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Chinas Außenminister Wang Yi verwahrt sich auf der Sicherheitskonferenz in München gegen pauschale Kritik am Krisenmanagement seines Landes.

© dpa/Tobias Hase

Chinas Außenminister zum Kampf gegen das Virus: „Wir sehen das Licht“

Chinas wehrt sich auf der Sicherheitskonferenz gegen Vorwürfe wegen der Ausbreitung des Coronavirus – und kritisiert die Selbstbespiegelung des Westens.

Es ist etwas peinlich. Da redet der ranghöchste Vertreter der chinesischen Regierung, Außenminister Wang Yi – und der Saal bei der Münchener Sicherheitskonferenz ist nur spärlich gefüllt. Das Coronavirus ist auch in München zum großen Thema geworden – bedroht es doch die globalen Handelsströme und könnte sich in Afrika zu einer Katastrophe entwickeln. Im Gegensatz zu China gibt es dort nicht die medizinischen Möglichkeiten, es einzudämmen.

Ins Auge springt die neue Gefahr bei der Sicherheitskonferenz vor allem durch die überall herumstehenden Desinfektionsmittel-Spender. Wang Yi ist Diplomat, aber seine Kritik an Chinas Krisenmanagement wird deutlich. Auch der teils offene Rassismus wegen des Coronavirus habe einen großen Schaden angerichtet. Wang Yi verwahrt sich gegen pauschale Kritik und beteuert: man tue alles Menschenmögliche. Und sagt: „Die Epidemie ist kontrollierbar.“

Die Sterblichkeitsrate liege aktuell bei 2,29 Prozent. Das zeige im Großen und Ganzen, dass die Krankheit heilbar ist. Der Morgen naht und wir sehen das Licht.“

Krankenhäuser werden in Rekordgeschwindigkeit gebaut, zehntausende Betten auf Isolationsstationen aufgestellt. Immer wieder betonen Regierungsvertreter in München, das Coronavirus sei der gemeinsame Feind der Menschheit, China schütze mit seinem Einsatz nicht nur seine eigene Bevölkerung, sondern die Gesundheit der Menschen weltweit.

Man vermisst Anerkennung dafür.

Wang Yi zeigt sich dankbar für Hilfe aus dem Ausland

Als Ergebnis der chinesischen Anstrengungen gerade in Wuhan sei bisher nur ein Prozent der Fälle außerhalb der Landesgrenzen aufgetreten, betont Wang Yi. Er spricht von einem „Krieg ohne Rauch“, den die 1,4 Milliarden Einwohner Chinas zu führen hätten. Und er zählt auf, dass zum Beispiel Pakistan alle in Lagern vorhandenen Gesichtsmasken nach China geschickt habe, 130 Staats- und Regierungschefs hätten Botschaften der Unterstützung gesandt. „Auch Bayern München hat seine besten Grüße gesendet“, betont Wang Yi. „Wir werden uns an jede Unterstützung erinnern.“ Das chinesische Volk sei ein dankbares.

„Wir müssen unseren Planeten als einen für uns alle sehen“

Am Ende muss Konferenzleiter Wolfgang Ischinger um Applaus bitten für den Gast – irgendwie schimmert bei diesem Auftritt auch eine Kluft zwischen China und dem Westen durch, en passant tritt Wang Yi das Konferenzmotto „Westlessness“ in die Tonne.

Ihm geht es hier viel zu viel um die Selbstbespiegelung des Westens und das Lamentieren über einen schwindenden Einfluss – durch Chinas Aufstieg. Dort hält man nichts vom Pochen auf Demokratie und Menschenrechte. „Wir müssen unseren Planeten als einen für uns alle sehen“, betont der Außenminister. Es gehe nicht um den Norden, Westen, Osten oder Süden und bestimmte Konzepte.

„Wir müssen die ideologische Kluft überwinden. China wird das westliche Modell nicht kopieren und auch keine Hegemonie anstreben.“ Es gehe nicht um den Import bestimmter Modelle, sondern nur um Kooperationen auf Basis von Normen und Regeln, unter Beachtung des Prinzips der Nichteinmischung.

WHO-Chef: Fake news verbreiten sich viel schneller als das Virus

Tacheles redet wenig später auf dem Podium Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation. Sorge mache derzeit vor allem der weitere Anstieg der Fallzahlen in China und die hohe Zahl an Ansteckungen bei Mitarbeitern der Gesundheitsbehörden. Und vor allem die Panik und die Gerüchte weltweit. „Wir sollten die Alarmglocken läuten, ohne Hysterie auszulösen“, sagt der WHO-Chef. „Wir kämpfen gegen eine Infodemie. Fake news verbreiten sich viel schneller als der Virus.“ Und er wird grundsätzlich, das wichtigste Treffen der Sicherheitsexperten ist dafür genau richtig.

„Wir geben Milliarden aus für die Vorbereitung auf Terrorangriffe.“ Aber nicht, um auf den Ausbruch eines Virus vorbereitet zu sein. Wie bei Ebola werde erst in Paniksituation investiert und dann eine bessere Vorsorge wieder vergessen. „Das ist eine gefährliche Kurzsichtigkeit.“ Und er verteidigt China. „Unsere Richtschnur muss die Solidarität sein, nicht die Stigmatisierung.“ Gesundheitspolitik sei einer der Bereiche, in dem man durch Zusammenarbeit am meisten erreichen könnte. „Die Gesundheit ist eine Brücke zwischen den Ländern“, mahnt er mehr Miteinander an.

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