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Mittels eines Elektronenmikroskops erstelltes Foto von EHEC-Bakterien. Archiv

© foto: dpa

Darminfektionskrankheit: Fünf Berliner mit EHEC-Verdacht in Krankenhäusern

In Berlin gibt es fünf EHEC-Verdachtsfälle. Die Patienten klagten über den typischen Durchfall. Die Berliner Infektionsschutzbeaufragte warnt vor dem Trinken von Rohmilch.

In Berlin gab es am gestrigen Dienstag Nachmittag fünf Verdachtsfälle der Darminfektionskrankheit mit enterohämorrhagischen E-coli-Bakterien (EHEC). Mindestens drei der Patienten könnten am schlimmen Krankheitsverlauf mit Nierenversagen durch das sogenannte HUS- Syndrom leiden. So berichteten die Kliniken des Vivantes-Konzerns, dass eine 30-jährige Frau im Klinikum Friedrichshain die für das Krankheitsbild schlimmen Durchfälle habe. Zudem seien die Nieren der Frau stark angegriffen. Auch liege ein EHEC-Verdacht bei einem 58-jährigen Mann vor, der im Vivantes-Klinikum in Neukölln liege. Darüber hinaus gibt es drei weitere Patienten mit Verdacht auf EHEC-Darminfektion in Charité-Kliniken, zwei davon werden auf dem Campus Benjamin Franklin behandelt, einer liegt im Virchow-Klinikum.

Eine Patientin ist 40, die andere 45 Jahre alt. Eine der Frauen soll sich beim Urlaub in Norddeutschland angesteckt haben, wo es im Moment die meisten Krankheitsfälle gibt, sagte die Infektionsschutzbeauftragte der Senatsgesundheitsverwaltung, Marlen Suckau, am Dienstag.

Dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) waren bis gestern Nachmittag drei Verdachtsfälle der EHEC-Darminfektion mit dem schweren Verlauf bekannt.

Weil sich der Darmkeim EHEC über rohe Fleischprodukte und Rohmilch von Wiederkäuern, also Rindern, Schafen und Ziegen verbreitet, rät die Berliner Infektionsschutzbeauftragte derzeit davon ab, Rohmilch zu trinken. Dass von Rohmilchkäseprodukten eine Gefahr ausgehe, sei aber nicht bekannt. Laut Gesundheitsverwaltung gebe es angesichts der aktuellen Verdachtsfälle der altbekannten Krankheit aber weder Grund zu besonderer Besorgnis noch dazu, „seinen Lebens- und Ernährungsstil zu ändern“. Eine aktuelle Statistik verzeichnet für Berlin in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 13 bestätigte HUS-Fälle (hämolytisch-urämisches Syndrom), bei dem Gifte des EHEC-Bakteriums die Innenwände der Nieren angreifen. Die Gesundheitsämter der Bezirke meldeten zuletzt bis zu vier HUS-Erkrankte im Jahr, Todesfälle gab es in Berlin aber nicht. In diesem Jahr war bereits ein Kleinkind vom gefährlichen HUS-Syndrom betroffen. Das Kind sei aber wieder gesund – wobei die Hälfte aller HUS-Patienten Nierenschäden zurückbehalten, sagte die Infektionsschutzbeauftragte.

In ganz Deutschland wissen die Behörden derzeit von 40 bestätigten HUS-Infektionen. Von der minderschwer verlaufenden EHEC-Krankheit mit wässrigem oder blutigem Stuhlgang ohne die dramatische HUS-Nierenerkrankung waren in Berlin in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt jedes Jahr zwischen 10 und 56 Menschen betroffen. Dieses Jahr wurden bislang bei 15 Patienten EHEC-Bakterien nachgewiesen. Auch die aktuellen drei HUS-Verdachtsfälle werden aber vom nationalen Referenzzentrum in Wernigerode geprüft.

Die Darmbakterien können bei der Tierverarbeitung ins Fleisch gelangen oder über Gülle etwa auf Gemüse. Deswegen solle man am oder im Boden wachsendes Gemüse vor dem Verzehr waschen und schälen, Fleisch erhitzen. Rohfleischprodukte wie Hackepeter oder Salami könne man laut der Infektionsschutzbeauftragten aber weiter essen. Über das Trinkwasser können sich die Keime nicht verbreiten. Eltern brauchen auch nicht auf den Besuch eines Streichelzoos zu verzichten – „aber danach sollten alle gut die Hände waschen“.

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