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Brandenburg: Einwanderung: Wölfe willkommen

Landesregierung will Ängste zerstreuen – und Schäfer notfalls entschädigen

Potsdam - Der Wolf soll in Brandenburg wieder heimisch werden, nachdem er im 18. und 19. Jahrhundert in der Mark fast ausgerottet wurde. Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) äußerte sich am Montag in Potsdam zuversichtlich, dass in den kommenden Jahren mehr Wölfe aus Osteuropa ihren Lebensraum in Brandenburg suchen. „Wir hoffen, dass er sich hier heimisch fühlt. Er gehört in diese Wild- und Naturlandschaft“, sagte Woidke. Erste einzelne Exemplare seien bereits in der Lausitz nachgewiesen, Rudel wie in Sachsen bisher aber nicht. Gezielt sollen Wölfe aber nicht ausgesetzt werden, erklärte Woidke – und stellte klar: „Der Wolf ist sehr scheu. Für den Menschen besteht überhaupt keine Gefahr.“ Trotzdem gebe es immer noch sehr viele Vorbehalte gegen das Raubtier, das früher als „Bestie“ gejagt wurde, obwohl kaum Angriffe auf Menschen nachgewiesen sind. Fachleute sprechen von einem „Rotkäppchen-Syndrom“.

Konsequenzen dürfte die Rückkehr der Wölfe aber zumindest für Landwirte haben. „Wenn man Vorsichtsmaßnahmen beachtet, besteht auch für Nutztiere keine Gefahr“, so der Minister. So könnten Schäfer vorsorgen, indem sie ihre Herden mit Elektrozäunen schützten und Hütehunde nutzten wie in früheren Jahrhunderten. Für den Fall, dass Wölfe dennoch Schafe reißen, stellte der Umweltminister Entschädigungen in Aussicht.

Naturschützer verweisen darauf, dass Wölfe nicht nur Osteuropa, sondern auch in Spanien und in der Umgebung von Rom verbreitet sind. Zudem werde besonders in Entwicklungsländern genau beobachtet, wie man im reichen Deutschland mit einer vergleichsweise harmlosen Tierart wie dem Wolf umgehe, während Europa etwas stets sehr hohe Erwartungen an den Schutz von Tigern, Löwen oder Elefanten in solchen Staaten formuliere. „Wir müssen gegenüber Brüssel Bericht erstatten, wie es um den Wolf in Brandenburg bestellt ist“, sagte Woidke.

Zunächst will Brandenburg das so genannte „Wolfs-Monitoring“ ausweiten – sich also einen Überblick darüber verschaffen, wie viele Tiere sich bereits im Land aufhalten. Woidke übergab einen Förderbescheid über 21 470 Euro an die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe. Von dem Geld sollen unter anderem „Fotofallen“ – mit Wolfsurin markierte, getarnte Fotoapparate – in den Wäldern aufgestellt werden, um Wölfe nachzuweisen.

Im Potsdamer Naturkundemuseum ist zurzeit eine Wanderausstellung zu besichtigen, die Wissen über die Tiere vermitteln soll. Zu erfahren ist dort etwa, dass der Wolf einen Menschen auf zwei Kilometer Entfernung wittert und mehr Zähne als der Mensch hat. Die Ausstellung richtet sich auch an Kinder: „Wusstest du, dass Wölfe lächeln können und gemeinsam singen?“, heißt es beispielsweise – damit sich niemand vor dem bösen Wolf fürchtet.

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