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ARCHIV - 28.12.2018, Sachsen-Anhalt, Muldestausee: Ein Fischer hält in seinem Betrieb einen Spiegelkarpfen. (zu dpa «Teichwirte erwarten Durchschnittsernte - Karpfen-Filets im Kommen») Foto: Sebastian Willnow/zb/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit

© picture alliance/dpa/Sebastian Willnow

Karpfen-Krise in Brandenburg?: Teichwirte leiden unter Wassermangel und hohen Kosten

In Brandenburgs Landwirtschaftsausschuss wurde eine Studie zur Situation der Karpfenzüchter vorgestellt. Demnach geht die bewirtschaftete Wasserfläche weiter zurück.

| Update:

Brandenburgs Karpfenzüchter leiden unter Wassermangel, Kormoranen und einem schlechten Zustand ihrer Teichwirtschaften. Das geht aus einer Studie des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow hervor, die dessen wissenschaftlicher Direktor Uwe Brämick am Mittwoch im Landwirtschaftsausschuss des Potsdamer Landtags vorstellte.

Demnach habe sich in den letzten zehn Jahren die von Teichwirten bewirtschaftete Wasserfläche von 4.000 Hektar auf 3.300 Hektar reduziert. Die Zahl der Teichwirtschaften sei von 30 auf 23 zurückgegangen. „Brandenburg ist nach Bayern und Sachsen das drittstärkste Land bei der Erzeugung von Karpfen“, sagte Brämick. Doch die Menge der in Brandenburg erzeugten Karpfen sank in den letzten zehn Jahren von 800 auf 500 Tonnen. Auch der Ertrag der Teiche pro Hektar liege deutlich unter den Werten von Sachsen und Bayern.

Nur zwölf Prozent der Brandenburger Teichflächen werden sicher mit Wasser versorgt.

Uwe Brämick, Leiter des Instituts für Binnenfischerei

Zu den wichtigsten Problemen der Karpfenzüchter gehörten die Wasserversorgung und der Zustand der Teiche: „Nur zwölf Prozent der Brandenburger Teichflächen werden sicher mit Wasser versorgt“, sagte Brämick. „Bei 44 Prozent ist die Zuverlässigkeit der Wasserversorgung nicht gegeben.“ Ein Viertel bis ein Drittel der Teichbauwerke seien in einem guten Erhaltungszustand. Der Rest sei in einem „mäßigen Zustand“. „Hier zeichnet sich ein hoher Aufwand auf, um die Kapazitäten überhaupt nutzbar zu halten“, sagte Brämick.

Wichtig ist auch die Sicherheit vor Wildtieren

Derzeit nicht ausreichend ist nach Angaben der Studie die Landesförderung für die Teichwirte. „Mit allen Förderungen und dem Verkaufspreis kommt ein Teichwirte derzeit auf 5,71 Euro pro Kilo Fisch“, sagte Brämick. Ohne Förderungen, rein aus den Verkaufserlösen, seien es nur 3,99 Euro. „Die langfristige Wirtschaftlichkeit der Karpfenteichwirtschaft ist so nicht gegeben“, sagte Brämick. „Mit der derzeitigen Förderung sind nur die laufenden Kosten bezahlbar: Ohne Förderung würden nicht einmal die Aufwendungen, die der Teichwirt in der Saison hat, ausgeglichen.“

Aus Sicht des Instituts seien Förderungen von 5,39 Euro pro Kilo Fisch oder 950 Euro pro Hektar Teich erforderlich. „Wir müssen Teichwirte auch dabei unterstützen, produktive Teiche für eine intensivere Aufzucht zu nutzen“, sagte Brämick. Dazu müsse man sich Gedanken über die künftige Herkunft von Satzkarpfen machen. Sie würden derzeit hauptsächlich in einer Anlage erzeugt, die vom Kraftwerk Jänschwalde beheizt wird. Da das Kraftwerk perspektivisch abgeschaltet wird, könne das so nicht mehr weitergehen.

„Hier sind Alternativen gefragt“, sagte Brämick. „WIe kann man künftig Satzfische sicher vor Wildtieren und konzentriert erzeugen.“ Eine Möglichkeit könnte die Nutzung von Bergbaufolgeseen zur Aufzucht von Satzfischen sein. Brandenburgs Landwirtschaftminister Axel Vogel (Grüne) betonte, das Land habe Interesse daran, dass die Karpfenteiche im Land von aktiven Teichwirten bewirtschaftet werden. „Wie bei den Schafhaltern leben auch die Teichwirte vor allem vom Natur- und Artenschutz“, sagte Vogel.

Die meisten Teiche gelten als wertvolle Biotope

Der Abteilungsleiter für Landwirtschaft im Potsdamer Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Martin Kruse, betonte, dass das Ministerium die generelle Förderung für die Karpfenzüchter bereits von 100 auf 250 Euro pro Hektar und die Förderung im Bereich des Vertragsnaturschutzes ebenfalls auf 250 Euro pro Hektar erhöht habe.

Denn die meisten Brandenburger Karpfenteiche liegen als wertvolle Biotope in den Schutzgebieten des Landes. Würde die Bewirtschaftung durch die Teichwirte nicht mehr stattfinden, müsste man die Gewässerfläche alle zehn Jahre renaturieren, sagte Brämick. „Und da wäre man dann ganz schnell im Bereich von einigen hundert Millionen Euro Kosten.“

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