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Politik: Zerstört – und wiedererstanden

Die „Steinerne Glocke“, wie sie seit dem 19. Jahrhundert genannt wurde, erhebt sich wieder über Dresden.

Die „Steinerne Glocke“, wie sie seit dem 19. Jahrhundert genannt wurde, erhebt sich wieder über Dresden. Am heutigen Sonntag ab 10 Uhr morgens findet die festliche Einweihung der wiederaufgebauten Frauenkirche statt. Den Weihegottesdienst zelebrieren Landesbischof Jochen Bohl und Pfarrer Stephan Fritz, anschließend spricht Bundespräsident Horst Köhler.

Die Liste der Ehrengäste ist lang: Erwartet werden der amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie die designierte Kanzlerin Angela Merkel. Das englische Königshaus wird durch den Herzog von Kent repräsentiert, der als Anerkennung für sein Engagement für die Frauenkirche am Samstag das Bundesverdienstkreuz erhielt. Die vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges werden durch ihre Botschafter vertreten – und die Öffentlichkeit durch mindestens 100000 Neugierige rundum in der Dresdner Innenstadt. Für sie wird der Weiheakt auf mehrere Großbildleinwände übertragen, und natürlich ist das Fernsehen live dabei.

1722 hatte der Rat der sächsischen Residenzstadt Dresden den Bau einer neuen protestantischen Hauptkirche beschlossen. Beauftragt wurde Ratszimmermeister George Bähr – denn ursprünglich sollte die Kuppel aus Holz erstehen. 1743 war der Bau vollendet, einschließlich der berühmten Silbermann-Orgel. Am 15. Februar 1945, zwei Tage nach dem verheerenden Bombardement der Stadt kurz vor Kriegsende, brach die ausgeglühte Kirche zusammen. Anfang 1990 erging der „Ruf aus Dresden“ zum Wiederaufbau. Ihm schlossen sich Spender im In- und Ausland an. Knapp 180 Millionen Euro hat der Wiederaufbau gekostet, wovon gut 100 Millionen Euro aus privaten Spenden stammen.

Aus 21000 Kubikmeter Schutt wurden 7110 Werksteine geborgen, von denen 3539 wiederverwendet wurden. Bei der Freilegung des Trümmerbergs wurden große Teile des grandiosen Altaraufbaus gefunden und konnten gerettet werden. Am 27. Mai 1994 begann der eigentliche Wiederaufbau, der zehn Jahre und einen Monat später mit der Aufsetzung der Kuppellaterne seinen äußeren Abschluss fand. Unterdessen war der „archäologische Wiederaufbau“ zur Totalrekonstruktion geraten: So schufen Kunsthandwerker nicht nur das reiche Innenraumdekor neu – sogar die Kuppelfresken wurden nach dem verlorenen Vorbild ausgemalt. Bis zur Höhe von 91 Metern erhebt sich das Kreuz auf der Laterne – ein Geschenk aus England als Zeichen der Verständigung.

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