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Die EU-Finanzminister wollen Donnerstag weiter miteinander sprechen.

© imago images/Reiner Zensen

Fragen des Tages: Zahlen zur Pandemie, Süd- gegen Nordeuropäer – was heute wichtig war

Außerdem: Wenig Coronavirus-Tote in Deutschland – und was an Ostern erlaubt ist. Der Nachrichtenüberblick und Tipps für die Coronavirus-Zeit.

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• Die aktuellen Zahlen zur Pandemie

- Die Johns-Hopkins-Universität meldet weltweit knapp 1,5 Millionen Infizierte und knapp 85.000 Tote, das sind mehr als doppelt so viele wie vor einer Woche. 

- Die Auswertung der Zahlen aus den deutschen Landkreisen meiner Kollegen aus dem Tagesspiegel-Datenteam zeigt: Neun Bundesländer haben jetzt schon eine Verdopplungszeit der Infektionsfälle von mindestens 13 Tagen, gestern waren es nur sechs Bundesländer. Während NRW die Situation langsam unter Kontrolle zu bekommen scheint, steigen die Zahlen in Bayern weiter stark an. Das zeigt sich auch im Städtevergleich: Köln zum Beispiel zählt knapp 170 Infizierte pro 100.000 Einwohner, München rund 260. 

- Ein kurzer Blick in andere europäische Länder zeigt durchaus Erfreuliches: In Spanien sind die täglichen Neuansteckungen innerhalb einer Woche von rund 8000 auf rund 5000 zurückgegangen. Die Zahl der Toten verharrt bei rund 700 pro Tag. Auch in Italien sinkt die Zahl der nachgewiesenen Neuansteckungen nun deutlich, aber auch dort stagniert die Zahl der Toten. 

• Warum in Deutschland vergleichsweise wenige Menschen am Coronavirus sterben? Deutschland zählt täglich "nur" rund ein Drittel der Coronatoten im Vergleich mit Spanien oder Italien. Am Dienstag weisen die Statistiken zum Beispiel für Deutschland rund 200 Tote aus, für Spanien rund 700. 

Die im Vergleich niedrige Sterberate in Deutschland sorgt weltweit für Erstaunen. Wir sind dem Phänomen auf den Grund gegangen. Hier erklären wir, welche Fälle überhaupt in die Statistik in Deutschland eingehen und warum Pathologen und Rechtsmediziner unzufrieden mit der Zählweise sind. 

An dieser Stelle listen wir auf, warum Deutschland wirklich im internationalen Vergleich gut dasteht: Ein Grund ist das immer noch vergleichsweise gute Gesundheitssystem. Situationen wie in Italien, Spanien, Frankreich und den USA, wo Krankenhäuser der Welle an Covid-19-Patienten nicht gewachsen sind, gibt es hier bisher nicht. Und die Chancen, dass das so bleibt, stehen gut, weil immer noch mehrere Tausend freie Beatmungsplätze in der ganzen Republik verfügbar sind. Für einen weiteren Grund kann Deutschland wenig: So sind die Erkrankten hierzulande im Schnitt deutlich jünger als in anderen Ländern. Sie kommen besser mit der Erkrankung zurecht.

• Sind Coronavirus-Infizierte später immun – oder nicht? Die Frage ist nicht nur von persönlicher Bedeutung, wenn man infiziert war. Sie spielt auch eine große Rolle, wenn es darum geht, die Anti-Corona-Maßnahmen zu lockern und zu entscheiden, wer wieder voll ins Alltagsleben einsteigen kann. 

Wissenschaftlich ist die Frage allerdings nicht abschließend beantwortet, wie mein Kollege Richard Friebe aus dem Forschungsressort erklärt. Zum Beispiel spielt die Frage eine Rolle, wie stark das neue Coronavirus mit der Zeit mutiert oder wie genau und wie lang sich das Immunsystem an eine Infektion mit Sars-CoV-2 erinnert. Allerdings: Erste Tests deuten darauf hin, dass es nach einer Infektion tatsächlich zumindest eine Zeitlang eine Immunität gibt.

• Was zu Ostern in Berlin erlaubt ist – und was nicht: Kontaktverbot und Ausgangsbeschränkungen werden über die Feiertage nicht gelockert. Ausflüge nach Brandenburg sind nur eingeschränkt möglich. Hier unser Überblick.

• Wie gehen wir mit den Folgen von Corona für die Wirtschaft um? Die Antwort ist vielschichtig. Fakt ist nach dem heutigen Tag: Europa tut sich schwer mit einer koordinierten Antwort. Nach einer 16-stündigen Marathonsitzung bis heute früh haben sich die EU-Finanzminister auf Donnerstag vertagt. Streitpunkt: Kommen die Corona-Bonds oder nicht? Dabei brechen alte Frontlinien wieder auf: Die Südländer sind dafür, die Nordländer - angeführt von Deutschland - eher dagegen. 

