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Optimale Bedingungen. Ohne Schnee ist das Ski-Springen in Bad Freienwalde kein Problem.

© dpa

Von Alexander Fröhlich: Bei Schnee: Haltestelle Schanzentisch

In Bad Freienwalde kann die weiße Pracht bei Skispringern zu Aussetzern führen

Bad Freienwalde –Es klingt wie eine dieser Posse aus den Weiten Brandenburgs: Überall liegt Schnee, es herrscht bestes Wetter für den Wintersport, doch von den wichtigsten Skischanzen im Land durfte in den vergangenen Tagen niemand springen. Dabei bilden die im Papengrund gelegenen vier Schanzen des Wintersportvereins von Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) das nördlichste Skisprungzentrum Deutschlands, die Stadt ist daher Landesleistungsstützpunkt für Skispringer, Langläufer und nordische Kombinierer. Einige Mädchen und Frauen sind nach Angaben des Vereins sogar im Nationalkader für das Damenskispringen.

Elisa Gronau (19), selbst aus Bad Freienwalde stammend und bislang erfolgreichstes Mitglied, trainiert etwa im vogtländischen Klingenthal im dortigen Olympiastützpunkt. Sie ist auf Weg „in die A-Nationalmannschaft“, sagt der Vereinsvorsitzende Dieter Bosse. „Im vergangenen Jahr hatte sie zeitweise mehr Punkte im Weltcup als Martin Schmitt.“ Und nun das:  Stell Dir vor es liegt Schnee, doch von der Schanze springt niemand! Was ist faul im Skiland Brandenburg?

Im Gegensatz zu den Schanzen im Hochgebirge nehmen die Springer in Bad Freienwalde in Spuren aus Metall oder Keramik Fahrt auf und landen auf Matten aus Kunststoff. Und genau da gibt es Probleme mit dem Schnee, jedenfalls wenn es zu viel wird. Am Wochenende war trotz weißer Pracht im Papengrund kein Sprungbetrieb, in Bad Freienwalde herrschte Verwunderung. Vereinschef Bosse musste sich daher in den vergangenen Tagen allerlei Fragen gefallen lassen. Schließlich wurden in dem Tal am Rande der Märkischen Schweiz in den vergangenen Jahren Fördergelder in Millionenhöhe verbaut.

Seit dem Jahr 2001 stehen zwei neue Kleinschanzen dort, 2003 kam die Schanze K 42 hinzu, im Sommer 2008 weihte der Verein die Mittelschanze ein, im Fachjargon auch K60 genannt, sie ist für Sprungweiten von 60 Meter und mehr ausgelegt. Investiert hat der Verein 1,7 Millionen Euro, mehr als zwei Drittel der Summe steuert die Europäische Union bei.

Nun gab der Hotelier Bosse Entwarnung: „Wir waren am Wochenende bei Langlauf-Meisterschaften in Altenberg, da konnten wir nichts präparieren. Und wir haben alle etwas zu tun und machen das nebenbei.“ Bei den kleinen Schanzen gab es kaum Probleme, dort sorgen Haltenetze dafür, dass der Schnee auf den Matten liegen bleibt, es konnte gesprungen werden. Für die beiden größeren Anlagen kann sich der Verein solche Netze nicht leisten, mindestens 35 000 Euro kostet eines. Also müssen sich die Vereinsmitglieder in diesen Tagen die Ski anschnallen und den Hang nach alter Art festtreten. Ein Sprung in den lockeren Schnee wäre zu gefährlich und würde eine kleine Lawine auslösen. „Ab Donnerstag kann wieder überall gesprungen werden. Unsere Kinder trainieren dann wieder für einen Wettbewerb in Eisenhüttenstadt am Wochenende“, sagt Bosse. Und für jedermann ist am Sonntagnachmittag in den Loipen des Wintersportvereins im Papengrund Skiwandern angesagt.

Trotz der Panne mit dem vielen Schnee denkt der Verein für die ganz großen Sprünge in der Zukunft auch an eine Normalschanze (K 90) und eine Großschanze (K 120), nationale und internationale Veranstaltungen könnten in Bad Freienwalde stattfinden.

Dass schon die bestehenden Schanzen nicht für richtige Winter taugen, hat eine Vorgeschichte. In Bad Freienwalde gab es schon mal eine Skischanze, bis Ende der 1960er Jahre verfiel die Anlage aber. Wegen schneearmer Winter.

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