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Im Exil überwacht: Wikileaks-Gründer Julian Assange bei einer Ansprache auf dem Balkon der ecuadorianischen Botschaft in London.

© REUTERS/Peter Nicholls/File Photo

Wikileaks-Gründer überwacht: Ecuador spionierte Assange in Londoner Botschaftsexil aus

Julian Assange wurde in seinem ecuadorianischen Botschaftsasyl in London von einem Computerprogramm überwacht. Der Grund: Der Wikileaks-Gründer soll das Netzwerk der Botschaft gehackt haben.

Ecuador hat nach Informationen des "Guardian" ein millionenschweres Überwachungsprogramm für Wikileaks-Gründer Julian Assange in seinem Londoner Botschaftsexil aufgelegt. Die Geheimdienstmission diente ursprünglich dem Schutz des Australiers vor den britischen Behörden, wie die britische Zeitung am Mittwoch berichtete. Später habe sich das Programm aber gegen Assange gerichtet, der das Netzwerk der Botschaft gehackt haben soll.

Dem Bericht zufolge ließ sich Ecuador die Spionageaktivitäten fünf Millionen Dollar kosten. Eine Sicherheitsfirma sei damit beauftragt worden, Assanges Aktivitäten in der Botschaft zu überwachen und zu dokumentieren, wen er zu Besuch empfing. Dafür sei für umgerechnet 3200 Euro im Monat eine Wohnung nahe der Botschaft angemietet worden.

Ecuadors damaliger Präsident Rafael Correa habe die "Operation Gast", die später in "Operation Hotel" umbenannt worden sei, unterstützt, berichtete der "Guardian". Unter seinem seit 2017 amtierenden Nachfolger Lenín Moreno, der Assange als ein "geerbtes Problem" betrachtet, sei das Programm zurückgefahren worden.

Wikileaks weist Hacking-Vorwürfe zurück

Den vertraulichen Dokumenten zufolge, über die auch die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Assange und seinen ecuadorianischen Gastgebern auch, weil der Wikileaks-Gründer sich Zugang zum internen Netzwerk der Botschaft verschaffte. Der 46-Jährige habe "die offizielle und persönliche Kommunikation der Mitarbeiter" einsehen können. Wikileaks wies diese Anschuldigungen zurück.

Assange hatte die Regierung in Quito in den vergangenen Monaten auch mit politischen Stellungnahmen verärgert. Im März kappte die Botschaft daher seinen Internetzugang.

Assange war 2012 in Ecuadors Vertretung in London geflohen, um einer Auslieferung an Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen zu entgehen. Die Stockholmer Staatsanwaltschaft legte den Fall vergangenes Jahr zu den Akten. Allerdings besteht nach wie vor ein britischer Haftbefehl, weil Assange 2010 gegen Bewährungsauflagen verstoßen haben soll.

Der Australier befürchtet, an die USA überstellt zu werden, wo ihm ein Prozess wegen Geheimnisverrats und womöglich sogar die Todesstrafe droht. Die von ihm mitgegründete Enthüllungsplattform Wikileaks hatte 2010 geheime Dokumente des US-Militärs veröffentlicht. (AFP)

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