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Wann fliegen sie denn? Zur BER-Baustelle kamen Hartmut Mehdorn, Joe Kaeser und Klaus Wowereit (v.l.) in Schwarz.

© dpa

Brandenburg: Drei von der Zankstelle

Siemens-Chef Kaeser besucht den unfertigen BER und ist wie Wowereit überrascht von Mehdorns Plänen

Berlin - Und wieder einmal rätseln alle über Hartmut Mehdorn: Die jüngste Ankündigung des Flughafenchefs, dass die Bauarbeiten am Pannen-Flughafen BER in Schönefeld plötzlich noch im Jahr 2014 beendet werden sollen, ist im Aufsichtsrat nach Recherchen dieser Zeitung mit Skepsis aufgenommen worden. Auch der Siemens-Konzern, der für die Fertigstellung der Brandschutzanlage im Terminal zuständig ist, hält dem Vernehmen nach diesen ehrgeizigen Terminplan für nicht realistisch. Siemens hatte sich eine Zeit von 18 Monaten ausbedungen, um die Brandschutzanlage fertigzustellen.

Es war wie ein Drei-Königs-Treffen auf dem BER, in aller Hergottsfrühe: Am Donnerstag besuchte Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser den BER wurde nach einem Frühstück, serviert wurde Rührei, von Mehdorn und dem Aufsichtsratschef Klaus Wowereit über die Baustelle geführt. Nach dem anderthalbstündigen Termin, der um 7.30 Uhr begonnen hatte, wollte sich keiner zu Inhalten oder Ergebnissen äußern. Es sei „eine interne Besprechung“ gewesen, sagte Wowereit knapp.

In einer Pressemitteilung des Flughafens wurde Siemens-Chef Kaeser dann so zitiert: „Auf Basis erforderlicher Vorarbeiten Dritter wollen wir unseren Beitrag so schnell wie möglich erbringen.“ Dabei stünden „selbstverständlich Sicherheit und Zuverlässigkeit immer im Vordergrund“. Noch allerdings kann Siemens gar nicht richtig loslegen. Der Konzern hatte 2009 den Auftrag für die elektronische Steuerung der Heizungs-, Lüftungs- und Kälteanlagen für das Terminal und die angrenzenden Gebäude erhalten, und den für die Ansteuerung der rauchabführenden Teile der Entrauchungsanlage, was alles weitgehend fertig ist. Für die Frischluftzufuhr im Terminal war damals noch das Unternehmen Bosch zuständig. Die Gesamtanlage funktioniert bisher nicht – ein Grund für die verschobene BER-Eröffnung im Mai 2012. Im Oktober 2013 hatte der Siemens-Konzern die Gesamtverantwortung übernommen, seinen ursprünglichen Auftrag um die Steuerung für die Nachströmung von Frischluft im Brandfall erweitert. „Voraussetzung für die Arbeiten von Siemens sind Vorarbeiten anderer Firmen sowie die finalen Unterlagen zur Entrauchungsmatrix“, so der Flughafen in der Mitteilung.

Und diese für Siemens entscheidenden finalen Unterlagen, so hieß es am Donnerstag aus der Berliner Dependance, liegen weiterhin nicht vor. Auslöser des Kaeser-Besuchs waren Irritationen, die der Vorstandschef des Konzerns Anfang Dezember mit einer Aussage ausgelöst hatte, dass den BER derzeit niemand brauche, eine Eröffnung „in fünf bis zehn Jahren“ reiche. Mehdorn, Berliner Senat und Brandenburgs Regierung hatten darauf mit Verärgerung reagiert. Als der Konflikt ausgeräumt wurde, hatten Mehdorn und Kaeser die BER-Visite vereinbart.

Der Flughafenchef war in den letzten Tagen gleich mit mehreren Ankündigungen vorgeprescht. So will Mehdorn am 1.Juli mit dem Testbetrieb im Nordpier des Flughafens und mit der Sanierung der Nordbahn starten; es folgte die Ankündigung, dass der Bau 2014 fertig sein würde, danach eine Test- und Abnahmephase folgen soll, zu deren Dauer sich Mehdorn nicht äußert. Der Aufsichtsrat, der von all den Vorstößen überrascht wurde, hat erneut viel zu besprechen. Wowereit verschickte diese Woche eine Einladung – zu einer vorgezogenen Sitzung des Gremiums Anfang März. Thorsten Metzner

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