Angesichts der Verwerfungen, die uns in den kommenden Monaten bevorstehen, kann man darüber nur den Kopf schütteln: Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute sehen die stärkste Rezession seit den 70er-Jahren auf das Land zurollen. Weltweit sind 8 von 10 Arbeitnehmern und Unternehmern - also mehrere Milliarden Menschen - von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Kurz gesagt: Die Weltwirtschaft steuert auf die ökonomische Kernschmelze zu und Brüssel streitet mal wieder.

Der Corona-Ticker: 
Bundesregierung erwartet weitere 40 Millionen Schutzmasken aus China
+ Abgesagte Veranstaltungen: Regierung beschließt Zwangsgutscheine für Kunden
+ Berliner Senat kann Rechtmäßigkeit von Corona-Zuschüssen nicht prüfen

Was heute sonst noch wichtig war:

Dichter Qualm steigt am Portal 1 des Stadtschlosses auf.
Dichter Qualm steigt am Portal 1 des Stadtschlosses auf.

© Gerrit Bartels

• Feuer am Humboldt Forum in Berlin: Über der Mitte Berlins war am Mittwoch schwarzer Rauch zu sehen. Auf der Baustelle des Stadtschlosses hat es gebrannt. Die Eröffnung ist aber wohl nicht gefährdet. Ein Arbeiter wurde verletzt.

• Berlin will zehn Geflüchtete aus Griechenland aufnehmen: Zehn der 50 Flüchtlingskinder aus Griechenland sollen nach Berlin kommen. Gerade Kinder bräuchten Schutz, sagt Berlins Bildungssenatorin.

• Marode Brücken, vernachlässigte Schienen: Andreas Scheuer will die Schienen modernisieren – doch das Geld fließt nicht richtig, drei Milliarden Euro stecken im Finanzierungs-Stau.

Unsere Tipps für die Coronavirus-Zeit:

Unser Film-Tipp: Filmverleih Salzgeber präsentiert im Netz den Sundance-Film „This is not Berlin“. Ein spannender Trip in den Underground von Mexiko City.

Unser Streaming-Tipp: Heute besuchen wir das BKA-Theater und hören Mahler mit den Berliner Philharmonikern.

Unser Sport-Tipp: Heute erklären wir, wie Sie die Rumpfmuskulatur stärken. 

Unser Lese-Tipp: „Keine Zeit zu sterben“? Ein Buch zu den 007-Autos könnte darüber hinweghelfen, dass der Film erst im November startet.

Unser Hör-Tipp: Jede Woche erklärt der Pianist Igor Levit mit dem Sony-Producer Anselm Cybinski auf BR-Klassik eine Beethoven-Sonate. Diese Woche: die Mondscheinsonate.

Gibt es was im Fernsehen?

Was früher Schweden war, ist heute Schottland: Was Sie über die drei neuen TV-Krimis mit Inspector Jimmy Perez wissen müssen, lesen Sie hier. Der erste läuft morgen Abend in der ARD. 

Am Freitag zeigt das ZDF Wim Wenders’ Dokumentarfilm über Papst Franziskus.

Was sollte ich für morgen wissen?

Sondersitzung des Landtags in NRW zum geplanten Pandemie-Gesetz der Landesregierung. Die CDU/FDP-Koalition möchte verbindliche Durchgriffsrechte für den Fall einer schlimmen Ausbreitung der Corona-Epidemie in NRW. Ihr Gesetzentwurf sieht unter anderem Zwangsverpflichtungen von Ärzten, Pflegern und Rettungskräften im Notfall vor. Außerdem sollen die Behörden berechtigt werden, medizinisches Material sicherzustellen. Die Einschränkung von Grundrechten war im Vorfeld extrem umstritten. 

Fortsetzung der Verhandlungen der Eurogruppe über das Corona-Rettungspaket: Die Finanzminister der Eurogruppe und der übrigen EU-Staaten haben sich am Mittwoch noch nicht auf ein milliardenschweres europäisches Rettungspaket für angeschlagene Staaten, Unternehmen und Arbeitnehmer in der Corona-Krise einigen können. Morgen gehen die Verhandlungen in die zweite Runde.

Zahl des Tages!

60 Prozent der Deutschen fürchten laut einer Umfrage des Tagesspiegels die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie. Nur 43 Prozent der Befragten gaben hingegen an, dass ihnen eine Ansteckung mit dem Virus „aktuell große Sorgen“ bereite, 23 beziehungsweise 13 Prozent fürchten ein Schwinden des sozialen Zusammenhalts und Vereinsamung. Mehr zu den Ergebnissen der Umfrage an dieser Stelle.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Bleiben Sie gesund! Wenn Sie Fragen, Anregungen, Kritik zu diesem Newsletter haben, schreiben Sie mir: benjamin.reuter@tagesspiegel.de

Danke und herzliche Grüße Ihr Benjamin Reuter Leiter Newsroom

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