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Bundesbauministerin Klara Geywitz bei einem Rundgang auf der Baustelle des Gewobag-Bauvorhabens Buckower Höfe im Süden des Berliner Stadtteils Neukölln.

© Imago/Snapshot/Florian Boillot

Wohnungsbau-Krise : Geywitz stellt vereinbarte schärfere Energiestandards für Neubauten infrage

Die Bauministerin möchte aufgrund hoher Baupreise „keine weiteren Standardverschärfungen“. Im ersten Halbjahr 2023 war die Zahl der Baugenehmigungen um 27 Prozent eingebrochen.

Bundesbauministerin Klara Geywitz stellt die eigentlich von der Ampel-Regierung geplante Verschärfung der Energiestandards für Neubauten infrage. „Aus meiner Sicht ist die Situation jetzt nicht so, dass man bei den Baupreisen und den ganz stark zurückgegangenen Bauanträgen noch weitere Standardverschärfungen machen sollte“, sagte die SPD-Politikerin am Montag den Sendern RTL/ntv. Der Energieeffizienzstandard EH-40 soll eigentlich ab Anfang 2025 vorgeschrieben werden.

Geywitz will im September ein Hilfspaket für die kriselnde Baubranche vorstellen. „Wichtig ist, dass wir in so einer Situation einen Impuls setzen“, hatte sie am Sonntag in Berlin gesagt. Die Baubranche brauche einen Nachfrageimpuls, weil Kreditfinanzierungen deutlich teurer geworden seien. Im Rahmen des sogenannten Wachstumschancengesetzes von Finanzminister Christian Lindner (FDP) werde es Hilfen geben. In der jetzigen Anpassungsphase mit höheren Zinsen wäre es das Schlimmste, Baukapazitäten abzubauen.

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Im ersten Halbjahr sind die Baugenehmigungen eingebrochen, wie das Statistische Bundesamt zuletzt mitgeteilt hatte. Es waren 50.600 oder 27,2 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2022. Geywitz hatte zuletzt bereits eine degressive Abschreibung im Wohnungsbau vorgeschlagen. Bauherren könnten dann innerhalb der ersten acht Jahre 48 Prozent der Kosten bei der Steuer abschreiben.

„Es braut sich ein Sturm zusammen“

Laut Ifo-Institut setzt sich der Absturz verstärkt fort. Im Juli klagten 40,3 Prozent der befragten Unternehmen aus der Branche über einen Auftragsmangel, nach 34,5 Prozent im Juni, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut mitteilte. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 10,8 Prozent. „Es braut sich ein Sturm zusammen“, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo- Umfragen. „Nach einem langjährigen Boom würgen die höheren Zinsen und die drastisch gestiegenen Baukosten das Neugeschäft förmlich ab.“

Seit dem Frühling 2022 sind auffällig viele Auftragsstornierungen im Wohnungsbau zu beobachten. Aktuell klagten 18,9 Prozent der Betriebe über abgesagte Projekte, nach 19,2 Prozent im Vormonat. Im langfristigen Mittel betrug der Anteil nur 3,1 Prozent. Betrachtet man nur die Jahre bis 2021, waren es lediglich 1,5 Prozent. „Der Wohnungsbau steht unter starkem Druck. Auf der einen Seite werden kontinuierlich bestehende Aufträge storniert, auf der anderen Seite kommen immer weniger Neuaufträge rein“, sagte Wohlrabe. (Reuters)

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