebe eine Absprache der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Präsenzgottesdienste unter Einhaltung strenger Hygiene-Auflagen zuzulassen.

Wirkliche Superspreading-Events gab es in den evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche in den letzten Monaten indes nicht. Nur aus einer katholischen Pfarrei in Vorpommern ist ein Corona-Ausbruch in einem Gottesdienst bekannt. Wo Gottesdienste zur Verbreitung des Virus beitrugen, waren es meist Freikirchen, oft russlanddeutscher Prägung, die trotz Verboten im Gottesdienst sangen oder sich hinterher zu gemeinsamen Mittagessen trafen. Die Evangelische Kirche im Rheinland stellt es deswegen ihren Gemeinden frei, wie sie sich zu Weihnachten entscheiden.

EKD-Ratsvorsitzender mahnt zu Verantwortung

„Beides, die Durchführung von Präsenzgottesdiensten wie die Feier von Gottesdiensten in anderen Formen, ist je nach Situation vor Ort eine verantwortbare Entscheidung“, erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski. „Sich für die eine Option zu entscheiden ist nicht besser oder schlechter als die Wahl der anderen Option.“ Ähnlich äußerte sich die Mehrzahl der leitenden Geistlichen der EKD in den letzten Tagen. Freiheit ist eine große Gabe Gottes, es ist aber auch eine große Aufgabe“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. Alle Gemeinden in Deutschland seien darin verbunden, verantwortungsvoll mit den Gottesdiensten umzugehen. „Auch da, wo sich Gemeinden dazu entscheiden, Präsenz-Gottesdienste abzuhalten, werden sie peinlichst genau darauf achten, dass niemand gefährdet wird.“

Was ganz besonders der Fall sein dürfte, wenn man einen Vorschlag umsetzt, den die Landesbischöfin der Evangelische-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kristina Kühnbaum-Schmidt, machte: Als Zeichen der Verbundenheit, auch ohne gemeinsame Gottesdienste, sollten Christen weltweit am Heiligen Abend um 20 Uhr auf ihren Balkonen und Terrassen das Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ singen und dazu eine Kerze anzünden. „Das kann uns an diesem Heiligen Abend alle verbinden.“ (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false