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Thomas Drachenberg. Hier 2014 mit einem Bild aus der Marienkirche Bernau.

© dpa

Brandenburg: Denkmalpfleger warnen vor drastischen Einschnitten

Geplante Verwaltungsreform führt zu harten Einschnitten beim Denkmalschutz

Potsdam/Berlin - Die brandenburgische Denkmalliste ist im vergangenen Jahr um mehr als 150 Objekte auf knapp 13 500 Denkmäler gewachsen. Neu eingetragen wurden 175 Denkmäler, andere hingegen wurden aus der Liste gelöscht, wie Landeskonservator Thomas Drachenberg am Dienstag bei der Vorstellung des Denkmalreports 2015/2016 in der Brandenburgischen Landesvertretung in Berlin sagte. Erfreulich sei zudem die Aufstockung der erst 2015 eingeführten Denkmalhilfe des Landes von 250 000 auf 500 000 Euro in diesem Jahr. Mit den Geldern konnten landesweit gefährdete Einzeldenkmale gesichert werden wie das Hugenottenhaus im uckermärkischen Hammelspring, historische Grabdenkmäler auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof oder der Turm der Dorfkirche in Trampe (Uckermark).

Weitere 389 000 Euro stellte das Land zudem für ein Programm der konzertierten Denkmalförderung zur Verfügung. Davon profitierten unter anderem die Renaissance-Epitaphien und der Zieraufsatz (Gesprenge) des gotischen Hauptaltars in der Marienkirche von Frankfurt (Oder). Auch die wertvollen Tapeten im Gutshaus von Alsdorf (Landkreis Elbe-Elster) konnten mit diesen Geldern restauriert werden.

Auch wenn es im vergangenen Jahr eine leichte Erhöhung der Denkmalförderung gegeben habe, sei Brandenburg im bundesweiten Vergleich immer noch Schlusslicht, sagte Drachenberg. So stelle beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern für die Sicherung gefährdeter Denkmäler jährlich zwei bis drei Millionen Euro zur Verfügung. Wichtig sei deshalb eine Angleichung an die Förderpolitik anderer vergleichbarer Bundesländer, betonte Brandenburgs oberster Denkmalschützer.

Auch in der eigenen Arbeit fürchten die Denkmalpfleger dramatische Einschnitte. Durch die geplante landesweite Kreisgebietsreform würden Kernaufgaben des Landesdenkmalamtes an die Unteren Denkmalschutzbehörden der Landkreise ausgelagert werden, kritisierte Drachenberg.

So soll es künftig keine landesweite zentral geführte Denkmalliste mehr geben, sondern jeder Kreis soll eine eigene führen. Zudem soll das Landesdenkmalamt keine Forschung mehr betreiben dürfen und in Streitfällen über den Erhalt oder Nichterhalt von Denkmälern nicht mehr intervenieren dürfen. „Im Ergebnis wird dann jeder für sich rumpuzzeln“, kritisierte Drachenberg. Bewährte Kooperationsstrukturen müssten durch den Aufbau neuer Netzwerke ersetzt werden, bei immer weniger Personal.

So hat das in Wünsdorf ansässige Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum (BLDAM), so der offizielle Titel, derzeit noch 76 Mitarbeiter. In den nächsten vier Jahren sollen weitere vier Stellen wegfallen. Seit 2004 mit damals 123 Mitarbeitern sei das ein Stellenabbau um 43 Prozent, sagte Drachenberg. „Wenn wir die Qualität halten wollen, müssen wir Abstriche bei der Quantität machen“, bedauerte Drachenberg.

Auch die Denkmalpfleger der Landkreise reagierten zu 99 Prozent „entsetzt“ auf die Reformpläne der Landesregierung, sagte Brandenburgs Landeskonservator weiter. Bei durchschnittlich zwei Mitarbeitern pro Landkreis seien die neuen Aufgaben für sie gar nicht zu bewältigen.

Bereits in der vergangenen Woche hatte es bei einer Anhörung im Innenausschuss des Landtags harsche Kritik an den Plänen der Landesregierung gegeben. Markus Harzenetter, Vorsitzender der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger, hatte vor „Willkür im Vollzug“ gewarnt, sollte die Verantwortung für sensible Denkmäler auf die Landkreise übergehen. Eine starke Zentralbehörde im Land sei als Kontrollinstanz wichtig, um umstrittene Entscheidungen von Landräten zu vermeiden. Im Zweifelsfall erhebt die Landesbehörde bislang ein Veto und legt den Fall notfalls dem Kulturministerium zur Entscheidung vor. Zudem sei es fragwürdig, das Landesdenkmalamt zu beschneiden. Die Behörde gelte als Vorbild bei Effizienz und Expertise, dessen Ruf sei bundesweit „hervorragend“. Franz Schopper, Chef des Landesamt für Denkmalpflege, sagte, den Landkreisen fehle das Personal. Auf Landesebene gebe es für jeden Fachbereich einen Experten. Das könnten die Kreise gar nicht leisten. Und Heidi Gerber, die die Potsdamer Außenstelle der Stiftung Denkmalschutz leitet, sagte: „Man soll nichts reparieren, was nicht kaputt ist. Markus Geiler, Alexander Fröhlich

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